| # taz.de -- Union und SPD: Klimaschutz ins Grundgesetz | |
| > Umweltverbände fordern mehr Geld für Maßnahmen gegen Erderhitzung – der | |
| > Klimaschutz käme im Sondierungspapier der künftigen Koalition kaum vor. | |
| Bild: Immer auch ans Klima denken: Greenpeace-Aktivisten vor dem Konrad-Adenaue… | |
| Berlin taz | Umweltverbände üben massive Kritik an Union und SPD, weil die | |
| Parteien bei der Bildung einer neuen Bundesregierung bislang den | |
| Klimaschutz vernachlässigen. Die Organisationen Greenpeace und Germanwatch | |
| fordern, dass bei einer Grundgesetzänderung die Schuldenbremse nicht nur | |
| für Verteidigung, sondern auch für den Klimaschutz gelockert wird. | |
| CDU, CSU und SPD wollen die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben | |
| faktisch aussetzen und ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro | |
| bis 2030 für die Modernisierung der Infrastruktur auflegen. Das Wort Klima | |
| taucht in dem Beschluss nicht auf. Im Papier mit dem [1][Ergebnis ihrer | |
| Sondierungsgespräche] bekennen sie sich zwar zu den deutschen Klimazielen. | |
| Aber wie diese erreicht werden sollen, bleibt im Dunkeln. | |
| Um die Änderungen an der Schuldenbremse und das „Sondervermögen“ | |
| umzusetzen, brauchen CDU, CSU und SPD im Bundestag und im Bundesrat eine | |
| Zweidrittelmehrheit. Im alten Bundestag ist diese mit den Grünen | |
| erreichbar, im neu gewählten Bundestag brauchen Union und SPD dafür indes | |
| auch die Linkspartei. | |
| „Sicherheit muss breiter definiert werden als nur in Bezug auf | |
| Verteidigung“, sagt Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser der taz. | |
| Deshalb müsse die Schuldenbremse auch für nationale und internationale | |
| Klimaschutzausgaben gelockert werden. | |
| ## Es brauche ein „erweitertes Sicherheitsverständnis“ | |
| Auch die Umweltorganisation Germanwatch drängt auf Nachbesserungen. „Wir | |
| fordern, dass es für das Sondervermögen Sicherheit ein erweitertes | |
| Sicherheitsverständnis gibt“, sagt David Ryfisch, Leiter des Bereichs | |
| zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch. Dabei müsse es auch um Klima- | |
| und humanitäre Sicherheit gehen. „Damit wollen wir erwirken, dass | |
| zusätzliche Mittel für internationale Klimafinanzierung und die humanitäre | |
| Hilfe zur Verfügung stehen“, sagt er. | |
| Der internationale Klimaschutz werde von den drei künftigen | |
| Regierungsparteien bislang vollkommen ignoriert. „Um die zusätzliche | |
| Klimafinanzierung abgegrenzt von den Verteidigungsherausforderungen zu | |
| ermöglichen, sollte bei der Grundgesetzänderung auch ein klar definiertes | |
| Fenster für Klima- und humanitäre Sicherheit geöffnet werden“, fordert | |
| Ryfisch. Durch den Ausstieg der USA aus der Klimafinanzierung entstehe ein | |
| Vakuum, das gefüllt werden müsse. | |
| Die Pläne für das von Union und SPD vorgesehene „Sondervermögen“ für die | |
| Sanierung der Infrastruktur sind bislang sehr vage. „Klimaschutz muss | |
| Kompass für jede Investitionsentscheidung sein“, fordert | |
| Greenpeace-Geschäftsführer Kaiser. Das müsse sich auch im Koalitionsvertrag | |
| spiegeln. Im Verkehrsbereich sei das [2][bundesweite ÖPNV-Ticket] für | |
| monatlich 58 Euro nicht gesichert, kritisiert Kaiser. „Auch dass die | |
| Infrastrukturmilliarden nicht in noch mehr Autobahnen fließen können, | |
| schreibt das Sondierungspapier nicht fest“, sagt er. | |
| ## Was ist mit Wasserstoff? | |
| Die Energiepolitik stößt ebenfalls auf Kritik. Bis Ende des Jahrzehnts | |
| wollen Union und SPD 20 neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 20 | |
| Gigawatt bauen. Eine Umrüstung auf klimafreundlichen grünen Wasserstoff | |
| wird nicht erwähnt. „Zusammen mit einem unklaren Bekenntnis zum Verpressen | |
| von Kohlendioxid im Boden versteckt sich hier eine Lebensversicherung für | |
| klimaschädliche fossile Geschäftsmodelle“, warnt Kaiser. | |
| Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) sieht das ähnlich. Nach | |
| Berechnungen der Branche kann die erforderliche Leistung über flexibel | |
| steuerbare Erneuerbare-Anlagen, Speicher und Sektorenkopplung besser | |
| gewährleistet werden. „Flexibilität muss das Leitprinzip des [3][neuen | |
| Strommarkts] werden, das schafft ein dezentrales Back-up besser“, sagt | |
| BEE-Präsidentin Simone Peter. | |
| 10 Mar 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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