# taz.de -- Wahlsieg der Union: Kann Merz auch Antifa? | |
> Der nächste Kanzler heißt Friedrich Merz. Nach Hasstiraden gegen links | |
> muss ausgerechnet er den weiteren Aufstieg der AfD verhindern. | |
Bild: Wirkt nicht, als würde er hart gegen rechts durchgreifen: Deutschlands n… | |
Friedrich Merz kann mit dem [1][Ergebnis der Union] in jedem Fall zufrieden | |
sein. Der Auftrag zur Regierungsbildung ist ihm nicht mehr zu nehmen. Ob | |
dazu eine oder doch zwei weitere Parteien nötig sind, stand zur Stunde noch | |
dahin. Dass Merz nicht mit der AfD zusammengehen würde, hat er glaubhaft | |
versprochen. Alle anderen denkbaren Koalitionspartner kann er ab sofort | |
damit erpressen, sie wollten doch hoffentlich verhindern, dass er mit | |
rechts außen kooperieren müsse – wie er es Ende Januar im Bundestag | |
[2][schon erprobt hat]. | |
Das betrifft zuallererst die SPD. Zwar versuchte Olaf Scholz seit der | |
gemeinsamen Anti-Asyl-Abstimmung von Union und AfD, diesen Vertrauensbruch | |
auszuschlachten. Viel stärker aber war sein Signal, dass die SPD mitmachen | |
würde, was auch immer Merz vorschwebt: Asyl-Beschränkungen – wollten wir | |
eh. Bürgergeld-Kürzungen dito. | |
Insofern hat die SPD sich ihr bis vor kurzer Zeit noch unvorstellbar | |
schlechtes Ergebnis redlich erwirtschaftet. Wer sollte eine Kanzlerpartei | |
wählen, die weder zu den Liberalisierungen noch zur Sozialpolitik stehen | |
mag, die sie immerhin erreicht hat, sondern sich in einen niemals | |
gewinnbaren Härte-Contest begibt? | |
Mit ein paar Abstrichen gilt das auch für [3][die Grünen]. Die Stimmen | |
derer, die finden, dass es gegen jedwede Merz-Regierung sozialökologischen | |
Widerstand braucht, haben sich konsequenterweise [4][bei der Linkspartei | |
versammelt]. | |
Doch so weitreichend die Verschiebungen für jede einzelne Partei sind – | |
ihre Bedeutung verschwindet hinter der alles überragenden Aufgabe der | |
kommenden Regierung: Dem Aufstieg der autoritären Rechten und der Feinde | |
der liberalen Demokratie etwas entgegenzusetzen. | |
Bis zu Donald Trumps Amtsantritt bedeutete das vor allem zu verhindern, | |
dass die AfD bis zur nächsten Bundestagswahl noch stärker wird. Das allein | |
ist schon Herausforderung genug. Denn die AfD profitiert vom zentralen | |
Dilemma der Republik: Je enger die demokratischen Parteien sich gegen die | |
Rechtsextremen zusammenschließen, desto mehr bestärken sie die „Wir gegen | |
das Establishment“-Pose der AfD. | |
## Die Aufgaben sind klar – erste Maßnahmen auch | |
Seitdem Trump sich Putins Ansichten zu eigen macht und das | |
Nato-Sicherheitsversprechen aufkündigt, ist die Herausforderung noch viel | |
größer: Es gilt, europäische Bündnisse zu schmieden, um den drohenden | |
Ausfall der USA zu kompensieren, und Mittel dafür aus dem Bundeshaushalt zu | |
schöpfen. | |
Wenn Merz und Scholz in den vergangenen Wochen so dicht zusammengearbeitet | |
haben, wie es aussah, haben sie vielleicht auch schon verabredet, was am | |
Tag nach der Wahl passieren muss: Sondervermögen definieren, | |
Schuldenbremsenreform vorbereiten, europäische Schuldenregeln lockern. | |
Die liberale Demokratie ist von innen und außen bedroht, die Gefahr trägt | |
faschistische Züge. Jede kommende Koalition muss ein antifaschistisches | |
Bündnis sein. Friedrich Merz, der noch am Tag vor der Wahl nichts Besseres | |
zu tun hatte, [5][als gegen „links“ zu pöbeln], wirkte zuletzt nicht so, | |
als hätte er die Prioritäten schon zurechtgerückt. | |
23 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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