# taz.de -- CDU-Politiker über die Wahlrechtsreform: „Eineinhalb Punkte mehr… | |
> Der CDU-Politiker Stefan Glaser hat seinen Wahlkreis Lörrach-Müllheim | |
> gewonnen. Ein Bundestagsmandat erhält er trotzdem nicht. | |
Bild: Auszählung von Stimmzetteln nach der Bundestagswahl am 23. Februar | |
taz: Herr Glaser, Sie haben in Ihrem Wahlkreis 8 Prozentpunkte mehr geholt | |
als Ihre Vorgängerin vor drei Jahren und fast 5 Prozentpunkte mehr als | |
[1][die CDU/CSU bundesweit]. Trotzdem ziehen Sie nicht in den Bundestag | |
ein. Wie enttäuscht sind Sie? | |
Stefan Glaser: Ich habe ja von Anfang an gewusst, dass [2][das Wahlrecht] | |
so ist, wie es ist, als ich mich hier im Wahlkreis um die Nachfolge | |
beworben habe. Ich habe das also mit einkalkuliert. Natürlich wäre ich | |
glücklicher darüber, wenn ich heute Abend nach Berlin fliegen könnte. Aber | |
ich bin auch nicht zu Tode betrübt. Was mich freut, ist, dass ich den | |
Wahlkreis gewonnen habe. Ich habe ihn deutlich gewonnen. | |
taz: Haben Sie sich ausgerechnet, welches Ergebnis Sie gebraucht hätten, um | |
es zu schaffen? | |
Stefan Glaser: Es gibt ja eine Rangliste der Wahlkreise. Danach hätten | |
eineinhalb bis zwei Prozentpunkte mehr gereicht. Also um 35 Prozent herum. | |
taz: Was für eine Rolle hat Ihre Situation im Wahlkampf gespielt? | |
Stefan Glaser: Tatsächlich haben es viele Bürger überhaupt nicht | |
verstanden, wie dieses neue Wahlrecht funktioniert. Ganz viele haben mir | |
gesagt: „Das kann doch nicht sein. Dass wir dich wählen und du dennoch | |
nicht in den Bundestag kommst.“ SPD und Grüne haben damit auch Wahlkampf | |
gemacht. Sie haben in Social-Media-Posts behauptet, dass ich chancenlos sei | |
und man deshalb sie wählen müsste. | |
taz: Weil andere Parteien, die weniger Wahlkreise gewinnen, ihre | |
erfolgreichen Direktkandidaten sicher in den Bundestag bringen. | |
Stefan Glaser: Genau. Hätte der SPD-Mann oder die Kandidatin von den Grünen | |
den Wahlkreis gewonnen, dann wären sie sicher eingezogen. Und bei mir ist | |
es natürlich nicht so, weil die CDU fast jeden Wahlkreis in | |
Baden-Württemberg gewonnen hat. | |
taz: Was bedeutet das jetzt aus Ihrer Sicht für den Wahlkreis, dass der | |
keinen Direktkandidaten hat? | |
Stefan Glaser: Das ist natürlich problematisch. Der Vertreter im Bundestag | |
ist ja extrem wichtig für eine Region. Bei uns ist es natürlich doppelt | |
bitter, weil wir der Wahlkreis sind, der am weitesten von Berlin entfernt | |
ist, und wir sind auch ein großer Flächenwahlkreis, den kann nicht so | |
einfach ein anderer Abgeordneter mitbetreuen. | |
taz: Erwarten Sie von der neuen Bundesregierung, dass sie das Wahlrecht | |
wieder ändert? | |
Stefan Glaser: Ganz klar, ja. Wir müssen das meiner Meinung nach | |
zurückdrehen. Es ist ein redliches Ziel, die Anzahl der Sitze im Deutschen | |
Bundestag zu reduzieren. Aber nicht auf diese Art und Weise. | |
taz: Wie geht es mit Ihrer politischen Karriere weiter? | |
Stefan Glaser: Ich bleibe der CDU als Vorsitzender des Kreisverbands | |
Lörrach erhalten. Dadurch, dass ich den Wahlkreis gewonnen habe, bin ich | |
ein potenzieller Nachrücker. Es kann also auch sein, dass ich innerhalb der | |
nächsten vier Jahre noch in den Bundestag nachrücke, auch wenn das nicht | |
sehr wahrscheinlich ist. Und ich schließe auch nicht aus, dass ich in vier | |
Jahren noch einmal kandidieren werde. Ansonsten konzentrieren wir uns hier | |
in Baden-Württemberg erst mal auf den Landtagswahlkampf im Frühjahr 2026. | |
24 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Benno Stieber | |
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