# taz.de -- Wahlverhalten junger Menschen: Misstrauensvotum gegen die Alten | |
> Viele junge Menschen wollen Die Linke wählen, zuletzt bekam die AfD viele | |
> ihrer Stimmen. Die Parteien der Mitte haben sie enttäuscht. | |
Bild: 19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wollen sie laut einer Umfrage wählen… | |
Etwa 19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wollen laut einer [1][Umfrage] die | |
Linkspartei wählen, bei den nicht wahlberechtigten unter 18-Jährigen wären | |
es noch mehr. Und auch ein paar Ältere aus dem altlinksgrünen | |
Wechselwählermilieu wollen das offenbar auch wieder tun. Als Gründe gelten, | |
dass sich [2][Sahra Wagenknecht] selbstständig gemacht hat, dass die Partei | |
glaubwürdiger als andere für soziale Gerechtigkeit und Antifaschismus stehe | |
und dass [3][ein Video der Spitzenkandidatin] Millionen Mal geklickt wurde. | |
Die verbesserten Umfragewerte werden als Zeichen dafür verstanden, dass die | |
gerade noch mumifizierte Partei eine großartige Wiederauferstehung als | |
Partei der Jungen erlebe. Wenn man sich das Wahlverhalten der Jungen | |
anschaut, manchmal in der Altersgruppe 18 bis 24, manchmal 18 bis 29 | |
gemessen, so ist die eine zentrale Erkenntnis, dass es sehr volatil ist. | |
Die Grünen sind konstant vorn und mit vorn, ansonsten war bei der letzten | |
Bundestagswahl die FDP stark, bei der EU-Wahl die AfD und neuerdings die | |
Linkspartei. | |
Auch die „übrigen“ Parteien sind bei den unter 30-Jährigen deutlich stär… | |
als bei Älteren. Entscheidend für dieses Wahlverhalten ist, dass die | |
Jüngeren in einer anderen Welt leben als die Älteren. Letztere sind bei | |
allen Krisen noch auf die „Normalität“ der Bundesrepublik konditioniert, | |
dass im Großen und Ganzen alles ordentlich läuft und zwei sehr ähnlich | |
agierende Volksparteien gottgegeben politisch zuständig sind. | |
Die Jüngeren, speziell die 2000er Jahrgänge, sind in einer Welt der Krisen | |
aufgewachsen und haben beim politischen und familiären Umgang damit den | |
Eindruck gewonnen, dass die Erwachsenen es nicht mehr auf die Reihe | |
kriegen. Sie haben sich in der Folge eben nicht nach rechts (EU-Wahl) oder | |
nach links (nun) orientiert, sondern weg von der alten Bundesrepublik. Sie | |
gehen – vermutlich zu Recht – davon aus, dass die jahrzehntelang bewährten | |
Politikmethoden von Sozialdemokratie und Christdemokratie nicht in der Lage | |
sind, die sich potenzierenden Krisen zu bewältigen. | |
Sie bevorzugen daher zum einen nicht im Parlament vertretene | |
Kleinstparteien, zum anderen systemkritische und bundesrepublikferne | |
Parteien, also AfD und Linkspartei. Dass die Linkspartei mit ihrer Außen- | |
und Sicherheitspolitik, ihren Nato- und EU-Positionen sowie dem | |
[4][Putin-Lavieren] überhaupt nicht auf Höhe der realen Problemlagen ist, | |
ist ihnen im Moment offenbar egal [5][[ernsthaft? d. säzzer]]. Da die | |
liberale Demokratie für diesen Teil der Jungen keinen Schutz und keine | |
Zukunft zu bieten scheint, wählen sie die oppositionellen Ränder. Das | |
heißt: Wir haben auch keine Ahnung, wie es besser gehen könnte, aber so | |
nicht. | |
19 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://katapult-magazin.de/de/artikel/parteipraeferenzen-der-18-bis-29-jae… | |
[2] /Spaltung-der-Linkspartei-vollzogen/!5968643 | |
[3] /Linke-Politikerin-Heidi-Reichinnek/!6063355 | |
[4] /Linke-Putin-Versteher_innen/!5840085 | |
[5] /Nachruf-auf-taz-Setzer-Georg-Schmitz/!6067175 | |
## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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