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# taz.de -- Werben um Wechselwähler*innen: Grüne entdecken Gefahr von Links
> Die Linke steigt in Umfragen, die Grünen reagieren. In einer
> Anzeigen-Kampagne warnen sie vor verlorenen Stimmen und sinkenden
> Verteidigungsausgaben.
Bild: „Die Linke“ wird von den Grünen kurz vor der Wahl als Konkurrentin i…
Berlin taz | Die Grünen haben auf den letzten Metern des Wahlkampfs die
Linkspartei als Konkurrentin wiederentdeckt. In mehreren
Social-Media-Anzeigen sprechen sie seit Dienstag explizit
Wechselwähler*innen an, die zur Linken tendieren.
„Eine Partei zu wählen, die von vornherein ausschließt zu regieren, drückt
sich vor der Verantwortung, in schwierigen Situationen das Richtige zu
tun“, sagt Außenministerin Annalena Baerbock in einem der Clips. Dazu wird
ein Wahlplakat der Linken eingeblendet, auf dem steht: „Alle wollen
regieren. Wir wollen verändern.“
Ähnlich hatte sich Baerbock am Montag schon bei einem Wahlkampfauftritt in
Darmstadt geäußert. In einem anderen Werbevideo behaupten die Grünen, die
Linkspartei komme sicher in den Bundestag. „Ob die Opposition 6 oder 8
Prozent hat, macht nicht so einen großen Unterschied.“ Ob die Grünen 12
oder 14 Prozent bekämen, entscheide dagegen über ihren Einfluss in einer
möglichen neuen Bundesregierung.
Auch von [1][Kleinparteien wie Volt] raten die Grünen in ihren neuen
Anzeigen ab: Stimmen für Parteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern,
seien verlorene Stimmen.
Allein auf den Plattformen Instagram und Facebook erreichten die
entsprechenden Anzeigen laut Daten des Mutterkonzerns Meta bis
Mittwochnachmittag knapp 2 Millionen Nutzer*innen.
Lange Zeit hatten die Grünen und ihr Kanzlerkandidat Robert Habeck in
diesem Wahlkampf [2][stärker auf Wähler*innen in der politischen Mitte
abgezielt] – etwa auf frühere Anhänger*innen von Angela Merkel, die mit
der CDU unter Friedrich Merz fremdeln. Die Linke, die in Umfragen bis vor
wenigen Wochen unter 5 Prozent lag, tauchte höchstens am Rande auf. Nachdem
[3][ihre Zahlen zuletzt gestiegen sind] und die der Grünen stagnieren,
ändert sich das.
## Man habe nichts gegen die Linken, aber …
CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz habe durch seine gemeinsame Abstimmung
mit der AfD im Bundestag die Linke wiederbelebt, heißt es aus der
Grünen-Zentrale. Die Empörung über sein Vorgehen habe bei ihr am
sichtbarsten eingezahlt. Einen Wiedereinzug der Linken in den Bundestag
fände man bei den Grünen gut. In der eigenen Kommunikation wolle man jetzt
aber klar machen, dass es zur Umsetzung progressiver Ziele eine progressive
Kraft mit Machtoption brauche.
Tatsächlich sind zwar auch die Machtoptionen der Grünen beschränkt. Sie
selbst würden nach der Wahl gerne Regierungsgespräche mit der Union führen,
die CSU schließt das jedoch aus. Noch geringer ist aber die
Wahrscheinlichkeit, dass die Linke regiert. Eine lagerübergreifende
Koalition ist mir ihr nicht denkbar und eine rot-rot-grüne Mehrheit nicht
in Sicht.
Neben dem taktischen Argument bringen die Grünen in ihren Anzeigen auch
zwei inhaltliche Kritikpunkte vor. Auf einem Sharepic heißt es, die
Menschen in der Ukraine würden „von der Linkspartei im Stich gelassen“, da
sie aus der Nato aussteigen und Verteidigungsausgaben zurückfahren wolle.
Auf einer anderen Grafik steht, die Linke behandele die Klimakrise „oft als
zweitrangig“.
## Linkspartei kritisiert die Kritik
Allerdings beschränken sich die Grünen in der letzten Wahlkampfwoche nicht
auf Kritik an der Linkspartei. In einer weiteren aktuellen Werbegrafik
führen sie in ähnlicher Weise Argumente gegen die SPD auf. In einem Video
lassen sie eine Rentnerin sprechen, die berichtet, sie sei aus der CDU
ausgetreten und habe festgestellt, dass sie mit ihren Ansichten bei den
Grünen besser aufgehoben sei.
Kritik an der Grünen-Kampagnen kommt von den Linken selbst. „Es ist klar,
dass bei der Wahl jede Partei zuerst für das eigene Programm wirbt. Aber:
In einer Zeit, in der eine schwarz-blaue Mehrheit droht, sollten Parteien
links der CDU nicht gegeneinander Wahlkampf machen“, sagte
Bundesgeschäftsführer Janis Ehling der taz.
Außerdem könne man Veränderungen auch ohne Regierungsverantwortung
erwirken, so Ehling weiter. „Für uns ist entscheidend, dass wir nicht um
jeden Preis regieren wollen, sondern nur dann, wenn wir dort mehr verändern
können als in der Opposition.“ Den Mindestlohn (2015 unter der Großen
Koalition eingeführt) habe die Linke „aus der Opposition heraus
durchgesetzt“ und als Nächstes werde man auch ohne Regierungsbeteiligung
für einen Mietendeckel sorgen. Die eigenen Grundsätze werde man allerdings
„nicht für einen Ministerposten opfern“.
19 Feb 2025
## LINKS
[1] /Kleinparteien-vor-der-Bundestagswahl/!6059079
[2] /Neues-Buch-von-Robert-Habeck/!5741473
[3] /Renaissance-der-Linkspartei/!6068141
## AUTOREN
Tobias Schulze
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