# taz.de -- Watzkes Wahlwerbung für Merz: Sauerländischer Filz beim BVB | |
> Aki Watzke macht unangenehmen Wahlkampf für Friedrich Merz. Und ligaweit | |
> teilen pöbelnde alte Herren wie er, Hoeneß oder Zingler einen Sound. | |
Bild: Hans-Joachim Watzke erklärt mal wieder die Welt | |
Hans-Joachim Watzke [1][äußert sich gern zu Politik]. Vor allem äußert sich | |
der BVB-Boss und das CDU-Mitglied in letzter Zeit gern zu Friedrich Merz. | |
„Friedrich kann scharf formulieren, aber er ist einer, der verbindet“, | |
dozierte er jüngst plakatreif. Die beiden gelten als Jugendfreunde, „unsere | |
Väter haben schon gemeinsam Politik gemacht“ (Watzke). BVB-Mitglied Merz | |
wiederum war zehn Jahre im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund. Es ist ein | |
unangenehmer sauerländischer Filz, der sich da auf den BVB legt. | |
Die Einmischung des mächtigen Multifunktionärs Watzke ist nicht neu, er | |
unterstützte 2021 schon [2][Armin Laschets Kanzlerkandidatur]. Dieser hatte | |
sich zuvor dem BVB äußerst entgegenkommend gezeigt, indem er [3][in der | |
Pandemiezeit für Lockerungen lobbyierte]. Eine Hand wäscht die andere. Die | |
Vehemenz, mit der sich Watzke nun wöchentlich für Merz in den Ring wirft, | |
ist allerdings schon peinlich. Interessant auch, dass sich mit | |
Markenbotschafter Roman Weidenfeller ein weiterer Dortmunder für Merz | |
ablichten lässt. Solch enge Spezl-Beziehungen kennt man sonst eher vom FC | |
Bayern und der CSU. Die hat es immerhin nie ins Kanzleramt geschafft. | |
Für den Fußball heißt das nichts Gutes: Zuletzt verbreitete Merz die | |
beliebten [4][Fake News, dass im Kinderfußball keine Tore mehr geschossen | |
werden dürften] und kündigte an, dem DFB dafür die Leviten zu lesen. Völlig | |
kenntnisfrei von aktuellen Fußballentwicklungen, aber auf Linie von Watzke | |
(„demnächst spielen wir dann noch ohne Ball“). Zu befürchten sind weitere | |
markige Einmischungen, deren Konsequenzen allerdings überschaubar sein | |
dürften. Und zu viel Lobbymacht für den Profifußball. Watzke selbst bedient | |
sich inhaltlich leichtgewichtig am Baukasten von Merz, schimpft über | |
fehlende Leistungsbereitschaft, Migrationspolitik oder Gendern. | |
Den Tabubruch mit der AfD fand der BVB-Boss unproblematisch, ähnlich sieht | |
das Ex-Rivale Uli Hoeneß. Denn Watzkes Rants sind kein Alleingang, sondern | |
Teil eines Sounds im Fußball. Auch Rummenigge wettert gern über allgemeine | |
Verweichlichung und belehrende Deutsche. Das gehört schon lange zum | |
Repertoire von Hoeneß, der behauptet, die Grünen wollten ihm Zucker im | |
Kaffee verbieten. Je weniger die alten Herren realpolitisch im Fußball zu | |
sagen haben, desto schriller werden ihre politischen Tiraden. Und desto | |
einiger werden sie sich. In ihrem Habitus aus der Fußballbubble – geprägt | |
von viel Geld, viel toxischer Männlichkeit, viel Leistungsdruck – | |
[5][dürften sie sich in Friedrich Merz so gut wiederfinden] wie lange nicht | |
mehr seit der Vor-Merkel-Ära. | |
## Zurückhaltung der anderen | |
Erstaunlich ist, dass die Stimmen der Halbpensionäre medial noch so viel | |
Beachtung bekommen. Das ist zum einen der Zurückhaltung anderer | |
Spitzenklubs geschuldet. Von Meister Bayer Leverkusen, Red Bull, Eintracht | |
Frankfurt oder dem VfB Stuttgart ist kaum Politisches zu vernehmen, | |
zumindest aber erfreulicherweise auch keine Wahlempfehlung. Vielleicht ist | |
das Selbstverständnis anders. Schwer vorstellbar, dass etwa | |
Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes oder VfB-Boss Alexander Wehrle übers | |
Gendern vom Leder ziehen. Sie entstammen einer Generation, die sich eher | |
als CEOs sieht denn als Volkspatrone. | |
Die diskursive Dominanz dürfte, zweitens, auch [6][dem Rollback rund um | |
Friedrich Merz] geschuldet sein. Plötzlich sind die pöbelnden alten Herren | |
mit ihrem Doomsday-Gerede wieder Zeitgeist, obwohl die Liga längst diverser | |
ist. So entstehen mitunter kuriose gemeinsame Fronten. Union-Boss Dirk | |
Zingler, der eher BSW-Sound betreibt, sah jüngst eine Bevormundung wie in | |
den letzten Jahren der DDR: „Die Elite und das Volk leben aneinander | |
vorbei.“ Aki Watzke, Uli Hoeneß, Dirk Zingler: In der wohl größten Krise | |
der Bundesrepublik sind die fußballerischen Klassenfeinde einander ganz | |
nahe. | |
15 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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