# taz.de -- Männer-Bundesligaauftakt: Schwurbelnd und kremlfreundlich | |
> Union Berlin macht es unserem Autor schwer, vor allem aus politischen | |
> Gründen. Er trainiert sich seine Union-Leidenschaft jetzt ab. | |
Bild: Holger Friedrichs Berliner Zeitung wirbt jetzt bei Union, hier bei einem … | |
Fußball ist noch immer harte Männersache. Da täuschen [1][großartige | |
Frauenspiele] ebenso wenig darüber hinweg wie mutige Schiedsrichterinnen | |
oder offenbar kein Risiko scheuende Trainerinnen. Auf dem Platz, auf den | |
Rängen, in der Kneipe bestimmt „er“. Und auch die Funktionärsschar ist ei… | |
reine Männertruppe. | |
Das Tragische besteht darin, dass sich kein Fan seine Mannschaft aussuchen | |
kann – das Team ist auf einmal einfach da, es kommt, und schon ist es | |
geschehen. Vielleicht hat das niemand so treffsicher beschrieben wie Nick | |
Hornby in seinem Erstlingsroman „Fever Pitch“ 1992. Mir ging es ähnlich: | |
Mein Vater spielte in den 1950er/60er Jahren als Halb- oder | |
Dreiviertelprofi. Er war eine kleine regionale Bekanntheit. Wo ich | |
aufwuchs, am Ostberliner Müggelsee, war es selbstverständlich keine Debatte | |
wert, dass jeder Fan des 1966 gegründeten 1. FC Union war. | |
Allerdings stand die Mauer und damals war es selbstverständlich, dass | |
[2][ein Unioner auch Fan von Hertha] auf der anderen Seite der Mauer war. | |
Damals wie heute geht es immer auch um Politik und Ideologie. Ich habe viel | |
mit Union mitgemacht: schreckliche faschistische Erfahrungen mit einer | |
größeren Fangruppe in den 1980er Jahren, ebensolche Erfahrungen in den | |
1990er Jahren begleitet vom sportlichen Absturz und etlichen Skandalen. | |
2004 wurde [3][Dirk Zingler Präsident]. Was er in den folgenden Jahren nach | |
holprigem Start leistete, ist kaum zu beschreiben. Aus dem Underdog wurde | |
der Champions-League-Teilnehmer und der mitgliederstärkste Sportverein weit | |
und breit. | |
## Politik zog in den Verein ein | |
Und dann zog die Politik in den Verein ein. Zuerst wurde das sichtbar an | |
der Personalie Oliver Ruhnert, ein sympathischer Aufsteiger aus dem | |
Ruhrpott. Noch im tiefen Westen engagierte er sich seit 2007 für die | |
Linkspartei. Als er 2017 zu Union kam, wurde er Chefscout und trug | |
maßgeblich zum Sensationserfolg von Union bei – er hatte Urs Fischer | |
verpflichtet. | |
Irgendwann scheint der Erfolg allen zu Kopf gestiegen zu sein. Der | |
Pressesprecher Christian Arbeit schwurbelt seit Jahren durch die sozialen | |
Medien und verbreitet Abenteuerliches. Dirk Zingler verbreitet seit Jahren | |
in unsportlichen, aber sehr ideologischen und politischen Interviews | |
[4][Thesen, die Union und den Osten als Underdogs], als vom Westen | |
erwünschte Verlierer, als Bollwerk gegen den Westen malen. Und Ruhnert trat | |
aus der Linkspartei aus und wollte mit Wagenknecht und ihrer Russland-Sekte | |
in den Bundestag einziehen. | |
## Kooperation mit Holger Friedrich | |
Der neueste Coup: Union geht mit dem [5][Berliner Verlag von Holger | |
Friedrich] zusammen, dessen Organe als kremlnah gelten. Auf den | |
Union-Dauerkarten darf sich jeder über Weltbühne-Werbung „freuen“, im | |
Stadion ist die Bandenwerbung auf Berliner Zeitung abgestellt. Doch nicht | |
nur die Führungscrew scheint das Problem zu sein, auch aus der Fankurve | |
höre ich bislang keine Kritik. | |
Fußball bietet alles, was eine Gesellschaft ausmacht. Auch Enttäuschungen. | |
Ich trainiere mir jetzt meine Union-Leidenschaft ab. Aber natürlich bin ich | |
bereit, das zu revidieren, wenn die politisch-ideologische Führung von | |
Union wieder eine sportliche wird. | |
22 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Fazit-zum-PR-Getoese-bei-der-EM/!6101282 | |
[2] /Fussballkultur-und-Mauerfall-in-Berlin/!5624884 | |
[3] /Union-Berlin-in-patriarchaler-Hand/!5970936 | |
[4] /Watzkes-Wahlwerbung-fuer-Merz/!6066629 | |
[5] /Holger-Friedrichs-Berliner-Zeitung/!6097068 | |
## AUTOREN | |
Ilko-Sascha Kowalczuk | |
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