# taz.de -- Umfrage zur Sozialpolitik: Auch Konservative sind gegen Spekulanten | |
> Links der Mitte kommen Forderungen nach sozialem Ausgleich am besten an. | |
> Aber auch unter Unions-Wähler*innen gibt es für einige Maßnahmen | |
> Mehrheiten. | |
Bild: „Miete runter – Drache hoch“: Demonstration gegen Verdrängung, Ber… | |
Berlin taz | Eine Mehrheit der Deutschen möchte, dass das Gesundheits- und | |
das Bildungssystem durch mehr Investitionen gestärkt werden. Außerdem ist | |
mehr als die Hälfte dafür, Spekulationen mit Wohnraum oder im | |
Gesundheitswesen zu erschweren. Das hat eine repräsentative Umfrage | |
ergeben, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag [1][des grünen | |
Europa-Abgeordneten Rasmus Andresen] durchgeführt hat und deren Ergebnisse | |
der taz exklusiv vorliegen. | |
Unter acht vorgeschlagenen Maßnahmen zum sozialen Ausgleich sollten die | |
Befragten auswählen, welche sie „am meisten begrüßen würden“. Sie konnt… | |
mehrere Optionen auswählen, aber auch mit „keine davon“ antworten. Neben | |
den drei genannten Top-Antworten gab es auch verhältnismäßig große | |
Zustimmung zur gesetzlichen Deckelung von Energiepreisen und | |
Managergehältern. | |
Geringer fällt die Zustimmung zu einem Mindestlohn von 15 Euro in diesem | |
Jahr beziehungsweise 16 Euro im nächsten Jahr aus. Am seltensten wurden | |
mehr gemeinsame europäische Investitionen als Präferenz genannt. Weniger | |
als 10 Prozent der Befragten stimmten für keinen der Vorschläge. | |
Zu manchen der Maßnahmen gibt es auch über das Mitte-Links-Lager hinaus | |
große Zustimmung. So ist eine Mehrheit der Anhänger*innen von CDU/CSU | |
für Energiepreisdeckel (52,4 Prozent) sowie für Investitionen in Gesundheit | |
und Bildung (54,7 Prozent). Knapp die Hälfte von ihnen will zudem | |
Spekulationen mit Wohnraum und im Gesundheitswesen erschweren. | |
Unter Wähler*innen von SPD, Grünen und Linken ist die Zustimmung zu | |
allen vorgeschlagenen Maßnahmen groß. Am deutlichsten sprechen sie sich | |
dafür aus, gegen die Spekulation mit Wohnraum vorzugehen (75,1 bis 78,7 | |
Prozent). | |
## Umstrittene Deckelungen | |
Auseinander gehen die Einschätzungen zur Deckelung von Managergehältern: | |
Bei den Linken-Wähler*innen sind 67,2 Prozent dafür, bei den | |
Grünen-Wähler*innen bloß 45,9 Prozent. Größte Ausnahme ist der Deckel für | |
Energiepreise: Nur 38,7 Prozent der Grünen-Anhänger*innen nannte ihn als | |
Präferenz, aber 57,3 der SPD-Anhänger*innen und sogar 61,9 der | |
Linken-Wähler*innen. | |
Auf der anderen Seite ist bemerkenswert, dass unter AfD-Anhänger*innen alle | |
vorgeschlagenen Maßnahmen verhältnismäßig unbeliebt sind. Keiner der | |
Vorschläge kam bei ihnen auf mehr als 50 Prozent. Nur jeweils ein Drittel | |
nannte beispielsweise Maßnahmen gegen hohe Managergehälter oder gegen | |
Immobilienspekulationen als Präferenz. | |
Nicht mal für Investitionen in Gesundheit und Bildung sprach sich mehr als | |
die Hälfte der AfD-Wähler*innen aus. Dieser Wert liegt noch unter dem der | |
FDP-Anhänger*innen (53,1 Prozent). [2][Die in weiten Teilen neoliberale | |
Programmatik der AfD] in der Wirtschafts- und Sozialpolitik trifft also die | |
Wünsche ihrer Anhängerschaft. | |
„Die soziale Spaltung hat sich in Deutschland in den letzten Jahren | |
verschärft. Deshalb wundert es mich nicht, dass immer mehr | |
Bundesbürger*innen wollen, dass der Staat handelt“, sagte der | |
Abgeordnete Andresen im Gespräch mit der taz über das Gesamtergebnis. Die | |
EU und die nächste deutsche Bundesregierung dürften das nicht ignorieren. | |
„Bemerkenswert ist auch, dass diese Maßnahmen nicht nur von Menschen | |
befürwortet werden, die dem linken politischen Spektrum zuzuordnen sind“, | |
sagte Andresen weiter. Er verwies auf die teilweise hohen Werte unter | |
Anhänger*innen von CDU und CSU. „Das ist auch eine Nachricht an | |
Friedrich Merz. Beim Sozialen muss er nachlegen!“, sagte Andresen. | |
3 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Gruenen-Politiker-ueber-die-EU-Wahl/!6019287 | |
[2] /Die-AfD-und-die-Sozialpolitik/!5946707 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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