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# taz.de -- Energiesperren bei Zahlungsunfähigkeit: Die Energiewende darf niem…
> Die Zunahme von Energiesperren ist ein alarmierendes Zeichen für eine
> soziale Schieflage. Hamburg muss Maßnahmen gegen Energiearmut ergreifen.
Bild: Können sich immer mehr Menschen nicht leisten: Strom
Dass die Zahl der [1][Energiesperren] in Hamburg im vergangenen Jahr so
sprunghaft angestiegen ist, ist ein alarmierendes Zeichen für die soziale
Schieflage in der Stadt. Während sich der Senat mit ambitionierten
Klimazielen und dem Ausbau erneuerbarer Energien schmückt, lässt die
drastische Zunahme von Menschen, die ohne Strom und Heizung auskommen
müssen, an der sozialen Gerechtigkeit der Energiewende zweifeln.
Die Verdreifachung der Stromsperren auf über 6.000 Fälle verdeutlicht, wie
drängend das Thema der Energiearmut geworden ist. Während die Stadt von
einer „positiven Ausbauentwicklung“ der erneuerbaren Energien spricht,
können sich immer mehr Hamburger:innen Grundlegendes wie Licht und
Wärme nicht mehr leisten. Ein Härtefallfonds, der fast nicht genutzt wird,
geht ganz offenbar an der Realität der Betroffenen vorbei.
Die Gründe für den Missstand sind vielschichtig. Trotz sinkender
Großhandelspreise für Strom schlagen die Netzentgelte mit voller Wucht auf
die Verbraucher:innen durch. Die Erhöhung um 23 Prozent ab 2024 trifft
besonders ohnehin gebeutelte einkommensschwache Haushalte. Verantwortlich
dafür sind auch Entwicklungen im Bund: Das von der Ampelkoalition geplante
Klimageld, das Verbraucher:innen entlasten sollte, ist nicht gekommen.
Nach dem Scheitern der Ampel hatte Rot-Grün dann im Dezember noch versucht,
einen [2][Bundeszuschuss zu den Netzkosten] für das Jahr 2025 zu
beschließen, dafür aber im Bundestag keine Mehrheit mehr gefunden. Umso
wichtiger wäre es, dass Hamburg die soziale Komponente der Energiewende und
die wachsende Energiearmut nicht vernachlässigt.
## Härtefallfonds muss leichter zugänglich sein
Es ist Zeit, die Prioritäten zu überdenken. Eine Energiewende, die Menschen
zurücklässt, ist zum Scheitern verurteilt. Die Stadt muss dringend
Maßnahmen gegen Energiearmut ergreifen.
Eine Möglichkeit wäre, den Härtefallfonds grundlegend zu reformieren und
niedrigschwellig zugänglich zu machen, wie die Linke vorschlägt. Außerdem
braucht es massive Investitionen in die [3][energetische Sanierung von
Sozialwohnungen], um die Energiekosten nachhaltig zu senken. Auch bessere
Beratungsangebote und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen
Energieversorgern, Sozialverbänden und städtischen Einrichtungen können
helfen. In Härtefällen, etwa bei Familien mit kleinen Kindern oder bei
Menschen mit schweren Erkrankungen, sollten Energiesperren grundsätzlich
verboten werden.
Hamburg rühmt sich gerne seiner sozialen Tradition. Es ist höchste Zeit,
dass die Stadt diesem Anspruch auch in der Energiepolitik gerecht wird.
20 Jan 2025
## LINKS
[1] /Anfrage-der-Linkspartei-zu-Stromsperren/!6058007
[2] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bundeszuschuss-netzengelt-…
[3] /Energetische-Sanierung-von-Wohngebaeuden/!6024137
## AUTOREN
Robert Matthies
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Schwerpunkt Armut
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