# taz.de -- Protest gegen Denkmalpolitik: Tabula rasa in Berlins Mitte? | |
> In Mitte könnte nicht nur das „Trostfrauenstatue“ weichen müssen. Auch | |
> andere Erinnerungsorte sind gefährdet. Linke und SPD sind alarmiert. | |
Bild: Ist Kunst und soll nicht weg: Die Installation „Memorias Urbanas“ in … | |
Berlin taz | Bleiben die Stelen stehen? Oder soll auch das Denkmal für den | |
Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld am gleichnamigen Ufer in Tiergarten | |
verschwinden – so wie das für die „Trostfrauen“ in Moabit? | |
[1][Wie die taz berichtete], sind mehrere Denkmäler im Bezirk Mitte von | |
Abriss bedroht. Der Grund: Privat initiierte Erinnerungsorte sollen nach | |
dem Willen des Bezirkes nur temporär stehen. Zu diesem Ergebnis kam das | |
Bezirksamt, [2][als der Korea-Verband gegen den geforderten Abbau der | |
„Trostfrauenstatue“ vor Gericht klagte]. | |
Der [3][Queerbeauftragte des Senats, Alfonso Pantisano,] hat nun in einem | |
Brief an den Bezirk nach dem Verbleib der Stelen am Magnus-Hirschfeld-Ufer | |
gefragt. Auch der Lesben- und Schwulenverband LSVD würde den Abriss der | |
Stelen nicht einfach so hinnehmen, heißt es. Die Stelen erinnern an die | |
erste homosexuelle Emanzipationsbewegung, die mit dem Namen des | |
Sexualwissenschaftlers verbunden ist. | |
Die Stelen sind nicht das einzige Denkmal, das von der neuen Praxis | |
betroffen wäre. Auch „Memoria Urbana“ – eine Stahlkonstruktion an der | |
Mauerstraße, die an die hier einst stehende und in der DDR abgerissene | |
Betlehemkirche erinnert – soll nach Ansicht des Bezirksamts verschwinden. | |
Aktuell liegt der Fall beim Berliner Verwaltungsgericht. | |
## SPD: „Jeden Einzelfall prüfen“ | |
Der Bezirk Mitte argumentiert, dass in Mitte privat initiierte Kunstwerke | |
nur temporär im öffentlichen Raum stehen dürfen – es sei denn, sie sind | |
Ergebnis eines künstlerischen Wettbewerbs, was weder auf die Stelen am | |
Magnus-Hirschfeld-Ufer noch auf die „Trostfrauenstatue“ zutrifft, und eben | |
auch nicht auf das Kirchenkunstwerk an der Mauerstraße. | |
Manuela Schmidt, die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im | |
Abgeordnetenhaus, bedauert, dass „so wichtige Initiativen aus formalen | |
Gründen einfach gecancelt werden“. Ihrer Meinung nach müsse Mitte ein | |
Gremium aus Vertretern des Bezirkes und der Zivilgesellschaft einsetzen, | |
das über die Zukunft von Denkmälern entscheide. Dies sei in anderen | |
Bezirken bereits Praxis. | |
Auch Schmidts Fachkollegin in der SPD-Fraktion, Melanie Kühnemann-Grunow, | |
sagt, dass ihre Partei den Ansatz der dezentralen Erinnerungskultur in den | |
Bezirken wie auch bürgerschaftliches Engagement vor Ort schätze. „Die | |
Bezirke sind angehalten, Denkmäler nicht einfach abzureißen, sondern jeden | |
Einzelfall zu prüfen und nach einer dauerhaften Lösung zu suchen“, so | |
Kühnemann-Grunow. | |
Beide Politikerinnen setzen sich auch für einen Verbleib der | |
„Trostfrauenstatue“ ein, die die Auseinandersetzung in Mitte ausgelöst | |
hatte und [4][an die Zwangsprostitution asiatischer Frauen im Zweiten | |
Weltkrieg erinnert]. Manuela Schmidt sagt: „Der Korea-Verband hat den | |
Finger in die Wunde gelegt, indem er das Thema sexualisierte Gewalt in | |
kriegerischen Auseinandersetzungen öffentlich thematisierte. Das ist ein | |
schöner Erfolg.“ | |
Unterdessen hat der Landesbeirat für Partizipation in einem Antrag an die | |
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gefordert, das „Trostfrauendenkmal“ | |
sowie [5][das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und | |
Roma] unter Denkmalschutz zu stellen. Letzteres ist wegen des Baus der | |
neuen S-Bahnstrecke zum Hauptbahnhof an seinem jetzigen Standort nahe des | |
Brandenburger Tors gefährdet. | |
14 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Bildersturm-in-Berlin-Mitte/!6064987 | |
[2] /Streit-um-Trostfrauen-Mahnmal/!6057832 | |
[3] /Der-Queerbeauftragte-wird-bedroht/!6023909 | |
[4] /Trostfrauenstatue-in-Moabit/!6046510 | |
[5] /Erinnerung-an-ermordete-Sinti-und-Roma/!6039185 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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