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# taz.de -- Pressesprecherin im Weißen Haus: Trump schönreden
> Karoline Leavitt ist die jüngste Pressesprecherin des Weißen Hauses. Und
> hat nicht erst mit Trumps Ankündigung zum Gazastreifen viel zu erklären.
Bild: Äußerlich dezent, inhaltlich nicht so: Karoline Leavitt
Am Mittwoch war Karoline Leavitt damit beschäftigt, Trumps monströsen
Gaza-Vorstoß abzuschwächen. Eine „[1][Umsiedlung]“ von Palästinensern so…
„nur vorübergehend“ erfolgen, sagte sie. Weder wolle der US-Präsident
Soldaten dorthin entsenden, noch, dass die amerikanischen Steuerzahler den
Wiederaufbau finanzieren. Trumps Idee einer Zwangsvertreibung [2][hatte
weltweit Empörung ausgelöst]. Deutschland und andere Verbündete der USA,
arabische Staaten und die Palästinenser selbst wiesen seine Pläne scharf
zurück. Leavitt bemühte sich deshalb um Schadensbegrenzung.
Leavitt ist mit 27 Jahren die jüngste Pressesprecherin, die das Weiße Haus
je gesehen hat. Die Trump-Regierung ist von schrill geschminkten Gesichtern
und pompösen Fönfrisuren erfüllt – der Präsident selbst macht es vor.
Dagegen wirkt Leavitt – das Haar in blonden Wellen, immer mit großem
christlichem Kreuz an der Halskette – in ihrem Auftritt fast dezent.
Doch genau damit sorgt sie in den sozialen Medien für Aufsehen. Ihr
professionell geschminkter, altmodischer Look irritierte Zuschauer:innen
so sehr, dass sie ihn mit dem Hashtag #republicanmakeup kommentierten.
Gemeint ist ein unzeitgemäßer Look, der älter macht.
Warum möchte eine so junge Frau, ein Kind der Gen Z, so viel älter wirken?
Es soll ihr einen größeren Anschein von Seriosität verleihen, mutmaßen
manche. Andere nehmen an, dass es der bewusste Ausdruck eines extrem
konservativen Schönheitsbegriffs ist, aktuelle Make-up-Trends bewusst zu
ignorieren. Das könnte ein Grund ihrer Maskenbildnerin sein, einen Look zu
kreieren, der an die Zeit erinnert, als Ronald Reagan noch im Amt war.
## Karriere bei Fox News gestartet
In der „Modesty-Culture“, die in den USA quer durch die Konfessionen
verbreitet ist, wird Frauen zudem beigebracht, gefällig auszusehen, ohne
sich der sündhaften Eitelkeit schuldig zu machen. Aber natürlich dient die
Kritik auch der oberflächlichen Abwertung einer Frau, die man politisch
ablehnt.
Fest steht: Leavitt, die mit einem mehr als 30 Jahre älteren
Immobilienunternehmer verheiratet und Mutter eines Kleinkinds ist, trägt
den glatt gebügelten Look, der viele Moderatorinnen von Fox News
auszeichnet. Tatsächlich begann Leavitt ihre Karriere einst beim
konservativen Nachrichtensender, aus dem Trump auch [3][seinen umstrittenen
Verteidigungsminister Pete Hegseth] ins Pentagon rekrutiert hat. Der
Ex-Militär trägt unter seinem Hemd mittelalterliche Kreuzritter-Tattoos auf
der Brust und auf dem Arm, in Frakturschrift, den Kreuzritter-Schlachtruf
„Deus Vult“ – auch das eine Botschaft, aber weniger subtil.
Leavitts Amtsvorgängerin Keyleigh McEnany wiederum arbeitet inzwischen für
Fox News – es wirkt, als habe Trump zwischen seinem Lieblingssender und dem
Weißen Haus quasi eine Drehtür installiert. Bei McEnany ging Leavitt
während Trumps erster Amtszeit in die Lehre, sie war ihre Assistentin.
Anschließend arbeitete sie für die republikanische Kongressabgeordnete
Elise Stefanik, die Trumps jetzt zu seiner Botschafterin bei der UN berufen
hat, und versuchte sich selbst an einer Politkarriere bei den
Republikanern. In Trumps Präsidentschaftswahlkampf spielte sie eine
zentrale Rolle. Dafür wurde sie mit ihrem Karrieresprung belohnt.
Israels Regierung macht indessen klar, dass sie Trump ernst nimmt: Laut
Verteidigungsminister Katz soll die Armee jetzt einen Plan für die
„freiwillige Ausreise“ von Palästinensern aus dem Gazastreifen erarbeiten.
Das wird selbst Leavitt nicht schönreden können.
6 Feb 2025
## LINKS
[1] /Trumps-Plaene-fuer-Gaza/!6067670
[2] /Umsiedlung-von-Palaestinensern/!6067657
[3] /Umstrittener-Trump-Kandidat-Pete-Hegseth/!6064718
## AUTOREN
Donata Künßberg
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