# taz.de -- Zollstreit mit USA: China schlägt zurück – ein bisschen | |
> Im Handelsstreit mit den USA demonstriert China sowohl Stärke als auch | |
> Kompromissbereitschaft. Noch hofft Peking auf einen Deal mit Trump. | |
Bild: Trump-Freunde in Washington am 19. Januar | |
Ziemlich genau sechs Jahre nach dem ersten Handelskrieg zwischen den USA | |
und China startet nun die zweite Runde im Konflikt der zwei Weltmächte. Auf | |
Donald Trumps [1][Strafzölle gegen chinesische Produkte] in Höhe von 10 | |
Prozent hat die Volksrepublik mit Gegenmaßnahmen reagiert. | |
Unter Experten herrscht bislang Uneinigkeit, wie die Reaktion Pekings | |
einzuordnen ist. Tatsächlich handelt es sich um mehr als rein symbolische | |
Vergeltungsaktionen: So belegt China Kohle und Flüssiggas aus den USA mit | |
Zusatzzöllen von 15 Prozent, bei Öl und landwirtschaftlichen Maschinen sind | |
es immerhin 10 Prozent. | |
Zudem hat das Handelsministerium Exportkontrollen für ein paar Metalle | |
eingeführt, die insbesondere für die Elektronikbranche von Bedeutung sind. | |
Und dann kündigte Peking noch eine kartellrechtliche Untersuchung gegen | |
Google an. Das Unternehmen ist zwar im Reich der Mitte de facto gesperrt, | |
doch viele chinesische Firmen geben flächendeckende Werbekampagnen bei dem | |
kalifornischen Tech-Konzern in Auftrag. | |
Dennoch reagierten die Märke gelassen. Der Hongkonger Leitindex [2][Hang | |
Seng] ist am Dienstag um knapp 3 Prozent gestiegen. Die Börsen in | |
Festlandchina öffnen aufgrund der traditionellen Neujahrsferien erst am | |
Mittwoch. Bei näherer Betrachtung ergibt die fast schon euphorische | |
Reaktion Sinn. Denn Peking hat zwar durchaus Stärke demonstriert, aber eben | |
auch Kompromissbereitschaft: Die Gegenzölle sollen nämlich erst am 10. | |
Februar in Kraft treten. Das wäre genügend Zeit, um mit US-Präsident Donald | |
Trump noch eine kurzfristige Einigung zu erzielen. | |
Dafür spricht auch, dass sich die von der kommunistischen Partei | |
kontrollierten Medien am Dienstag bei der Berichterstattung auffallend | |
zurückhielten. Das bei Unternehmern und Investoren renommierte | |
Wirtschaftsmedium Caixin schrieb über die Strafzölle, als handele es sich | |
um eine Nachricht unter vielen. Selbst auf Weibo, der führenden | |
Online-Plattform des Landes, verschwand das Thema bis zum Abend bereits von | |
der Liste der 10 Top-News. | |
Ganz offensichtlich wollte die Staatsführung keine antiamerikanischen | |
Geister in der Bevölkerung wachrufen, deren Rachegelüste sie am Ende nicht | |
befriedigen kann. Denn angesichts der angespannten Wirtschaftslage dürfte | |
Peking zu diesem Zeitpunkt nicht den ökonomischen Konflikt mit den | |
Vereinigten Staaten suchen. Denn ganz gleich, welches Berechnungsmodell man | |
heranzieht: In jedem denkbaren Szenario würde ein Handelskrieg zwischen den | |
zwei Weltmächten keinen Gewinner hervorbringen, sondern ausschließlich | |
Verlierer mit lediglich graduellen Unterschieden. | |
Doch auch wenn Peking den Konflikt vermeiden möchte, stellt es sich | |
gleichzeitig auf alle erdenklichen Szenarien ein. In den letzten Jahren hat | |
[3][Staatschef Xi Jinping] seine Volkswirtschaft in rasanter | |
Geschwindigkeit transformiert, um sich bestmöglich gegen Washingtons | |
Sanktionen zu wappnen. Dazu gehört insbesondere bei Zukunftstechnologien | |
das Ziel, möglichst autark zu werden. | |
Und wenn es hart auf hart kommt, hat Peking immer noch mehrere Asse im | |
Ärmel. Einen dürfte die Zentralbank bereits am Mittwoch ausspielen: Es wird | |
erwartet, dass sie den Renminbi künstlich abwertet, um chinesische Waren in | |
den USA durch einen günstigeren Wechselkurs weiterhin attraktiv zu halten. | |
Mit dieser Taktik hat China bereits 2018 die Strafzölle Trumps bis zu einem | |
gewissen Grad abfedern können. | |
Zudem steht der Einparteidiktatur ein ganzer Werkzeugkasten an ökonomischen | |
Sanktionen zur Verfügung, wie sie in einem demokratischen Rechtsstaat nicht | |
möglich wären: US-Unternehmen könnten etwa bei der Vergabe öffentlicher | |
Aufträge subtil ausgebootet werden oder plötzlich ins Visier besonders | |
penibel agierender Aufsichtsbehörden geraten. Wahrscheinlich wäre auch, | |
dass die Parteizeitungen Boykottbewegungen anzetteln, um die chinesischen | |
Konsumenten gegen US-Produkte anzubringen. | |
Schlussendlich aber könnte es Donald Trump höchstselbst sein, der der | |
Volksrepublik China in die Hände spielt: Denn je stärker der US-Präsident | |
auch seine Verbündeten in Europa, Ostasien oder Nordamerika vor den Kopf | |
stößt, desto aktiver werden diese die Äquidistanz zu den USA und China | |
suchen. Der transatlantische Schulterschluss jedenfalls, den viele | |
westliche Staaten unter der Amtszeit Joe Bidens anstrebten, dürfte mit | |
Trumps polternder Zollpolitik vorerst vorbei sein. „Es ist bereits klar, | |
dass die Trump-Regierung die EU als Gesprächspartner zurückstuft“, | |
kommentierte Noah Barkin, China-Experte beim German Marshall Fund. | |
4 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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