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# taz.de -- Xi trifft Konzernchefs: Wirtschaftsgipfel mit chinesischen Eigensch…
> Jahrelang waren sich Chinas Regierung und die Großunternehmer des Landes
> nicht grün. Warum sucht der Staatspräsident nun die Nähe zur Wirtschaft?
Bild: Xi Jinping während des Treffens mit privaten Unternehmern in Peking am 1…
Seoul taz | Wenn Xi Jinping den roten Teppich ausrollt, dann lässt sich
Chinas Tech-Elite nicht zweimal bitten: Artig aufgereiht erschienen die
Gründer von Xiaomi, BYD, [1][DeepSeek], Huawei und einem halben Dutzend
weiterer Branchenriesen. Der zweifelsohne spektakulärste Gast saß ganz
rechtsaußen: Jack Ma, [2][der vor vier Jahren in politische Ungnade fiel],
scheint nun wieder in Pekings inneren Machtzirkel aufgenommen worden zu
sein.
Am Montagmorgen hat sich Xi Jinping erstmals seit mehreren Jahren wieder
mit den führenden Unternehmern des Landes getroffen. In einer
Volkswirtschaft, [3][deren Spielregeln vornehmlich von der kommunistischen
Parteiführung vorgegeben] werden, ist eine solche Veranstaltung von
höchster Bedeutung. Dementsprechend wurde das seit Tagen kolportierte
Symposium von Investoren innig herbeigesehnt. Denn die naheliegende
Botschaft lautet, dass die chinesische Regierung endlich ein demonstratives
Zeichen setzen möchte, um das angeschlagene Vertrauen zur Privatwirtschaft
zu stärken.
Tatsächlich hat China ökonomisch seit der Pandemie nicht mehr zu alter
Stärke zurückgefunden. Die [4][rigide „Null Covid“-Politik] hat bei
internationalen Konzernen viel Porzellan zerbrochen, die Rückkehr der
Parteiideologie in alle Lebensbereiche der Chinesen tat ihr Übriges. Die
Auslandsinvestitionen sind während der letzten Jahre eingebrochen, die
Jugendarbeitslosigkeit stark gestiegen.
Doch mit dem spektakulären Erfolg des chinesischen Chatbots DeepSeek hat
das Land derzeit wirtschaftlichen Rückenwind. Das Start-up aus Hangzhou hat
demonstriert, dass es – trotz US-Sanktionen – [5][mit nur einem kleinen
Bruchteil der finanziellen Ressourcen mit den Platzhirschen aus dem Silicon
Valley mithalten] kann. Die Aktienkurse chinesischer Internetfirmen, die
lange Zeit als nicht investierbar galten, zogen zuletzt deutlich an.
Möglicherweise nutzt Xi Jinping nun die Gunst der Stunde, um seine
Zuversicht in die heimischen Privatunternehmen zu demonstrieren. Oder
vielleicht doch nicht?
## Geheime Geheimnistuerei
Tatsächlich haben die chinesischen Staatsmedien bis Redaktionsschluss nur
ein paar wenige Informationspuzzleteile des Wirtschaftsgipfels durchsickern
lassen. In einer fünfzeiligen Aussendung der Nachrichtenagentur Xinhua hieß
es lediglich, dass Xi Jinping eine „wichtige Rede“ gehalten habe – doch
worum es dabei ging, bleibt weiter verborgen. Später folgten ein paar
Pressefotos des Forums, gepaart mit einem 45-sekündigen Videoclip für die
sozialen Medien. Was darauf zu sehen war, wirkte in seiner
„nordkoreanischen“ Bildästhetik ziemlich befremdlich: Unterwürfig
klatschten die Unternehmer im Gleichtakt, während Xi Jinping als
übermächtiger Kaiser in den Saal einmarschierte. Später machten sie eifrig
Notizen.
All dies lässt auch eine zweite Lesart zu: Dass es Xi Jinping vielleicht
nicht vornehmlich darum geht, die Privatwirtschaft zu stärken. Sondern dass
er vor allem sicherstellen möchte, dass sich die führenden Unternehmen des
Landes den nationalen Interessen unterordnen.
## Jack Ma wieder dabei
Jack Ma, der erstmals seit über vier Jahren wieder bei einem solch
offiziellen Treffen zu sehen war, ist dafür das beste Beispiel. Als
reichster Mann des Landes verkörperte er einst mit seinem
E-Commerce-Imperium Alibaba den chinesischen Traum. Doch als er es wagte,
im Oktober 2020 bei einer Rede die „Pfandleihhaus-Mentalität“ der
Bankenbehörden zu kritisieren, wurde er nach dieser Provokation von der
Parteiführung in die Schranken verwiesen: Die [6][gesamte Tech-Branche
wurde im Zuge einer beispiellosen Regulierungswelle regelrecht dezimiert,]
Jack Ma verschwand monatelang von der Bildfläche. In den kommenden Jahren
wurde er – wenn überhaupt – im Ausland gesichtet.
Während Xi Jinping die privaten Tech-Firmen geschwächt hat, baute er
gleichzeitig die Macht der bürokratischen, aber loyalen Staatsbetriebe
systematisch aus. Doch der Erfolg von DeepSeek hat wieder einmal gezeigt:
Die unternehmerischen Innovationen gehen vor allem von der Privatwirtschaft
aus. Sie verfügt über eine höhere Produktivität und generiert ebenfalls
überproportional viele Arbeitsplätze.
Dies wäre wohl die offensichtliche Botschaft an Xi Jinping. Doch ob es
einer der Unternehmer am Montag wagte, das offen auszusprechen, ist
fraglich.
17 Feb 2025
## LINKS
[1] /Kuenstliche-Intelligenz/!6065865
[2] /Der-KI-Entwickler-Liang-Wenfeng/!6062185
[3] /Volkskongress-in-China/!5996676
[4] /5-Jahre-Coronavirus/!6057416
[5] /Vor-Gipfel-in-Paris/!6065032
[6] /Chinas-IT-Wirtschaft/!5837696
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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China
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