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# taz.de -- Mark Zuckerbergs Männlichkeitsbild: Der neue Tech-Boss-Maskulinism…
> Meta-Chef Mark Zuckerberg fordert mehr „maskuline Energie“ in Unternehmen
> und Gesellschaft. Dadurch befördert er den Antifeminismus.
Bild: Washington, 20. Januar: Mark Zuckerberg bei der Amtseinführung von US-Pr…
Was macht einen Menschen am schnellsten zu einem Libertären? Die Lust am
Kapitalismus oder das Misstrauen gegenüber dem Staat? Die Liebe zum
Individualismus und zur uneingeschränkten Freiheit? Laut Joe Rogan, dem
weltweit erfolgreichsten Podcast-Moderator, ist es [1][Brazilian
Jiu-Jitsu]. Der brasilianische Kampfsport für den Bodenkampf ist nicht nur
ein vermeintlich libertärer Inkubator, sondern auch das Lieblingshobby von
[2][Meta-Chef Mark Zuckerberg. In seinem Podcast „The Joe Rogan
Experience]“ sprach er mit Zuckerberg über künstliche Intelligenz, die
neuen Meta-Richtlinien und Zuckerbergs Faszination für den Kampfsport. Doch
fanden sich in dem Gespräch auch sexistische und verstörende Aussagen.
Anfang Januar talkten Zuckerberg und Rogan knapp drei Stunden miteinander
und streiften allerlei Themen. Besonders am Kampfsport arbeiteten sich die
beiden ab, denn der Facebook-Gründer trainiert seit 2022 regelmäßig Mixed
Martial Arts (MMA). In dem populären Kampfsport werden Techniken im Stand
mit denen am Boden verbunden. Die Sportler:innen müssen also Ringen,
Brazilian Jiu-Jitsu, Boxen und Kickboxen beherrschen. Während der junge
Sport in den 1990er Jahren noch das Image proletenhafter Gladiatorenkämpfe
hatte, konnte er sich mittlerweile professionalisieren und etablieren. Die
Ultimate Fighting Championship (UFC) hat ein Monopol auf den Sport und ist
zur größten Kampfsportliga der Welt avanciert. Zuckerberg ist großer Fan
der Organisation, die dem US-Präsidenten Trump eine Bühne geboten hat, als
andere Sportligen ihn ausluden.
Im Podcast ist Zuckerberg voll des Lobes für UFC-Präsident Dana White. Auch
über seine MMA-Leidenschaft kommt der 40-Jährige ins Schwärmen: „Es ist
eine Superkraft. Es ist interessant, weil ich denke, dass ein großer Teil
unserer Gesellschaft wirkt, ich weiß nicht einmal das richtige Wort dafür,
als ob sie kastriert oder entmannt wäre.“
Es ist nicht die einzige kontroverse Aussage, die der Firmenchef tätigt. Er
spricht auch darüber, Aggressionen zu zelebrieren: „Ich denke, eine Kultur,
die die Aggression ein bisschen mehr zelebriert, hat ihre eigenen Vorzüge.
Und das ist eine positive Erfahrung für mich. Es ist etwas, das ich mit
meinen männlichen Freunden machen kann, und es ist einfach so, dass wir uns
gegenseitig ein bisschen prügeln.“ Und damit nicht genug. So behauptet der
dreifache Familienvater, dass die Gesellschaft Männlichkeit inzwischen als
etwas Schlechtes ansieht: „Ich denke, wir sind kulturell in den Bereich des
Spektrums gerutscht, in dem es heißt: Okay, Männlichkeit ist giftig. Wir
müssen sie komplett abschaffen. Aber beide Dinge sind doch gut, richtig. Es
ist doch so, dass man auch weibliche Energie will. Du willst [3][männliche
Energie.] Ich denke, dass Teile der Gesellschaft mehr von dem einen oder
dem anderen haben.“ Doch eine Erklärung, was überhaupt weibliche und
männliche Energien sind, bleibt Zuckerberg schuldig.
## Zuckerberg hat sich verändert
Spätestens seit Zuckerberg MMA für sich entdeckt hat, scheint er sich
verändert zu haben. Der Firmenchef hat in den vergangenen zwei Jahren
ohnehin eine optische und wertetechnische Transformation durchlaufen.
Während er bei seinem ersten Auftritt in der „The Joe Rogan Experience“ im
August 2022 noch in Polohemd und mit glatten Haaren saß, sieht man ihn nun
mit Goldkettchen, lockerem Oversize-Shirt und trendiger Lockenfrisur. Es
ist passend, dass nun auch Facebook, Instagram und Threads einen Prozess
durchlaufen. Zuckerbergs Firmen passen nach Trumps Rückkehr ihre
Richtlinien an, wodurch Hate Speech und Fake News freier verbreitet werden
können. Er rechtfertigt das mit „einem kulturellen Wendepunkt hin zu einer
erneuten Priorisierung der freien Meinungsäußerung“.
Der Unternehmer äußert seine Meinung auch frei im Podcast, wenn er darüber
spricht, dass die männliche „Unternehmenskultur sich in dieser Hinsicht in
eine kastrierte Richtung bewegt. Und ich habe das nicht wirklich gespürt,
bis ich mich mit Kampfsport beschäftigt habe, was meiner Meinung nach immer
noch eine viel männlichere Kultur ist.“ Dabei sind MMA, Boxen und andere
Kampfsportarten längst keine Männerdomänen mehr, auch wenn knapp bekleidete
Ring Girls auf ein antiquiertes Geschlechterbild hindeuten.
In der UFC sind Amanda Nunes und Valentina Shevchenko legendäre Champions,
Claressa Shields gilt als Jahrhundertboxerin. Dazu erleben
Selbstverteidigungskurse für Frauen eine Hochkonjunktur. Wenn Frauen es für
nötig halten, sich selbst zu verteidigen, liegt das sicher nicht daran,
dass sie nicht genügend männliche Energie in ihrem Leben haben. Das
Gegenteil ist der Fall.
## Zuckerberg kreiert sich sein eigenes Narrativ
Doch das blendet Zuckerberg aus. Stattdessen stimmt Rogan ihm in seinen
Ansichten und seiner undifferenzierten Liebe zum MMA zu. „Es ist auch gut
zu wissen, dass man Menschen töten kann“, so Rogan. „Wenn etwas schiefgeht,
ist es gut, das zu wissen. Ich denke, das gibt ein gewisses Vertrauen und
das ist eine wichtige Fähigkeit.“ Der Moderator ist nicht nur ein
langjähriger Kommentator in der UFC, sondern auch ein enger Vertrauter von
Trump und lud ihn im Vorfeld der Wahlen zu sich ein. Dass Zuckerberg sich
dort präsentiert, ist nicht nur eine Anbiederung an die neue Politik in den
USA, sondern auch an den in ihr liegenden [4][Rechtskonservatismus und
Autoritarismus.]
In der Philosophie nimmt der Kampfsport eine gegenteilige Rolle ein. Der
mentale Kampf mit sich selbst, die Auseinandersetzung mit dem eigenen
Körper und das Überwinden des gegnerischen werden bereits von Platon,
Musashi und Konfuzius erwähnt – ganz ohne krude Vergleiche zu weiblichen
und männlichen Energien. Zuckerberg kreiert sich sein eigenes Narrativ des
harten Kämpfers, der das Maskuline mit anderen Männern auslebt. Er macht
deutlich, dass in dieser Erzählung Frauen keinen Platz haben.
28 Jan 2025
## LINKS
[1] /Weltmeister-im-Brazilian-Jiu-Jitsu/!6052892
[2] /Meta-und-Joe-Rogan-verstehen-sich-gut/!6058674
[3] /Maenner-und-Feminismus/!6061993
[4] /Zukunft-der-Vereinigten-Staaten/!6061895
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Trump
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