# taz.de -- Feier zur Befreiung von Auschwitz: Netanjahu wird in Polen nicht ve… | |
> Polens Regierung will den Haftbefehl gegen Netanjahu ignorieren. Bei | |
> einer Einreise zum Auschwitz-Gedenken drohen ihm wohl keine Konsequenzen. | |
Bild: Freies Geleit in Polen für Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu | |
Warschau taz | [1][Benjamin Netanjahu], der Ministerpräsident Israels, | |
könnte nun am 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und | |
Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau teilnehmen, ohne verhaftet zu werden. | |
Denn die [2][Mitte-Links-Regierung unter Premier Donald Tusk] beschloss am | |
Donnerstag überraschend, den Haftbefehl des Internationalen | |
Strafgerichtshofs (IStGH) gegen Netanjahu ignorieren zu wollen. Vielmehr | |
solle „den höchsten Vertretern des Staates Israel ein freier und sicherer | |
Zugang zu den Gedenkfeiern und die Teilnahme daran gewährleistet“ werden. | |
Es geht um den letzten großen Gedenktag am 27. Januar, an dem noch | |
Überlebende der Shoah teilnehmen können. Sie sind heute alle hochbetagt, | |
zwischen 90 und 100 Jahre alt. Im [3][Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau] | |
hatten die Nazis rund eine Million europäischer Juden und rund 25.000 Sinti | |
und Roma vergast, sowie im drei Kilometer entfernt gelegenen | |
Konzentrationslager Auschwitz I rund 60.000 bis 70.000 Polen und Angehörige | |
anderer Nationen ermordet. | |
Eigentlich hatte Netanjahu in diesem Jahr nicht an den Gedenkfeiern | |
teilnehmen, sondern in Vertretung den israelischen Bildungsminister nach | |
Polen schicken wollen. Denn im November 2024 hatte der Internationale | |
Strafgerichtshof in Den Haag (Niederlande) einen internationalen Haftbefehl | |
sowohl gegen Netanjahu und seinen ehemaligen Verteidigungsminister Joav | |
Gallant als auch gegen Mohammed Deif erlassen, den Militärchef der | |
radikal-islamischen Terrororganisation Hamas. Vorgeworfen werden allen | |
dreien Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in Israel | |
und im Gazastreifen. | |
## Israel schweigt zur polnischen Entscheidung | |
Als einer der Vertragsstaaten des IStGH müsste Polen den israelischen | |
Regierungschef festnehmen, sobald er polnisches Territorium betritt und ihn | |
unverzüglich an das Gericht in Den Haag ausliefern. Während Israel sich mit | |
einer eindeutigen Reaktion auf den polnischen Regierungsbeschluss | |
zurückhielt, erinnerte am Freitagmorgen das IStGH Polen daran, dass es | |
nicht einseitig Entscheidungen oder Urteile des Gerichts anerkennen oder | |
missachten können. | |
Alle Vertragsstaaten seien durch das gleiche Recht gebunden. Noch im | |
Dezember 2024 hatte Wladyslaw Teofil Bartoszewski, der im polnischen | |
Außenministerium für den reibungslosen Ablauf der Auschwitz-Gedenkfeiern | |
zuständig ist, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita gesagt: „Wir sind | |
dazu verpflichtet, die Entscheidungen des Internationalen | |
Strafgerichtshofes zu respektieren.“ Jetzt aber dementierte er, damit | |
gemeint zu haben, dass Polen eine Pflicht habe, Netanjahu zu verhaften. | |
„Das habe ich nie gesagt“ schreibt er in einem [4][offenen Brief] an die | |
Washington Times. | |
Polens Staatspräsident Andrzej Duda, der der nationalpopulistischen | |
Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nahesteht, hatte am | |
Donnerstag eine heiße Diskussion losgetreten, als er Polens Regierung | |
schriftlich dazu aufforderte, Premier Netanjahu nicht zu verhaften, sondern | |
ihm freies Geleit zuzusichern. Dabei wollte Netanjahu gar nicht nach Polen | |
kommen, um die ohnehin angespannten polnisch-israelischen Beziehungen nicht | |
weiter zu strapazieren und sich selbst auch nicht dem Risiko einer | |
Verhaftung auszusetzen. | |
Bartosz Wielinski, der stellvertretende Chefredakteur der linksliberalen | |
Gazeta Wyborcza, geht davon aus, dass sich Duda auf Kosten der Regierung | |
profilieren wollte. Er habe mit einem dicken Zaunpfahl Richtung USA, den | |
Republikanern und dem künftigen Präsidenten Donald Trump gewunken, die den | |
Internationalen Strafgerichtshof nicht anerkennen und nach wie vor hinter | |
Israels Premier Netanjahu stehen. | |
10 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Benjamin-Netanjahu/!t5007798 | |
[2] /Donald-Tusk/!t5027288 | |
[3] /Auschwitz/!t5009473 | |
[4] https://www.gov.pl/web/usa-en/a-letter-to-the-editor-of-the-washington-times | |
## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
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