# taz.de -- Krieg in Gaza: Die zähen letzten Meter vor der Waffenruhe | |
> Eine Einigung zwischen der islamistischen Hamas im Gazastreifen und | |
> Israel scheint zum Greifen nahe. Die Rechte in Israel rebelliert. | |
Bild: „Warum sind sie noch in Gaza?“, fragen Protestierende nach den Geisel… | |
Jerusalem taz | Die Hamas hat offenbar einem Entwurf für einen | |
Waffenstillstand im seit 15 Monaten dauernden Krieg im Gazastreifen und den | |
Austausch von Gefangenen zugestimmt. Das berichtete die Nachrichtenagentur | |
AP am Dienstag unter Berufung auf an den Gesprächen in Doha beteiligte | |
Vertreter der Gruppe und Ägyptens. Auf israelischer Seite bedarf der | |
Vorschlag noch der Zustimmung des Kabinetts. | |
Regierungschef Benjamin Netanjahu traf sich am Nachmittag mit dem | |
rechtsextremen Finanzminister und erklärten Gegner des Abkommens, Bezalel | |
Smotrich. Ein israelischer Vertreter sagte gegenüber CNN, Israel sei | |
„bereit für einen Waffenstillstand“. Oppositionsführer Jair Lapid kündig… | |
an, ein Abkommen auch gegen den Widerstand der rechtsextremen | |
Koalitionspartner Netanjahus mitzutragen. | |
Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Tagen | |
massiv darauf gedrängt, vor seinem Amtsantritt in der kommenden Woche zu | |
einer Einigung zu kommen. Dessen Drohungen scheinen auf Israels | |
Regierungschef Benjamin Netanjahu gewirkt zu haben. Nach allem, was über | |
das Abkommen bekannt ist, sind die israelischen Verhandler von mehreren | |
Punkten abgerückt, an denen vergangene Gespräche gescheitert waren. | |
Eines der Zugeständnisse: Die Armee soll im Rahmen einer Einigung den | |
Netzarim- und den Philadelphi-Korridor im Zentrum des Küstenstreifens und | |
an der Grenze zu Ägypten verlassen. Netanjahu hatte monatelang betont, die | |
Kontrolle über den Philadelphi-Korridor sei unabdingbar für Israels | |
Sicherheit. Nun aber sollen Hunderttausende aus dem Norden des | |
Küstenstreifens vertriebene Palästinenser unter einer nicht näher | |
definierten Aufsicht in den [1][Norden zurückkehren] können. | |
## Auch Hamas rückt wohl von Kernforderung ab | |
Die erste von drei Phasen soll laut der Nachrichtenagentur Reuters 42 Tage | |
dauern, während der sich die israelischen Truppen bis auf eine Pufferzone | |
entlang der israelischen Grenze zurückziehen sollen. | |
Im Gegenzug zur Freilassung der Geiseln sollen in der ersten Phase auch | |
[2][Hunderte palästinensische Gefangene] freikommen, auch solche, die für | |
tödliche Angriffen auf Israelis verantwortlich sind. | |
Laut dem US-Nachrichtenportal Axios hat die Hamas, anders als von Israel | |
gefordert, noch keine Liste präsentiert, welche der in einer ersten Phase | |
des Waffenstillstands freizulassenden 33 Geiseln noch leben. Unter ihnen | |
sollen Frauen, Kinder, Männer über 50 sowie Verwundete und Kranke sein. | |
Israelische Vertreter gehen laut der New York Times davon aus, dass die | |
meisten von ihnen am Leben sind. Insgesamt befinden sich noch knapp 100 | |
israelische Geiseln im Gazastreifen. | |
Auch die Hamas scheint von einer ihrer Kernforderungen abzurücken, nämlich | |
von der, nur einen Waffenstillstand zu akzeptieren, der zu einem Ende des | |
Krieges führt. Zwar soll am Ende der zweiten Phase der vollständige Abzug | |
Israels aus Gaza und ein dauerhafter Waffenstillstand folgen. Die | |
Verhandlungen dafür beginnen jedoch erst 16 Tage nach dem Beginn der ersten | |
Phase. | |
## Ben-Gvir droht, die Koalition zu verlassen | |
Israels rechtsreligiöser Polizeiminister Itamar Ben-Gvir kündigte an, im | |
Falle eines Waffenstillstands die Regierung zu verlassen. Auch der | |
rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich nannte das Abkommen am | |
Montag beim Onlinedienst X eine „Katastrophe für die nationale Sicherheit“. | |
Viele Kritiker der Regierung sehen darin einen Beweis, dass eine frühere | |
Einigung bisher vor allem aus politischen Gründen abgelehnt worden sei. | |
Ben-Gvir, Smotrich sowie Politiker aus Netanjahus eigener Partei | |
[3][fordern seit Monaten offen die Vertreibung der Palästinenser und die | |
jüdische Besiedlung Gazas.] | |
Seinen Kriegszielen ist Israel in den letzten Monaten kaum noch näher | |
gekommen. Die Hamas ist massiv geschwächt, doch Mohammed Sinwar, der Bruder | |
des getöteten Hamas-Anführers Jahia, arbeitet laut einem Bericht des Wall | |
Street Journal am Aufbau einer neuen Generation von Kämpfern. Auch zur | |
Befreiung der Geiseln hat der militärische Druck bisher nicht geführt. | |
Während der Gespräche in Doha gingen die Angriffe in Gaza weiter: In der | |
Nacht auf Dienstag wurden bei israelischen Angriffen 31 Menschen getötet, | |
darunter Frauen und Kinder. | |
14 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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