| # taz.de -- Merz’ Forderungen nach Aschaffenburg: Von Angst getrieben | |
| > Nach den Morden in Aschaffenburg fordert Unionskanzlerkandidat Merz, die | |
| > Grenzen für Geflüchtete dichtzumachen. Eine Steilvorlage für die Rechten. | |
| Bild: Oppositionsführer friedrich Merz am Donnerstag in berlin | |
| Es klang fast so, als wollte sich Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz | |
| jetzt doch noch etwas von Donald Trump abgucken. Am ersten Tag seiner | |
| Amtszeit werde er das Innenministerium anweisen, die [1][Grenzen dauerhaft | |
| zu kontrollieren und alle Menschen ohne gültige Einreisedokumente | |
| abzuweisen, auch Schutzsuchende.] Am ersten Tag, anweisen, keine Gnade mit | |
| Schutzsuchenden – das hört sich schon ziemlich nach einem von Trumps | |
| schnell und zahlreich unterzeichneten Dekreten an. | |
| Nach dem schrecklichen [2][Messerangriff auf eine Kindergruppe in | |
| Aschaffenburg], bei dem mutmaßlich ein psychisch kranker Geflüchteter aus | |
| Afghanistan zwei Menschen tötete, will Merz damit vor allem eins: | |
| Entschlossenheit und Tatkraft zeigen. Denn natürlich hat er Angst, und das | |
| zu Recht, dass nach dieser furchtbaren Tat noch mehr Menschen bei der | |
| Bundestagswahl ihr Kreuz nicht bei der Union, sondern der AfD machen. | |
| Damit weicht Merz von seinem Kurs ab, in diesem Wahlkampf [3][weniger auf | |
| das Thema Migration, sondern vor allem auf Wirtschaft zu setzen]. | |
| Hintergrund der Überlegung war: Wenn zu viel über Probleme im Bereich | |
| Migration gesprochen werde, profitierten vor allem die extrem Rechten. Sich | |
| nicht zu Aschaffenburg zu äußern, war für Merz richtigerweise keine Option. | |
| Aber statt dies maßvoll zu tun, bekräftigt er nicht nur die bereits | |
| bekannten Forderungen nach Zurückweisungen an der Grenze und einer | |
| unbefristeten Abschiebehaft, die beide nach jetziger Gesetzeslage schwierig | |
| durchzusetzen sein werden. Er macht die Zustimmung auch noch zur Bedingung | |
| für die Bildung einer Koalition: „Kompromisse sind bei diesen Themen nicht | |
| möglich.“ | |
| ## Merz treibt die demokratische Mitte in die Enge | |
| Stand jetzt kann Merz all dies nur mit der AfD durchsetzen, einer solchen | |
| Koalition aber hat er entschieden und glaubhaft eine Absage erteilt. Mal | |
| abgesehen davon, dass er damit den extrem Rechten eine Steilvorlage dafür | |
| liefert, die Brandmauer in Frage zu stellen und die Union weiter unter | |
| Druck zu setzen: Er treibt zudem die demokratische Mitte in die Enge, die | |
| bisher allerdings auch keinen überzeugenden Plan zur Eindämmung solcher | |
| Taten vorgelegt hat. | |
| Grundsätzlich sollten, erst recht in einer so angespannten Situation, alle | |
| demokratischen Parteien in der Lage sein, miteinander zu regieren. Merz | |
| stellt nun Forderungen, die für SPD und Grüne nach ihren bisherigen | |
| Aussagen nicht zustimmbar sind – und inszeniert sich auch noch als | |
| Basta!-Kanzler, mit dem eine Zusammenarbeit höchst unattraktiv erscheint. | |
| Wahrscheinlich setzt er darauf, dass die SPD am Ende kippt – wie 1993 beim | |
| sogenannten Asylkompromiss. | |
| Wohin Merz’ Strategie aber führen kann, hat gerade Österreich gezeigt: Da | |
| stand die ÖVP, die Schwesterpartei von CDU und CSU, plötzlich ohne | |
| demokratischen Koalitionspartner da und will nun dem rechtsextremen | |
| FPÖ-Mann Kickl ins Kanzleramt verhelfen. Es ist eine gefährliche Strategie, | |
| die Merz da fährt. [4][Österreich sollte ihm eine Warnung] sein. | |
| 23 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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