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# taz.de -- Experten über Energiepreise 2025: Wie teuer werden Strom und Gas i…
> Die jüngste Energiekrise mit extremen Preissprüngen ist noch nicht lang
> her. Die Lage hat sich beruhigt. Doch wie geht es weiter?
Bild: Immer für eine Überraschung gut: die Abrechnung der Energiepreise
Berlin dpa | Wie teuer werden Strom und Gas für Haushalte im kommenden
Jahr? Und wovon ist das abhängig? Lohnt sich für Verbraucherinnen und
Verbraucher ein Tarif- oder Anbieterwechsel? Und was ist mit Fernwärme? Die
Deutsche Presse-Agentur hat zum Jahreswechsel Marktexperten gefragt.
Wie werden sich die Strompreise für Haushalte entwickeln?
Das ist nicht so leicht zu sagen. Während der Energiekrise wegen des
russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren die Gaspreise und in der
Folge auch die Strompreise im Großhandel nach oben geschnellt. 2024 gingen
sie wieder runter. Viele Lieferanten hätten daraufhin Tarifsenkungen für
Haushaltskunden angekündigt, erklärt Energiemarktexperte Mirko
Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. „Im Jahresverlauf konnte
man dies bereits bei Neukundenverträgen beobachten. Zum Jahreswechsel dann
auch bei vielen Bestandskundenverträgen.“
Wie haben sich die Großhandelspreise entwickelt?
Seit Mitte 2024 haben sie sich wieder stabilisiert. „Wir sehen inzwischen
eine Seitwärtsbewegung oder einen leichten Anstieg für die Lieferjahre 2025
und 2026.“ Schlossarczyk betont, dass die Beschaffungskosten inzwischen
lediglich ein Drittel des Haushaltskundenpreises ausmachen. „Steuern,
Abgaben, Umlagen und insbesondere die Netzentgelte übersteigen die
eigentlichen Beschaffungskosten spürbar.“ Vor allem [1][steigende
Netzentgelte] machten daher weiter sinkende Haushaltsstrompreise eher
unwahrscheinlich. „Von dauerhaft sinkenden Haushaltskundenpreise deutlich
unter das derzeitige Niveau ist nicht auszugehen“, lautet sein Fazit.
Welche Rolle spielen die Netzgebühren?
Da in den kommenden Jahren dreistellige Milliardenbeträge [2][in das Netz
investiert werden müssten], würden die Netzentgelte zum entscheidenden
Kostenbestandteil des Endkundenpreises, sagt Schlossarczyk. Schon jetzt
machten die Netzentgelte in vielen Fällen ein Drittel des Endkundenpreises
aus. In einigen Regionen werde es bereits 2025 zu höheren Endkundenpreisen
kommen, da die Erhöhung der Netzentgelte und Umlagen den Rückgang der
Beschaffungskosten übersteige.
## Was ändert sich bei Grundversorgungstarifen?
Das [3][Vergleichsportal Verivox] hat zum Jahresende die Ankündigungen von
Strom-Grundversorgern analysiert. Das Ergebnis: Zum Jahresbeginn steigt der
Durchschnittspreis um 0,3 Prozent. Grundversorger sind Energiefirmen, die
in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom beziehungsweise Gas
beliefern. Das sind oft kommunale Stadtwerke. 2023 bezogen Haushalte laut
Bundesnetzagentur 25 Prozent des Stroms über Grundversorgungsverträge.
Stromkunden in der Grundversorgung würden ab dem Jahreswechsel im Schnitt
rund 44 Cent je Kilowattstunde bezahlen, einschließlich Mehrwertsteuer und
Grundpreis.
Auch bei überregionalen Stromanbietern stellte Verivox bei
Neukundenverträgen in den vergangenen Wochen leicht höhere Preise fest.
Derzeit würden im günstigsten Neukundenangebot mit einer Vertragslaufzeit
und Preisgarantie von zwölf Monaten im bundesweiten Durchschnitt rund 29
Cent pro Kilowattstunde fällig, Mehrwertsteuer und Grundpreis
eingeschlossen. Die Auswahl in Deutschland ist groß: Im bundesweiten
Durchschnitt konnte jeder Haushalt 2023 laut Bundesnetzagentur zwischen 129
Stromanbietern wählen.
Was ist mit Sonderverträgen?
Nicht nur in der Grundversorgung, sondern auch bei Sonderverträgen kommt es
zum Jahreswechsel zu Erhöhungen. In mehreren Regionen verlangt etwa
Deutschlands größter Stromversorger Eon ab Januar in einem sogenannten
Ökostromtarif 60 Cent je Kilowattstunde (ohne Grundpreis). In
niederrheinischen Wesel lag der alte Preis bei einem Kunden zuvor bei knapp
27 Cent. „Diese Kunden haben in diesem konkreten Fall in der Regel mehrere
Jahre, auch während der Hochphase der Energiekrise mit entsprechenden
Preisspitzen, von günstigen Konditionen profitiert“, erklärt ein
Eon-Sprecher auf Anfrage. Der Sprecher betont, dass es bei anderen
Sonderverträgen zum Jahreswechsel auch Preissenkungen gebe.
Was sagen Verbraucherschützer zum Thema Strompreise?
Sie raten zu einer Überprüfung, ob ein [4][Tarif- oder Anbieterwechsel]
infrage kommt. „Insbesondere bei den alternativen Anbietern sollte man vor
Vertragsabschluss aber mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das
Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit gegebenenfalls
bereits negativ aufgefallen ist“, betont Wolfgang Schuldzinski, Vorstand
der Verbraucherzentrale NRW.
Am besten funktioniere die Suche nach alternativen Gas- und Stromtarifen
über Vergleichsportale. „Deren Filtereinstellungen sollten
Verbraucher:innen aber aktiv anpassen.“ Die Verbraucherzentrale NRW hat
dazu eine Checkliste ins Internet gestellt. Christina Wallraf von der
Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass eine Tarifumstellung auch
telefonisch möglich ist.
Wie werden sich die Gaspreise für Haushalte entwickeln?
Sie werden steigen, wie Gasmarktexperte Sebastian Gulbis vom
Beratungsunternehmen Enervis glaubt. Der Anteil der Gasbeschaffungskosten
in den Endkundenpreisen werde dabei weitgehend stabil bleiben. „Die
wesentlichen Auswirkungen auf den Endkundenpreis haben Entgelte und
Umlagen“, erklärt er. Vor allem würden die Gasnetzentgelte steigen. Grund
sei die unklare Zukunft der Gasnetze. „Den Netzbetreibern wurde es
ermöglicht, ihre Netze schneller abzuschreiben, was teils zu deutlichen
Steigerungen der Netzentgelte führt, so der Netzbetreiber von dieser
Möglichkeit Gebrauch macht.“ Hinzu komme der höhere CO2-Preis, der zum
Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro je Tonne steige und eingepreist werde.
Darüber hinaus sei auch die Gasspeicherumlage angehoben worden.
Verivox hat in der Gas-Grundversorgung zum Jahreswechsel unterm Strich
einen Preisrückgang errechnet. Im Schnitt führen die vom Vergleichsportal
ausgewerteten Preiserhöhungen und -senkungen zu einem Absinken des
durchschnittlichen Preisniveaus der Gas-Grundversorgungstarife um etwa 0,5
Prozent auf einen Kilowattstundenpreis von rund 14 Cent, ebenfalls
einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Das günstigste
Neukundenangebot überregionaler Gasanbieter mit zwölf Monaten Laufzeit und
Preisgarantie liegt demgegenüber bei rund 10 Cent. Laut Bundesnetzagentur
bezogen 2023 rund 19 Prozent aller Haushalte Erdgas über einen
Grundversorgungsvertrag.
Wie werden sich die Preise bei Fernwärme entwickeln?
Der Branchenverband AGFW geht davon aus, dass die gesunkenen Gaspreise
„auch bei den Fernwärmekunden spürbar“ werden. „Aktuell beobachten wir …
Normalisierung der Fernwärmepreise. Im Bundesdurchschnitt rechnen wir mit
einem Rückgang der Fernwärmepreise im einstelligen Prozentbereich,
vereinzelt jedoch auch deutlich mehr“, teilt eine Verbandssprecherin mit.
Diese Energieform gilt vor allem in Großstädten als [5][wichtige Option,
Gebäude künftig klimaneutral zu beheizen]. In Deutschland wurden 2023 rund
15 Prozent aller Wohnungen mit Fernwärme beheizt.
30 Dec 2024
## LINKS
[1] /Bis-130-Euro-pro-Kilowattstunde/!6056310
[2] /Ausstieg-aus-fossiler-Stromerzeugung/!6050198
[3] https://www.verivox.de/
[4] /Preisaenderungen-zum-Jahreswechsel/!6050909
[5] /Klimafreundlicher-Fernwaermeausbau-stockt/!6053296
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