| # taz.de -- Klage gegen Extragewinn-Abschöpfung: Strompreisbremse war rechtens | |
| > Ökostrom-Produzenten klagten in Karlsruhe gegen die Abschöpfung ihrer | |
| > Extragewinne. Nun haben die Richter die Verfassungsbeschwerde abgelehnt. | |
| Bild: Mit der Strompreisbremse wurde über Strommasten wie nahe Schwerin nicht … | |
| Karlsruhe taz | Die Überschusserlöse der Ökostromerzeuger durften zur | |
| Finanzierung der [1][Strompreisbremse] abgeschöpft werden. Das entschied | |
| das Bundesverfassungsgericht am Donnerstag in Karlsruhe. Es lehnte damit | |
| eine Verfassungsbeschwerde von 22 Wind-, Solar- und | |
| Holz-kraftwerksbetreibern ab. | |
| Die Strompreisbremse war vom Bundestag im Dezember 2022 beschlossen worden, | |
| nachdem im Lauf des Jahres 2022 der Strompreis im Zuge des russischen | |
| Angriffs auf die Ukraine massiv gestiegen war. Denn in dessen Folge | |
| verknappte Russland gezielt seine Gaslieferungen. Da die Gaspreise auch | |
| Einfluss auf die Bildung der Strompreise haben, stiegen Letztere im Jahr | |
| 2022 an der Strombörse auf das Fünffache des üblichen Preises, in Spitzen | |
| betrugen sie sogar das Zehnfache. | |
| Von diesen exorbitant gestiegenen Preisen profitierten vor allem | |
| Ökostromproduzenten, weil ihre Produktionskosten unverändert niedrig | |
| bleiben. Das Strompreisbremsengesetz der Ampelkoalition sah daher vor, dass | |
| bis Juni 2023 sieben Monate lang 90 Prozent der sogenannten Zufallsgewinne | |
| der Energieerzeuger abgeschöpft wurden. Damit sollte die Begrenzung der | |
| Strompreise für die Verbraucher finanziert werden. Eigentlich sollten mit | |
| der Strompreisbremse 13,5 Milliarden Euro umverteilt werden. Doch der | |
| [2][Gas- und Strompreis sank] früher und stärker als erwartet, sodass am | |
| Ende nur rund 750 Millionen Euro Extragewinne abgeschöpft wurden. Die | |
| restlichen Kosten der Strompreisbremse von rund 16 Milliarden Euro kamen | |
| aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), einem Sondervermögen des | |
| Bundes. | |
| Die Ökostromhersteller klagten gegen die Abschöpfung ihrer Sondergewinne, | |
| weil diese ihrer Meinung nach ihre Berufs- und Unternehmensfreiheit | |
| verletzte. Die Dämpfung des Strompreises für Verbraucher und Unternehmen | |
| sei nicht ihre Aufgabe, sondern müsse aus dem allgemeinen Staatshaushalt | |
| finanziert werden, so die Begründung der Ökostromproduzenten. Die hohen | |
| Anforderungen an eine Sonderabgabe der Ökostrombranche seien hier nicht | |
| erfüllt. So seien die Einnahmen nicht „gruppennützig“ verwendet worden. | |
| ## Richter lehnten Beschwerde einhellig ab | |
| Das Bundesverfassungsgericht lehnte die Verfassungsbeschwerden nun aber | |
| einhellig und in vollem Umfang ab. Es handelte sich bei der | |
| Gewinnabschöpfung um keine Sonderabgabe, so die Richter. Denn der Staat | |
| habe sich mit der Abschöpfung keine eigenen Einnahmen verschafft. Vielmehr | |
| habe es sich um eine reine Umverteilung unter Privaten gehandelt, die über | |
| eine Verrechnung bei den Stromnetzbetreibern erfolgte. | |
| Zwar sei die Abschöpfung von Gewinnen, die aus der Knappheit von Produkten | |
| auf dem Markt folgen, grundsätzlich nicht erlaubt, so die Richter. Hier sei | |
| sie jedoch ausnahmsweise gerechtfertigt gewesen. | |
| Für die Zulässigkeit sprach, dass den „außerordentlich begünstigten | |
| Stromproduzenten“ die „außerordentlich belasteten Verbraucher“ | |
| gegenüberstanden. Hier einen Ausgleich herzustellen, sei ein legitimes Ziel | |
| gewesen. Die Richter betonten, dass Strom „ein zur Deckung existenzieller | |
| Bedarfe unverzichtbares Gebrauchsgut“ ist. | |
| Die Hersteller seien auch nicht unverhältnismäßig belastet worden. | |
| Schließlich seien nicht alle Profite abgeschöpft worden, sondern nur 90 | |
| Prozent der Gewinne, die über die „typischen Investitionserwartungen“ | |
| hinausgingen. Auch Übergewinne, die vor Dezember 2022 anfielen, blieben | |
| unangetastet. So beschränkte sich die Abschöpfung auf sieben Monate. | |
| ## Verhältnismäßige Verwaltungskosten | |
| Auch die hohen Verwaltungskosten für die Betreiber machten die | |
| [3][Gewinnabschöpfung] nicht verfassungswidrig, so die Richter. Zu den | |
| abgeschöpften rund 750 Millionen Euro kamen noch rund 50 Millionen Euro | |
| administrative Kosten hinzu. Dies sei aber deshalb nicht unverhältnismäßig, | |
| weil ja ursprünglich mit viel höheren Einnahmen gerechnet worden war. | |
| 28 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Massnahmen-gegen-die-Energiekrise/!5899339 | |
| [2] /Sinkende-Energiekosten/!5936493 | |
| [3] /Klage-gegen-Gesetz-zur-Strompreisbremse/!5918637 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| ## TAGS | |
| Strompreisbremse | |
| Ökostrom | |
| Energiekrise | |
| Strompreis | |
| Energiepreise | |
| Energie | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| Robert Habeck | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Klima | |
| Energiewende | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Experten über Energiepreise 2025: Wie teuer werden Strom und Gas im neuen Jahr? | |
| Die jüngste Energiekrise mit extremen Preissprüngen ist noch nicht lang | |
| her. Die Lage hat sich beruhigt. Doch wie geht es weiter? | |
| Stockender Absatz von E-Autos: Woran liegt es? | |
| Fehlende Ladesäulen sind nicht der Grund für schlechte Absatzzahlen von | |
| E-Autos, sagt die Energiebranche. Die Stromimporte sind 2024 gestiegen. | |
| Strompreisbremse in Karlsruhe: Habecks Kuscheligkeit gewinnt vor Gericht | |
| Die Deckelung von Gewinnen bei den Strompreisen ist rechtens. Gut so – denn | |
| die Maßnahme war sehr moderat – typisch Habeck. | |
| Energie in Schweden: Sicherheit als K.O.-Argument gegen Windkraft | |
| Windparks vor der Küste könnten die militärische Überwachung des Landes | |
| gefährden, fürchtet Schwedens Regierung – und kippt 13 Offshore-Projekte. | |
| Klimaschutzverträge mit Unternehmen: Der Habeck’sche Green Deal | |
| 2045 soll die deutsche Industrie klimaneutral sein. Mit Zuschüssen will das | |
| Wirtschaftsministerium Unternehmen zu gezielten Investitionen locken. | |
| Ökonom zum Industriestrompreis: „Er ist gut fürs Klima“ | |
| Der Ökonom Tom Krebs sagt, dass ein stabiler Strompreis Unternehmen im Land | |
| halten kann. Das gesenkte Risiko ermögliche erst die grüne Transformation. |