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# taz.de -- Protest gegen die AfD: Alternativlos
> Auf ihrem Parteitag in Riesa zeigte sich die AfD radikal und
> selbstbewusst. Für Demokrat:innen ist es jetzt Zeit, sich das
> Momentum zurückzuholen.
Bild: Anti-AfD-Protestierende am Wochenende in Riesa
Die AfD hat Oberwasser. Auf ihrem Parteitag [1][in Riesa] verabschiedete
sie ein Wahlprogramm, in dem [2][die als „Remigration“ getarnte
Massendeportation] rassifizierter Menschen in Deutschland als Ziel genannt
wird. Ein Plan, der noch vor einem Jahr Millionen Menschen so sehr empörte,
dass sie monatelang überall im Land zur kältesten und dunkelsten Jahreszeit
auf die Straße gingen.
Und heute? Erschrecken wir uns noch, wenn die Nachrichten von einer
erneuten Radikalisierung der AfD sprechen? Pflichtschuldig fast fällt der
Jubel über [3][200 Busse und an die 15.000 Antifaschistinnen] aus, die sich
in Riesa bei Kälte und Polizeigewalt der AfD entgegenstellen. Und zugleich
machen sich Zweifel breit: Was bringt es eigentlich wirklich? Haben 2
Stunden Verspätung des Parteitags irgendeine Auswirkung auf das, was am
Ende wirklich zählt, nämlich das Wahlergebnis am 23.2.?
Neueste Umfragen sehen die AfD bei über 20 Prozent der Stimmen. Schuld hat
nicht die geschwächte Zivilgesellschaft, die Gründe liegen anderswo: Der
[4][Wahlaufruf des Techmilliardärs Elon Musk], für den sich die ebenfalls
finanzstarke Springerpresse hergegeben hat, ein Verlag, der schon immer mit
dem Riecher eines Investmentbankers in jedem Dreck wühlte, um am Ende
zuverlässig auf der Seite des Gewinners zu stehen. Das massenhaft
gestreamte Gespräch zwischen AfD-Spitzenkandidatin [5][Alice Weidel und
Elon Musk]. Die [6][bevorstehende FPÖ-Regierung in Österreich], das
angesichts einer verantwortungslosen und geschichtsvergessenen ÖVP wie eine
Blaupause für Deutschland wirkt. Der Trump-Sieg in den USA, der als Schock
bei vielen noch immer nachwirkt.
Und die Gegenbewegung? Stumm. Die Zeiten, in denen wir selbstbewusst und
sekundiert von Bands wie den Toten Hosen, den Ärzten oder Feine Sahne
Fischfilet „Wir sind mehr“ durch die Straßen schrien sind verdammt lange
her. Mittlerweile haben Pandemie und Haushaltsloch die Kultur ausgedünnt
und Parteien, die sich früher „eher links“ verorteten, [7][verschärfen das
Asylrecht] und lassen sich von einem Wettkampf der Unmenschlichkeit nach
rechts treiben. Auch sie wollen am Ende nicht zu den Verlieren gehören –
und biedern sich dem vermeintlichen Volkswillen nach [8][Abschiebungen im
großen Stil] an, als wären es die Sorgen jener desinformierten Wutbürger,
die man ernst nehmen müsse und nicht die derer, die massenhaft für den
Erhalt der Demokratie aufgestanden waren.
## Empört euch weiter, haltet die Stimmung aufrecht!
Die Quittung gab es nur wenige Monate nach den Demos. Bei der Europawahl
wurde die AfD mit 16 Prozent zur zweitstärksten Kraft gewählt. Weitere
Erfolge bei drei ostdeutschen Landtagswahlen folgten. Das saß erst mal.
Es ist heute schwerer denn je, sich wieder zu berappeln, den Optimismus
wiederzufinden, zumal uns ja von überall her der komplette Niedergang
Deutschlands plausibel gemacht wird. Und es ist schwer, sich nicht an das
schleichende Gift der immer deutlicheren sprachlichen Entgleisung zu
gewöhnen, nur weil gefühlt immer mehr Menschen auf immer mehr Kanälen immer
entfesselter immer Menschenfeindlicheres äußern. „Alice für Deutschland“,
der neue selbstbewusste Claim der AfD, nur wenige Buchstaben entfernt vom
[9][SA-Spruch, für den Björn Höcke] im vergangenen Jahr noch verurteilt
wurde.
Der beständige Tabubruch ist im ersten Moment wirkmächtig. Aber wir sollten
auch die eigenen Stärken nicht unterschätzen. Sich das Momentum
zurückzuholen, alle Kräfte zu sammeln und wieder auf die Straße zu gehen,
wieder und wieder und wieder, mit langem Atem gegen die Zerstörung der
Demokratie anzukämpfen – das kann, muss und wird sich am Ende durchsetzen.
Viele, die im vergangenen Jahr nach Veröffentlichung der
[10][Correctiv-Recherchen] über das [11][Potsdamer Treffen von
Rechtsextremen] auf die Straße gegangen sind, waren damals erstmals auf
einer Demo. Viele berichteten überrascht und euphorisiert von einem Gefühl
des Empowerments und von einem Zeichen des Zusammenhalts. Von der
Erleichterung darüber, dass es endlich einen Aufstand der Anständigen
gegeben hatte. Einen solchen Aufstand sehen wir auch [12][jetzt wieder, in
Österreich etwa,] wo die Hoffnung, eine rechtsradikale Regierung zu
verhindern noch viel kleiner ist, als hier. Auch wir hier in Deutschland
sind noch lange nicht am Ende. Empört euch weiter, haltet die Stimmung
aufrecht! Es gibt keine Alternative.
13 Jan 2025
## LINKS
[1] /Protest-gegen-die-AfD-in-Riesa/!6061591
[2] /AfD-Parteitag/!6058383
[3] /-AfD-Parteitag-in-Riesa-/!6061523
[4] /Musks-AfD-Wahlempfehlung-in-der-Welt/!6056513
[5] /Rechter-Wahlkampf-auf-X/!6061001
[6] /Regierungsbildung-in-Oesterreich/!6057277
[7] /Ex-Gruener-zum-Austritt-wegen-Asylpolitik/!5981460
[8] /Migrationspolitik-von-Olaf-Scholz/!5968802
[9] /Urteil-gegen-AfD-Politiker/!6009855
[10] /Ein-Jahr-Correctiv-Recherche/!6058332
[11] /Reaktion-auf-das-rechte-Geheimtreffen/!5983000
[12] /Demos-gegen-FPOe-Regierung/!6058297
## AUTOREN
Sunny Riedel
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