# taz.de -- Osteuropa-Workshop 2024: Wie Russland die Sanktionen umgeht | |
> Kasachstan oder Tadschikistan: Über Nachbarländer kommt Russland an | |
> begehrte Produkte. Journalist*innen decken das auf, die taz fördert | |
> sie. | |
In Russland, erzählt Vera Portnova, gibt es nun Dobry Cola, also „gute | |
Cola“, statt Coca-Cola. Nachdem westliche Marken das Land aufgrund der | |
Sanktionen nach Beginn der vollen Invasion der Ukraine verlassen haben, | |
mussten viele Menschen auf lokale Marken umsteigen. Eine von ihnen ist der | |
Getränkehersteller „Dobry“ – auf Deutsch „gut“. | |
Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Russlands Wirtschaft seit dem 24. | |
Februar 2022 verändert hat. „Alle haben das Land verlassen“, sagt Portnova | |
und meint damit große, westliche Konzerne. Zwar bemühe sich Russland, die | |
Lücken mit eigener Innovation und Produktion zu füllen. | |
Doch das funktioniert nur eingeschränkt, sagt sie: „Was in Russland | |
produziert wird, hat oft einfach nicht dieselbe Qualität. Es ist schlechter | |
gemacht und teuer. Russland stellt beispielsweise bestimmte Technologien | |
nicht her. Man kann keinen Computer oder kein Telefon kaufen, das in | |
Russland produziert wurde.“ | |
Portnova ist eine Journalistin aus Russland, die heute im Exil in Georgien | |
lebt. Wie es in ihrem Heimatland heute aussieht, kennt sie nur aus | |
Erzählungen. Das Russland, das sie einst kannte, existiere nicht mehr, | |
schließt sie aus den Berichten von Freunden und Verwandten. | |
Journalistinnen und Journalisten wie Vera Portnova eine Stimme zu geben – | |
das ist eines der Ziele des [1][Osteuropa-Workshops „Krieg und Frieden: | |
Austausch über Grenzen hinweg“ der taz Panter Stiftung] mit Unterstützung | |
des Auswärtigen Amts. Im Rahmen des Workshops in der georgischen Hauptstadt | |
Tbilisi im Oktober 2024 wurde auch dieser Podcast aufgezeichnet. | |
## „Strom an Waren ist ziemlich groß“ | |
Auch Journalistinnen und Journalisten aus dem postsowjetischen Raum zu | |
vernetzen, ist ein Ziel der Osteuropa-Projekte. Wie wichtig es ist, Themen | |
grenzübergreifend zu betrachten, beschreiben die Teilnehmenden auch in | |
diesem Podcast. | |
Nikita Danilin ist ein freier Journalist aus Kasachstan. Russlands | |
Wirtschaft kennt er gut – und auch, wie Kasachstan zu dieser beiträgt. Denn | |
das zentralasiatische Land hilft Russland, Sanktionen zu umgehen, indem es | |
zum Umschlagplatz für westliche Waren geworden ist: „Vor allem in den | |
Jahren 2022 bis 2023 war der Strom an Waren durch Kasachstan ziemlich | |
groß.“ | |
Das System funktioniere etwa so: Neuwagen bekannter Automarken kämen in | |
kasachische Autohäuser. Dann reisten russische Unternehmer an, kauften sie | |
und transportierten sie mit Lastwagen nach Russland. Die kasachische | |
Regierung schiebe die Schuld auf einzelne Unternehmer. Doch Danilin sagt: | |
Kasachstans Wirtschaft sei von Russland abhängig – und das Land damit quasi | |
zur Hilfe verpflichtet. | |
Dieses Prinzip kennt auch Mahsab Juma, ein Investigativjournalist aus | |
Tadschikistan. Sein Heimatland betrachte Russland als großen Bruder aller | |
zentralasiatischen Länder, erklärt er. Und als Retter. „Also müssen wir | |
Russland immer auf jede erdenkliche Weise helfen. Wenn wir nicht helfen, | |
kann das für uns ein Problem werden“, sagt Juma. | |
Sowohl die Behörden als auch Unternehmen, die Russland bei der Umgehung von | |
Sanktionen helfen, halten sich lieber bedeckt – in Kasachstan wie in | |
Tadschikistan. Diese Vorgänge öffentlich zu machen, liegt damit an | |
Journalistinnen und Journalisten – wie Portnova, Juma und Danilin. | |
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Stiftung unterstützen. | |
31 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tigran Petrosyan | |
Lisa Schneider | |
Aren Melikyan | |
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