# taz.de -- Elon Musk und die AfD: Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars | |
> Für den Multimilliardär Elon Musk sind Hetze und rechte Politik nur ein | |
> Werkzeug. Er will Macht – und dafür den Nationalstaat handlungsunfähig | |
> machen. | |
Bild: Der Mars ist das Ziel: Elon Musk mit Buddy Donald Trump | |
Elon Musk, der irreführende Informationen über den US-Übergangshaushalt | |
verbreitet und dessen Verabschiedung in Zusammenarbeit mit Trump um ein | |
Haar verhindert. Musk, der den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz als | |
„unfähigen Idioten“ beschimpft. Musk, der einen substanzlosen Post zu | |
[1][dem tödlichen Anschlag in Magdeburg] teilt. Musk, der sich längst auch | |
in den deutschen Wahlkampf einmischt. „Nur die AfD kann Deutschland | |
retten“, schrieb er auf Englisch in einem Post auf X. | |
Das nur als kleinen Ausschnitt dessen, was der reichste Mann der Welt in | |
den vergangenen Tagen so von sich gegeben hat. In den kommenden Wochen und | |
Monaten [2][werden wir immer mehr davon sehen]. Und das hat viel damit zu | |
tun, welche Vision Musk mit seinem Tun verfolgt. | |
Setzt man alle Bausteine seines Handelns, seiner Äußerungen und seiner | |
unternehmerischen Tätigkeiten zusammen, ergibt sich ein recht stringentes | |
Bild seiner Vision: ein handlungsunfähiger Staat. Dafür haben er und andere | |
rechtslibertäre Akteure wie [3][der milliardenschwere Investor Peter Thiel] | |
das Ziel, staatliche Macht so weit es geht einzuschränken und zu zerstören. | |
Denn in dieser Vision schaffen es bis zur Unkenntlichkeit ausgedünnte | |
Behörden nicht mehr, Recht durchzusetzen. Das Raumfahrtunternehmen SpaceX | |
verschmutzt Gewässer in Texas? Tesla im brandenburgischen Grünheide | |
[4][nimmt es mit Bau- und Umweltrecht nicht so genau]? Da wäre es doch | |
praktisch, wenn keine Aufsichtsbehörde mehr da ist und niemand, der Gesetze | |
zum Beispiel an den aktuellen Stand der Technik anpasst. Für Milliardäre | |
mit gesellschaftlicher und politischer Macht hieße das: Sie machen die | |
Regeln mit der Kraft des Faktischen. | |
## Offen kommunizierter „Bürokratieabbau“ | |
Und wie lässt sich so eine Welt am ehesten erzeugen? In den USA durch offen | |
kommunizierten „Bürokratieabbau“, wie Musk ihn in seiner neuen Position als | |
Berater des künftigen Präsidenten Trump ganz offiziell übernehmen soll. | |
Außerhalb der USA geht er einen anderen Weg: In möglichst vielen Ländern | |
der Welt innenpolitisch für Chaos zu sorgen. Denn innenpolitisches Chaos | |
bedeutet: Die Nationen haben genug mit sich selbst zu tun und wenden ihren | |
Fokus von übergeordneter Regulierung – zum Beispiel multilateralen Regeln | |
für künstliche Intelligenz – ab. Die Politik insgesamt, aber auch Trump, | |
sind bei dieser Strategie nur Werkzeuge für Musk. | |
Was Musk in dieser dystopischen Welt, in der er selbst maßgeblich die | |
Regeln macht, umsetzen will, klingt von außen betrachtet nach einer extrem | |
absurden Idee. Es ist aber, so deutet er es selbst an, tatsächlich sein | |
Lebenssinn und das, was er der Welt hinterlassen will: [5][die Besiedelung | |
des Mars]. | |
## Bullshit Asymmetrie | |
Auch Musks unternehmerische Tätigkeiten reihen sich in die Mars-Vision ein: | |
Tesla ist maßgeblich ein Kapitalbringer, mit dem Geld kann er SpaceX | |
quersubventionieren. Die Neurotechnologiefirma Neuralink, die an | |
Gehirn-Computer-Schnittstellen forscht, trägt der Erkenntnis Rechnung, dass | |
Menschen in ihrer aktuellen Form auf dem Mars nicht lange und gut überleben | |
könnten. Andere physische und wohl auch psychische Fähigkeiten wären nötig | |
– Neuralink setzt hier an. Und die Onlineplattform X ist das Werkzeug zum | |
gesellschaftlichen Zersetzen. Falschinformationen die größtmögliche | |
Reichweite zu bieten, ist da Teil des Gesamtpakets. Denn dann sind die | |
anderen erst mal mit dem Aufräumen beschäftigt – Stichwort | |
Bullshit-Asymmetrie. | |
Die bereits 2013 [6][von dem italienischen Programmierer Alberto Brandolini | |
formulierte] und später wissenschaftlich gestützte These, dass das | |
Widerlegen von Schwachsinn deutlich mehr Energie braucht, als die | |
Produktion, wird jede:r nachvollziehen können, der:die schon mal versucht | |
hat, zum Beispiel mit Corona- oder Klimawandelleugner:innen zu | |
diskutieren – egal ob auf X oder unterm Weihnachtsbaum. | |
Die Lehre daraus? Ein Anbiedern à la Christian Lindner, der via X fast | |
schon um ein Treffen mit Musk bettelte („Lass uns treffen und ich zeige | |
dir, wofür die FDP steht“, [7][schrieb er] auf Englisch), ist der falsche | |
Weg. Auch die Idee, Musk politisch stellen zu wollen, wird wohl kaum | |
aufgehen. Der wunde Punkt Musks sind seine Firmen. Und hier bieten sich | |
genug Angriffspunkte – alleine der Umfang der Verstöße von X gegen | |
EU-Regeln füllt Seiten. Konsequentes Handeln ist dabei essenziell. Solange | |
es noch geht. | |
22 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Anschlag-in-Magdeburg/!6058119 | |
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[4] /Tesla-Fabrik-in-Gruenheide/!6050538 | |
[5] /Bewerbungsschreiben-fuer-Marsflug/!5257438 | |
[6] https://x.com/ziobrando/status/289635060758507521 | |
[7] https://x.com/c_lindner/status/1870081931393581541 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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