# taz.de -- Podcast „Faking Hitler“: Hochgestapelte Hitler-Tagebücher | |
> „Faking Hitler“ erzählt, wie der gerade verstorbene Reporter Gerd | |
> Heidemann dem Fälscher auf den Leim ging. Ein guter Recherchepodcast. | |
Bild: Der Journalist Gerd Heidemann zeigt bei einer Pressekonferenz am 25. Apri… | |
Es gibt Laberpodcasts und es gibt Recherche. Der Podcast [1][„Faking | |
Hitler“] ist Letzteres. Gemacht hat ihn der Journalist und Autor Malte | |
Herwig, der darin die Geschichte der geheimen „Hitler-Tagebücher“ | |
rekonstruiert. Die hatte der [2][Stern 1983 als „Sensation“ vorgestellt und | |
versprochen, die Geschichte des NS-Staates müsse „in großen Teilen neu | |
geschrieben werden“.] Kurz darauf entpuppten sich die Tagebücher als | |
dreiste Fälschung. | |
Der peinlichste Skandal der deutschen Presse war schon 1992 von Helmut | |
Dietl in der Komödie „Schtonk!“ verfilmt worden; und der Stern-Reporter | |
Gerd Heidemann, der sich die Fälschungen hatte andrehen lassen, war auch | |
schon von anderen Journalisten interviewt worden. | |
Aber niemand vor Herwig hatte Zugang zu dem Musikkassettenarchiv des | |
Reporters erhalten, der im Alter von 93 Jahren am 9. Dezember verstorbenen | |
ist. In dem Archiv: die Mitschnitte der Telefongespräche von Heidemann mit | |
dem Kunstfälscher Konrad Kujau, der die Tagebücher in seiner | |
Fälscherwerkstatt selbst geschrieben hatte. | |
Hört man die Mitschnitte der Telefonate zwischen dem Hochstapler und dem | |
Reporter, kann man sich einfach nicht vorstellen, dass Heidemann wirklich | |
hat glauben können, was Kujau ihm da aufgetischt hat. Allein die ständigen | |
Ausreden dafür, warum sich die versprochene Lieferung der weiteren | |
Tagebücher verzögert, sind so wild und grotesk. | |
Mit der heutigen Erfahrung würde man sagen, da hat sich ein Reporter von | |
einem relativ geschickten Spam-Anrufer übers Ohr hauen lassen. Nur, dass er | |
dem Spammer nicht ein paar hundert Euro, sondern über 9 Millionen Mark in | |
bar überreicht hat. Man hört Heidemann in dem Podcast an, wie er sich nur | |
noch für den größten Scoop seiner Karriere und die Aussicht auf fünf | |
Minuten Weltbühne leiten lässt. Es sollten fast fünf Jahre Haftstrafe | |
werden. | |
12 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.stern.de/faking-hitler/ | |
[2] https://www.stern.de/panorama/wissen/geschichte/wie-der-stern-auf-die-gefae… | |
## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
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