# taz.de -- Zweitgrößte Militärbasis: Tschad wirft Frankreich raus | |
> Tschads Regierung hat das Militärabkommen mit Frankreich gekündigt. Der | |
> letzte Sahel-Stützpunkt fällt. | |
Bild: Noch schütteln sie sich die Hand: Emmanuel Macron und Mahammat Idriss D�… | |
Berlin taz | Ein weiterer Staat in Afrika will Frankreich loswerden. | |
Tschads Regierung kündigte am Donnerstag das geltende Militärabkommen mit | |
der ehemaligen Kolonialmacht auf. „66 Jahre nach der Ausrufung der Republik | |
Tschad ist es Zeit, dass Tschad seine volle Souveränität bekräftigt und | |
seine strategischen Partnerschaften an seinen nationalen Prioritäten | |
ausrichtet“, [1][erklärte die Regierung]. | |
Man sei Frankreich „dankbar“ für die bisherige Zusammenarbeit und bleibe | |
„offen für einen konstruktiven Dialog über neue Formen der Partnerschaft“. | |
Am Sonntag [2][führte Außenminister Abderaman Koulamallah aus], Tschad habe | |
eine starke Armee und „wir sehen jetzt keine Notwendigkeit mehr für eine | |
ausländische Luftwaffenbasis auf unserem Territorium“. | |
[3][Frankreichs Außenministerium erklärte] am Freitagabend, man nehme das | |
„zur Kenntnis“. Die Kündigung hat Frankreich kalt erwischt, zumal sie nur | |
wenige Stunden nach Abreise des französischen Außenministers Jean-Noël | |
Barrot aus Tschad erfolgte. Barrot hatte Tschads Präsidenten Mahamat Idriss | |
Déby getroffen. | |
Von einer Aufkündigung des Militärabkommen war dabei nach französischen | |
Angaben keine Rede. Tschads Staatsfernsehen berichtete hingegen am Freitag, | |
Präsident Déby habe bei dem Gespräch vorgeschlagen, „die traditionelle | |
Kooperation zwischen Frankreich und Tschad zu überwinden“. | |
## Zweitgrößte Militärbasis | |
Am Flughafen von Tschads Hauptstadt N’Djamena unterhält Frankreich seine | |
zweitgrößte Militärbasis in Afrika nach der in Dschibuti, mit rund 1.000 | |
Soldaten und ständig stationierten Mirage-Kampfjets. | |
Von dort werden alle französischen Afrika-Interventionen gesteuert, etwa in | |
Mali ab 2013 oder in der Zentralafrikanischen Republik 2014. Den Vater des | |
amtierenden Präsidenten, Idriss Déby, der Tschad von 1990 bis 2021 | |
regierte, hat das französische Militär auch mehrfach vor dem Sturz bewahrt. | |
In den vergangenen Jahren musste Frankreich seine Soldaten sowohl aus Mali | |
als auch aus Niger abziehen, wo antifranzösische Militärregierungen an der | |
Macht sind. Französische Kontingente bleiben noch in Dschibuti, der | |
Elfenbeinküste, Gabun und Senegal. | |
Senegals neuer Präsident Bassirou Diomaye Faye will nun ebenfalls | |
Frankreich loswerden. „Wie viele senegalesische Soldaten gibt es in | |
Frankreich? Wozu braucht man französische Soldaten in Senegal?“, sagte Faye | |
in einem [4][Interview mit der französischen Zeitung Le Monde] am Samstag. | |
1 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/TchadOne/status/1862260821880881522 | |
[2] https://x.com/alwihdainfo/status/1863155240318411149 | |
[3] https://www.diplomatie.gouv.fr/fr/dossiers-pays/tchad/evenements/article/tc… | |
[4] https://www.lemonde.fr/afrique/article/2024/11/28/bassirou-diomaye-faye-il-… | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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