# taz.de -- Krise bei Autobauern: IG Metall kündigt bei VW flächendeckende Wa… | |
> Im Tarifkonflikt bei VW stehen die Zeichen auf Arbeitskampf. Mit | |
> demonstrativen Aktionen begeht die IG Metall das Ende der | |
> Friedenspflicht. | |
Bild: Mit dem Ende der Friedenspflicht beginnt die heiße Phase des Arbeitskamp… | |
Wolfsburg dpa | Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen drohen | |
flächendeckende Warnstreiks. „In allen Werken wird in nächster Zeit die | |
Produktion temporär auf Eis liegen“, kündigte IG-Metall-Verhandlungsführer | |
Thorsten Gröger in Wolfsburg an. Mit symbolischem Glockenschwingen | |
markierte die [1][IG Metall] demonstrativ das Ende der Friedenspflicht und | |
stellte damit die Weichen für Arbeitskämpfe. Medienberichten zufolge könnte | |
es bereits an diesem Montag zu ersten Warnstreiks kommen. | |
Gleich zweimal ließ die Gewerkschaft die Friedenspflicht demonstrativ | |
abklingen: am Abend zunächst in Wolfsburg mit Glockläuten in Sichtweite der | |
Konzernzentrale, wenig später noch einmal in Zwickau mit rotem Bengalfeuer. | |
Die IG Metall sprach von etwa 300 Teilnehmern in Wolfsburg. Auch in Zwickau | |
versammelten sich Hunderte bei Punsch und Bratwurst vor dem Werkstor, um | |
ihre Streikbereitschaft zu demonstrieren. | |
„Der Frust in der Belegschaft ist groß“, ließ Betriebsratschefin Daniela | |
Cavallo wissen. Mit der Möglichkeit für Warnstreiks gebe es nun ein Ventil, | |
„um Dampf abzulassen“. Sie rechne daher mit großem Zuspruch, wenn die | |
ersten Aktionen anstehen. Gröger sprach von „Warnstreiks, die das | |
Unternehmen nicht übersehen kann“. | |
In Zwickau sagte der dortige Betriebsratschef Uwe Kunstmann: „Der Worte | |
sind genug gewechselt, ab nächster Woche werden Taten folgen.“ Der | |
VW-Vorstand müsse endlich zur Vernunft kommen. „Ich gehe davon aus, dass | |
die IG Metall nächste Woche an allen VW-Standorten zu Warnstreiks aufrufen | |
wird.“ | |
## VW fordert zehn Prozent Lohnkürzung | |
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in | |
den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. VW lehnt | |
bisher jede Erhöhung ab und fordert stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. | |
Auch [2][Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen] stehen im Raum. | |
Die Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Laut Betriebsrat sind | |
mindestens drei Werke und Zehntausende Arbeitsplätze bedroht. | |
Die Friedenspflicht, in der Streiks nicht erlaubt sind, lief um Mitternacht | |
aus. Ab 1. Dezember sind damit auch Arbeitsniederlegungen möglich. Die IG | |
Metall hat bereits angekündigt, ab Anfang Dezember zu Warnstreiks | |
aufzurufen. Konkrete Termine nannte die Gewerkschaft bisher nicht. | |
Mit den Aktionen will die Gewerkschaft in dem Tarifstreit um Lohnkürzungen, | |
Stellenabbau und mögliche Werksschließungen noch einmal den Druck erhöhen. | |
„Wir wünschen uns diesen Konflikt nicht – aber wir führen ihn, solange der | |
Vorstand nur auf Kürzungen und Entlassungen statt auf Perspektiven setzt“, | |
sagte Gröger. „Wenn nötig, wird das einer der härtesten Konflikte, den | |
Volkswagen je gesehen hat.“ | |
## Zukunftsplan der IG Metall abgelehnt | |
Erst am Freitag hatte Volkswagen die Vorschläge von IG Metall und | |
Betriebsrat zur Kostenentlastung zurückgewiesen. Damit gieße der Vorstand | |
Öl ins Feuer, sagte Cavallo. Gröger sprach sogar von „offenen | |
Benzinfässern“, die der Vorstand ins Feuer werfe. „Das werden wir uns nicht | |
gefallen lassen.“ | |
IG Metall und Betriebsrat hatten angeboten, eine mögliche Tariferhöhung | |
vorerst nicht auszuzahlen und stattdessen in einen Zukunftsfonds | |
einzubringen. Im Gegenzug sollte VW auf Werkschließungen und | |
betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Volkswagen hielt dagegen, der | |
Vorschlag bringe keine nachhaltige Entlastung. | |
Am 9. Dezember wollen Vertreter von Arbeitnehmern und Konzern die | |
Tarifverhandlungen fortsetzen. Bei der vorigen Verhandlungsrunde im | |
November protestierten bereits mehr als 7.000 Beschäftigte vor dem | |
Verhandlungssaal gegen die Sparpläne, damals noch ohne Warnstreiks. | |
Am Mittwoch wird Konzernchef Oliver Blume zudem auf der Betriebsversammlung | |
in Wolfsburg vor die Belegschaft treten. Auch Bundesarbeitsminister | |
Hubertus Heil (SPD) wird dann als Gastredner erwartet. | |
## Mehr als 50.000 bei Warnstreikwelle 2018 | |
Warnstreiks an einzelnen Standorten hatte es bei VW zuletzt in der | |
Haustarifrunde 2021 gegeben. Flächendeckende Aktionen an allen sechs großen | |
Werken in Westdeutschland gab es zuletzt 2018. Nach Angaben der IG Metall | |
beteiligten sich damals mehr als 50.000 Beschäftigte in Wolfsburg, | |
Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig und Salzgitter an dem | |
Ausstand. Für die sächsischen Werke in Zwickau, Chemnitz und Dresden wurde | |
erst 2021 eine stufenweise Angleichung an den Haustarif bis 2027 | |
vereinbart. | |
Nicht unter den Haustarif fällt das VW-Werk in Osnabrück. Dort war es | |
bereits im Oktober und November bei der Tarifrunde für die [3][Metall- und | |
Elektroindustrie] zu Warnstreiks gekommen. | |
1 Dec 2024 | |
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