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# taz.de -- Autokonzern in der Krise: IG Metall streikt bei Volkswagen
> Das Management des Autobauers hat einen Zukunftsplan von Betriebsrat und
> Gewerkschaft abgelehnt. Diese antwortet nach Ende der Friedenspflicht mit
> Warnstreiks.
Bild: In Zwickau haben VW-Beschäftigte am Samstagabend das Ende der Friedenspf…
Bei Volkswagen eskaliert der Streit um die Zukunft. Die Gewerkschaft IG
Metall kündigte mit Ende der sogenannten Friedenspflicht, in der
Warnstreiks verboten sind, in allen deutschen Werken Aktionen an. Zuvor
hatte das Management einen Vorschlag der Gewerkschaft zur Krisenlösung
abgelehnt.
„Volkswagen hat unsere Tarifverträge in Brand gesteckt und statt in drei
Tarifverhandlungen dieses Feuer zu löschen, wirft der Vorstand noch offene
Benzinfässer hinein“, erklärte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten
Gröger. „Am Montag werden in allen Werken Warnstreiks beginnen. Wie lange
und wie intensiv diese Auseinandersetzung gehen muss, hat Volkswagen am
Verhandlungstisch zu verantworten.“
Im September hatte das VW-Management alle wichtigen [1][Tarifverträge mit
der Gewerkschaft gekündigt], die auch eine über 30 Jahre währende
Beschäftigungsgarantie vorsahen. Zuvor hatte es betriebsbedingte
Kündigungen und Werksschließungen angekündigt. Zudem sollen die
Angestellten eine pauschale Absenkung der Entgelte um 10 Prozent hinnehmen.
[2][Der Grund für den geplanten Kahlschlag ist eine Absatzkrise]. Zum einen
leidet die gesamte Branche in Europa an sinkenden Verkaufszahlen. Zum
anderen setzen dem Autobauer frühere Managementfehler zu. Im Sortiment
fehlt derzeit ein günstiges Elektromodell, auch bei der Software solle es
Schwierigkeiten geben. So fehlt dem Konzern laut Vorstandsangaben die
Nachfrage für die Produktion von jährlich 500.000 Fahrzeugen. Dies
entspricht der Kapazität von zwei Werken.
## Der Plan hat ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro
Gleichzeitig ist der Konzern weiterhin profitabel. Zwar vermeldete das
Management zuletzt einen massiven Gewinneinbruch. Letztlich machte der
Autobauer in den ersten neun Monaten des Jahres noch einen Gewinn nach
Steuern von insgesamt knapp neun Milliarden Euro.
Vor einigen Tagen legte die IG Metall zusammen mit dem Konzernbetriebsrat
einen alternativen Plan zur Sanierung des Autobauers vor: Sie regte an, die
jüngste Tarifeinigung in der Metall- und Elektroindustrie auch für die rund
120.000 VW-Beschäftigten in Deutschland zu übernehmen. Diese sieht eine
Lohnsteigerungen von 5,1 Prozent über eine Laufzeit von 25 Monaten vor. Bei
VW soll dieses Geld laut dem Plan von Gewerkschaft und Betriebsrat aber
nicht direkt an die Beschäftigten gehen. [3][Es soll stattdessen in einen
sogenannten Flexi-Fonds fließen.]
Laut IG Metall hat dieser Plan ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. Wenn es
im Zuge des Konzernumbaus zu Unterauslastungen in einzelnen Werken und
Bereichen kommt, soll damit ein Ausgleich für Arbeitszeitverkürzungen
finanziert werden. So wollen IG Metall und Betriebsrat Entlassungen und
Werksschließungen verhindern.
Der VW-Vorstand lehnte den Vorschlag jedoch ab. „Zwar können sich
kurzfristig auch positive Effekte ergeben, jedoch führen die genannten
Maßnahmen überwiegend zu keiner finanziellen nachhaltigen Entlastung des
Unternehmens in den kommenden Jahren“, teilte Europas größter Autobauer
Ende vergangener Woche mit.
## Der Frust der Arbeiter ist groß
Am Samstagabend läutete die Industriegewerkschaft nun in Wolfsburg mit 300
Beschäftigten das Ende der Friedenspflicht ein. „Der Frust in der
Belegschaft ist groß. Die Kolleginnen und Kollegen suchen seit Wochen ein
Ventil, um Dampf abzulassen“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo.
Dieses sei nun endlich mit der Möglichkeit für Warnstreiks vorhanden. „Und
wohin dann die Belegschaft mit ihrem Unmut will, steht auch
unmissverständlich fest: In Richtung Vorstand, der Öl ins Feuer gießt,
anstatt seiner Verantwortung gerecht zu werden“, so Cavallo weiter.
Zuletzt gab es laut IG Metall bei Volkswagen im Jahr 2021 einzelne
Warnstreiks, die jedoch unter Pandemiebedingungen stattfinden mussten. Die
letzten größeren Warnstreiks organisierte die Gewerkschaft im
Haustarifbereich des Autobauers im Jahr 2018. Damals legten mehr als 50.000
Beschäftigten die Arbeit nieder.
1 Dec 2024
## LINKS
[1] /Krise-bei-Autobauern/!6053834
[2] /Autobauer-in-der-Krise/!6048532
[3] /Krise-bei-Volkswagen/!6048774
## AUTOREN
Simon Poelchau
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an.
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