# taz.de -- Ministerpräsident in Volkswagen-Krise: Teil des Systems VW | |
> Stephan Weil gibt in der jetzigen VW-Krise den mahnenden | |
> niedersächsischen Landesvater. Dabei hat er als Aufsichtsrat viel | |
> Einfluss. | |
Bild: Stephan Weil hat viel Einfluss bei VW | |
Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil ist ein Meister der | |
Leutseligkeit, was für einen sogenannten Landesvater nichts Schlechtes ist. | |
Der freundliche Mann kann irgendwie mit jedem; habituell ist er erkennbar | |
von seiner langen Oberbürgermeisterzeit in Hannover geprägt. | |
Das Problem [1][bei der aktuellen VW-Krise] ist aber, dass er nicht nur am | |
Spielfeldrand steht und es nicht ausreicht, mahnende Landesvaterworte von | |
sich zu geben – so wie zuletzt am Mittwoch in der Talkshow von Markus Lanz. | |
„Bis Weihnachten“ müsse es für die VW-MitarbeiterInnen eine Lösung geben, | |
denn die Situation sei „unglaublich belastend“. Das ist einleuchtend, aber | |
selbstredend. | |
Es wäre ganz nützlich, wenn Weil einmal Auskunft darüber geben würde, wo er | |
die Ursachen der Krise sieht und was seine Rolle in den vergangenen Jahren | |
eigentlich bei VW war: Als Vertreter des 20-prozentigen VW-Anteilseigners | |
Niedersachsen sitzt er zusammen mit seiner grünen Kultusministerin (warum | |
eigentlich die Kultusministerin?) im Aufsichtsrat und kontrolliert den | |
Vorstand mit. Mehr noch, im Aufsichtsrat [2][wird auch über strategische | |
Fragen und die Produktpalette] (wie viele Elektroautos brauchen wir und in | |
welcher Preisklasse?) beraten. Und dass Vorstandschef Oliver Blume, der die | |
derzeitige Krise zumindest mitzuverantworten hat, der Spitzenverdiener | |
unter den DAX-Vorstandsvorsitzenden ist, wird vom Aufsichtsrat jedes Jahr | |
gebilligt. | |
Politik spielte immer eine große Rolle bei Volkswagen. 2009 kaufte VW Teile | |
der insolventen Autofabrik Karmann in Osnabrück (das waren die mit den | |
Cabrios) – auf Druck der damaligen CDU-geführten Landesregierung. Man muss | |
kein kalter Neoliberaler sein, um festzustellen, dass VW dieses zusätzliche | |
Werk eher nicht brauchte; VW hatte und hat genug Produktionskapazitäten. | |
Mit VW wird immer auch kräftig regionale Standortpolitik gemacht. | |
Es ist für Niedersachsen und die Beschäftigten ein Segen, [3][dass VW keine | |
normale Aktiengesellschaft ist], die nur nach den Regeln des | |
Shareholder-Value funktioniert. Aber ein paar offene, gern auch | |
selbstkritische Worte der Landespolitik wären hilfreich, damit die | |
Öffentlichkeit die Komplexität der VW-Krise besser begreifen kann. | |
31 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Krise-bei-Volkswagen/!6042628 | |
[2] https://geschaeftsbericht2023.volkswagen-group.com/an-unsere-aktionaere/ber… | |
[3] /Niedersachsen-vor-der-Wahl/!5882636 | |
## AUTOREN | |
Gunnar Hinck | |
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