| # taz.de -- Sozialgipfel in Berlin: Unbequeme Enteignungsfragen | |
| > Beim Berliner Sozialgipfel gibt sich Bausenator Christian Gaebler (SPD) | |
| > bürgernah. Mit seiner Arbeit ist trotzdem niemand zufrieden. | |
| Bild: … aber zu welchem Preis? | |
| Berlin taz | Das Thema Wohnen stand am Montagabend im Mittelpunkt des | |
| [1][Berliner Sozialgipfels], zu dem ein Bündnis aus Gewerkschaften, Sozial- | |
| und Wohlfahrtsverbänden sowie der Berliner Mieterverein in die | |
| Verdi-Zentrale in Mitte eingeladen hatten. | |
| Katja Karger, Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, betonte in ihrer | |
| Eingangsrede, warum sich Gewerkschafter*innen auch für bezahlbare | |
| Mieten einsetzen sollten: „Wir kämpfen in Tarifverhandlungen für höhere | |
| Löhne, um den Lohnabhängigen ein besseres Leben zu ermöglichen – und nicht, | |
| um die Konten der Wohnkonzerne zu füllen.“ | |
| Doch die anschließende Befragung von [2][Stadtentwicklungssenator Christian | |
| Gaebler (SPD)] verlief eher harmonisch. Gaebler duzte die Anwesenden, da es | |
| unter Gewerkschaftsmitgliedern „so üblich“ sei. | |
| Seine Ausführungen zu den angeblichen Erfolgen der Berliner Mietenpolitik | |
| rissen das Publikum aber trotzdem nicht vom Hocker. „Jede Wohnung, die | |
| gebaut wurde, ist wichtig“, erklärte der Senator. Auch der soziale | |
| Wohnungsbau komme trotz der [3][Sparpolitik] wieder in Schwung. „In unserem | |
| Ressort wird nichts eingespart, nur umgeschichtet“, versicherte Gaebler. | |
| ## „Treiber der Ungleichheit“ | |
| Ulrike Hamann-Onnertz vom Berliner Mieterverein konterte Gaeblers | |
| Optimismus mit einer kritischen Einschätzung der Situation. „Die Berliner | |
| Wohnungspolitik ist ein Treiber der Ungleichheit in der Gesellschaft“, | |
| bemängelte sie. Hamann-Onnertz berichtete von der [4][Angst vieler | |
| Mieter*innen vor Eigenbedarfskündigungen] und von jungen Menschen, die | |
| aufgrund fehlender Wohnungen das Elternhaus nicht verlassen könnten. | |
| Zudem merkte sie an, dass vor allem für das obere Einkommensdrittel der | |
| Gesellschaft gebaut werde. Als Lösung schlug Hamann-Onnertz vor, bei | |
| Neubauten die Quote der Wohnungen mit einem Wohnberechtigungsschein zu | |
| erhöhen – ein Vorschlag, den Senator Gaebler jedoch ablehnte: „Wir wollen | |
| an dem Konzept der sozial gemischten Stadtteile festhalten.“ | |
| Als ein älterer Zuhörer aus den hinteren Reihen rief: „Wir brauchen mehr | |
| bezahlbare Wohnungen“, war eine Spur jener Renitenz zu spüren, die die | |
| Berliner Mietrebell*innen in den letzten Jahren ausgezeichnet hat. | |
| ## Eine unbequeme Frage | |
| Die Verdi-Gewerkschafterin Susanne Feldkötter stellte Gaebler dann noch | |
| eine unbequeme Frage: „Was tun Sie dafür, dass der erfolgreiche | |
| [5][Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co. enteignen] endlich umgesetzt | |
| wird?“ Ihre Gewerkschaft habe zahlreiche Unterschriften für das | |
| Volksbegehren auch in Betrieben gesammelt. | |
| Gaebler erwiderte, die Umsetzung habe bereits begonnen, jedoch herrschten | |
| unterschiedliche Auffassungen innerhalb der schwarz-roten Koalition. | |
| Einfacher wäre es seiner Ansicht nach gewesen, wenn die Initiative [6][ein | |
| ausgearbeitetes Gesetz zur Abstimmung] gestellt hätte. | |
| Das Publikum diskutierte noch weiter, nachdem Gaebler die Versammlung nach | |
| zweieinhalb Stunden verlassen hatte. Eine Mieterin beklagte: „Wir bekämpfen | |
| zu viele Symptome, anstatt das große Ganze zu betrachten.“ Sie wies darauf | |
| hin, dass das eigentliche Problem darin liege, dass mit Wohnraum Profit | |
| gemacht werde. | |
| 10 Dec 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berliner-sozialgipfel.de/ | |
| [2] /Stadtentwicklungssenator-ueber-Wohnungsnot/!5944876 | |
| [3] /Sparplaene-in-Berlin/!6051533 | |
| [4] /Eigenbedarfskuendigungen-in-Berlin/!5910662 | |
| [5] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!t5764694 | |
| [6] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!5961670 | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Nowak | |
| ## TAGS | |
| Senatsverwaltung für Stadtentwicklung | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Mieten | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| Gewerkschaft | |
| Energetische Sanierung | |
| Sozialer Wohnungsbau | |
| Sozialwohnungen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Vergesellschaftung von Wohnungen: „Hamburg enteignet“ geht zurück auf Los | |
| Die Initiative, die große Wohnungsbestände vergesellschaften will, zieht | |
| ihr Volksbegehren zurück. Jetzt will sie ein Gesetz zur Abstimmung | |
| vorlegen. | |
| Klima- und Mietenbewegung: Wärmewende von links | |
| Bislang bedeuten energetische Sanierungen vor allem Mieterhöhungen. Die | |
| Vermieter sollen zahlen, fordert die Initiative „Soziale Wärmewende Jetzt“. | |
| Wohnungskrise in Berlin: Rettungsprogramm für den sozialen Wohnungsbau | |
| Jährlich fallen tausende Wohnungen in Berlin aus der Mietpreisbindung. Die | |
| Linke stellt nun ein Maßnahmenpaket gegen den Schwund vor. | |
| Verdrängung in Berlin: Letzte Bastion bezahlbaren Wohnens | |
| In den 90ern unterstützte Berlin mit viel Geld Sanierungen maroder Häuser | |
| im Gegenzug für eine vergünstigte Miete. Nun laufen die Sozialbindungen | |
| aus. |