# taz.de -- Tausende Arbeiter versteckt in Tunneln: Polizei belagert Goldminen … | |
> Aus Angst vor Verhaftung harren seit mehreren Wochen bis zu 4.000 | |
> Goldsucher in Tunnelsystemen in der Kleinstadt Stilfontein aus. Nun | |
> rücken Polizei und Armee an. | |
Bild: Erschöpfte freiwillige Retter vor dem Eingang einer stillgelegten Goldmi… | |
Dakar taz | Tausende Menschen könnten sich in unterirdischen Gängen | |
stillgelegter Goldminen in Südafrika verbergen. Wie viele es genau sind, | |
weiß niemand genau, doch könnten es bis zu 4.000 sein, schätzt der | |
südafrikanische Gewerkschaftsverbund Saftu. Mitlerweile belagert die | |
Polizei die Minen nahe der Kleinstadt Stilfontein im Norden des Landes. | |
Dieser Zustand dauert bereits seit gut zwei Wochen. Aus Angst vor | |
Verhaftungen harren die illegalen Goldsucher ohne Wasser- und | |
Lebensmittelversorgung in den weit verzweigten Tunnelsystemen aus. Ob sie | |
die Tunnel ohne Hilfe verlassen können, ist unklar. | |
[1][Südafrikas Regierung ist entschlossen], gegen den illegalen Abbau von | |
Mineralien vorzugehen, und wendet dabei drastische Mittel an. „Wir werden | |
sie ausräuchern“, hatte die Ministerin im Präsidialamt, Khumbudzo | |
Ntshavheni, am Mittwoch noch gegenüber lokalen Medien gesagt. Auch der Name | |
der Militär- und Polizeioperation, „Vala Umgodi“ (zu Deutsch: Schließt das | |
Loch), spricht Bände. | |
Südafrikas verlassene Minen sind vielerorts in der Hand von | |
durchorganisierten Syndikaten. Im November 2023 gab Präsident Cyril | |
Ramaphosa daher grünes Licht für eine Militäroperation und stellte 3.300 | |
Soldaten dafür ab. Die organisierte Kriminalität aber würde man mit dem | |
Vorgehen nicht ausheben, sagt David van Wyk von der | |
Nichtregierungsorganisation Bench Marks Foundation. Stattdessen treffe es | |
die Ärmsten der Armen: „Es ist eine Tragödie, die sich dort abspielt.“ | |
## Der steigende Goldpreis zieht Arbeiter in den Untergrund | |
Die Mehrheit der Arbeiter, die in den Minen unter lebensgefährlichen | |
Bedingungen von Hand Gold abbauen, seien Menschen, die im Zuge des | |
Rückgangs der Bergbauaktivitäten in Südafrika ihre Arbeit verloren hätten. | |
Mit rund 43 Prozent ist Südafrikas Arbeitslosenquote enorm hoch. In | |
Kombination [2][mit dem aktuellen Anstieg des Goldpreises] habe es zuletzt | |
verstärkt „zama zamas“, wie die Kleinbergarbeiter auch genannt werden, in | |
den Untergrund gezogen, sagt David van Wyk. | |
Nach Protesten, der Bergung eines toten Minenarbeiters und scharfer Kritik | |
durften Anwohner*innen schließlich einige Lebensmittel und Wasser zu | |
den Arbeitern unter Tage bringen. Mehr als zwei Kilometer führt der | |
Einstieg in den „Margaret Shaft“ senkrecht nach unten. Zuvor hieß es, die | |
Polizei habe Teile der Konstruktion demontiert, die den Ein- und Ausstieg | |
ermöglicht. Auch wird befürchtet, dass die Minenarbeiter zu schwach sein | |
könnten, um aus eigener Kraft an die Oberfläche zu gelangen. Ob in den | |
Tiefen gefangen oder freiwillig unten: Die Lage in der südafrikanischen | |
Kleinstadt spitzt sich weiter zu. | |
Allein in der Provinz Gauteng schätzt die Bench Marks Foundation die Zahl | |
der illegalen Arbeiter unter Tage auf 36.000. Es ist das Resultat einer | |
Ära, in der internationale Konzerne südafrikanischen Boden lukrativ | |
ausbeuteten und im Anschluss die erschöpften Minen sowie ihre Arbeiter | |
zurückließen. 1988 waren allein in den Goldminen 488.000 Bergarbeiter | |
angestellt. Heute sind es nach Angaben von Saftu lediglich 93.000. Trotzdem | |
sich das Ende von Südafrikas Goldrausch lange angekündigt hatte, wurden | |
keine alternativen Industrien aufgebaut. | |
Vor allem in sozialen Medien erhält das drastische Vorgehen gegen die | |
Syndikate viel Zuspruch. Die Menschen seien müde von der grassierenden | |
Kriminalität, noch dazu habe es in den vergangenen Monaten wieder einen | |
Anstieg von Ausländerfeindlichkeit gegeben, sagt Wissenschaftler Dale | |
McKinley von der International Labour Research And Information Group | |
(Ilrig). „Viele Arbeiter stammen aus Simbabwe, Lesotho, Eswatini und | |
Mosambik. Sie werden zu Sündenböcken für die Kriminalität und die schlechte | |
wirtschaftliche Lage gemacht.“ Es handele sich um populistische Politik, um | |
den Anschein zu erwecken, dass etwas gegen die Kriminalität getan werde, | |
sagt McKinley. | |
Allein in den vergangenen Wochen sind 1.000 Bergarbeiter festgenommen | |
worden, so die Polizei am Freitag. Man sei entschlossen, sich „weiterhin | |
für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung“ einzusetzen. | |
17 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Helena Kreiensiek | |
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