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# taz.de -- Nach Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Wenig Hoffnung für Verschüttete
> Nach dem Erdrutsch im Norden Papua-Neuguineas sind viele der mindestens
> 2.000 Verschütteten wahrscheinlich tot. Hilfe kommt nur wenig an.
Bild: Nach einem Erdrutsch werden im abgelegenen Hochland Papua-Neuguineas Hund…
Berlin taz | Gegen 3 Uhr morgens Ortszeit am vergangenen Freitag geschah
die Katastrophe in der Enga Province im Norden Papua-Neuguineas.
Augenzeug:innen, die in der Lokalzeitung The National zitiert werden,
sprechen von einem Gefühl wie bei einer Bombenexplosion. Ein massiver
Erdrutsch begrub Häuser, Gärten, Wege in Sekundenschnelle unter sich. Laut
der Hilfsorganisation Care Australia sind die Stein- und Schlammmassen bis
zu 8 Meter hoch und erstrecken sich auf ein Territorium von bis zu 1
Kilometer.
Mehr als 2.000 Menschen sollen unter den Geröllmassen verschüttet worden
sein – [1][viele davon sind wahrscheinlich tot], vermuten
UN-Organisationen. Mindestens weitere 4.000 Menschen sind unmittelbar
betroffen. Die humanitäre Katastrophe dürfte sich weiter verschärfen, denn
Äcker und Ernten wurden zerstört und damit die Basis ihrer wirtschaftlichen
Versorgung, schreibt Lusete Laso Mana vom Nationalen Katastrophenzentrum in
Papua-Neuguinea in einem Brief an die Vereinten Nationen.
Zu den Verschütteten zu gelangen ist enorm gefährlich – und beschwerlich.
Laut Serhan Aktoprak, dem Missionschef der Internationalen Organisation für
Migration (IOM) in Papua-Neuguinea gibt es nur eine befahrbare Straße, die
von der Provinzhauptstadt Wabag ins Katastrophengebiet führt. Dieser Teil
im Norden ist abgelegen, aber recht dicht besiedelt. Hinzu kommt, dass
neben dem Geröll auch reißendes Wasser Überlebende wie Helfer:innen
gefährdet.
## Mit bloßen Händen nach Überlebenden suchen
Premierminister James Marape ordnete umgehend an, Verteidigungsstreitkräfte
und Rettungsdienste in die Region, die rund 600 Kilometer von der
Hauptstadt Port Moresby entfernt liegt, zu schicken. Offenbar blieb es
jedoch bisher bei Worten.
Der BBC sagten Einwohner:innen des betroffenen Dorfs Kaokalam, dass sie
auch vier Tage nach dem Erdrutsch noch auf Hilfe warteten. Sie helfen sich
nun selbst und suchen mit bloßen Händen und Schaufeln nach Überlebenden.
Lediglich ein Konvoi mit Lebensmitteln und Wasser, entsandt von der
Kommunalregierung, konnte das Katastrophengebiet bisher erreichen. Die UNO
lud für Dienstag zu einer Hilfskonferenz per Videoschaltung ein.
Papua-Neuguinea in Ozeanien ist flächenmäßig der drittgrößte Inselstaat der
Welt. Rund 12 Millionen Einwohner:innen leben dort. Das Auswärtige Amt
riet Anfang des Jahres von Reisen in die Hauptstadt sowie in die
Hochlandprovinzen [2][wegen Unruhen und Clan-Gewalt] ab. Diese führten auch
dazu, dass etliche Menschen aus den umliegenden Dörfern in die nun vom
Erdrutsch betroffene Region flohen. Die Spannungen halten auch nach dem
Erdrutsch an – und erschweren den Einsatz von Hilfskräften, die vom Militär
geschützt werden müssen.
## Katastrophengebiet unweit von Goldmine
Was den Erdrutsch auslöste, ist noch völlig unklar. Das Katastrophengebiet
befindet sich unweit der Porgera-Mine, einem der größten Goldvorkommen der
Welt, die vom kanadischen Unternehmen Barrick Gold in Zusammenarbeit mit
der chinesischen Firmengruppe Zijin Mining betrieben wird. Die Arbeiten in
der Mine waren erst Ende 2023 – nach fast 4 Jahren Stillstand – wieder
aufgenommen worden.
Papua-Neuguineas Regierung hatte die 2019 ausgelaufene Förderlizenz für
Barrick Gold nicht verlängert. Erst im Herbst 2023 kam es zu einer Einigung
über einen neuen Bergbauvertrag. Anfang 2024 verkündete das
Porgera-Unternehmen enorme Fortschritte bei der Wiederaufnahme des Betriebs
sowie keinen weiteren Vandalismus auf dem Gelände. Die erste Goldproduktion
sollte im ersten Quartal erreicht werden.
Laut IOM-Mann Aktoprak seien in dem Gebiet in der Vergangenheit keine
Erdrutsche verzeichnet worden. Dies würde erklären, warum es zuvor keine
Warnungen gegeben hatte. Allerdings kam es die Tage vor dem Erdrutsch zu
schweren Unwettern, was die Katastrophe begünstigt haben könnte.
27 May 2024
## LINKS
[1] /Erdrutsch-in-Papua-Neuguinea/!6012776
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## AUTOREN
Tanja Tricarico
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