# taz.de -- Kämpfe in Papua-Neuguinea: Dutzende Tote bei ethnischer Gewalt | |
> In zentralen Hochland des Südpazifikstaates starben mindestens 26 Männer | |
> bei heftigen Kämpfen zwischen ethnisch-verfeindeten Dörfern. | |
Bild: Ein spontaner Polizeistreik wurde von Bevölkerungsgruppen ausgenutzt, um… | |
BERLIN taz | Im zentralen Hochland von Papua-Neuguinea sind bei Kämpfen | |
zwischen Milizen unterschiedlicher Ethnien mindestens 26 Männer getötet | |
worden. Berichten zufolge seien sie am Sonntag bei Schießereien zwischen | |
verfeindeten Dörfern getötet worden. Die meisten Getöteten sollen auf dem | |
Weg zu einem Nachbardorf gewesen sein, um den Mord an einer Frau zu rächen. | |
Dabei seien sie in einen Hinterhalt geraten. | |
In ersten Berichten hatte die Polizei von bis zu 61 Getöteten gesprochen, | |
später kursierten niedrigere Zahlen von 26 oder 49. Die Getöteten sollen | |
Angehörige mehrerer Ethnien sein. Einige der Bewaffneten sollen womöglich | |
als Söldner angeheuert worden sein. | |
Die Leichen wurden am Sonntagabend nahe der Stadt Wabag verstreut entdeckt. | |
Manche lagen nach Angaben der Agentur AP auf Straßen und an einem | |
Flussufer. Am Montag sollen die Kämpfe noch in umliegenden Dörfern | |
weitergegangen sein. | |
Die betroffene Hochlandprovinz Enga ist für ethnische Gewalt berüchtigt. | |
Letztes Jahr soll es dort eine dreimonatige Ausgangssperre gegeben haben, | |
um die Gewalt einzudämmen. Engas Gouverneur Peter Ipatas sagte [1][dem | |
australischen Sender ABC], es habe Warnungen vor dem Ausbruch von | |
Stammeskämpfen gegeben. „Wir wussten, dass es diese Auseinandersetzung gab, | |
und haben die Sicherheitskräfte vergangene Woche alarmiert, um | |
sicherzustellen, dass die angemessene Schritte unternehmen, damit so etwas | |
nicht passiert.“ Es wird befürchtet, dass es zu Vergeltungsaktionen kommen | |
könnte. | |
## Hohes Gewaltnivau in der Gesellschaft | |
Papua-Neuguinea hat rund 10 Millionen Einwohner und zählt rund 300 | |
Volksgruppen, die 800 lokale Sprachen sprechen. Die ethnisch motivierte | |
Gewalt, die traditionell auf Konflikte um Land und Wasser zurückgeht, hat | |
in den letzten Jahren immer tödlichere Formen angenommen. Denn die einst | |
traditionellen Waffen wie Speere und Pfeil und Bogen sind immer mehr durch | |
halbautomatische Waffen ersetzt worden. Dies macht es zugleich für die | |
Polizei riskanter, in die Konflikte einzugreifen und mutmaßliche Täter zu | |
belangen. Teilweise muss die Polizei dabei auf das Militär zurückgreifen. | |
Australiens Regierung zeigte sich über die Gewalt in ihrer Ex-Kolonie | |
erschüttert. Premier Anthony Albanese nannte die Nachrichten „sehr | |
beunruhigend“ und bot der Regierung in Port Moresby Unterstützung an. | |
Australien hat zuletzt die politische Instabilität in den Südpazifikstaaten | |
wieder ernster genommen. | |
Letztes Jahr hat die Regierung in Canberra mit Papua-Neuguinea | |
Polizeitraining im Rahmen eines bilateralen Sicherheitsabkommens | |
Polizeitrainings vereinbart. Dabei geht es Canberra nicht zuletzt auch | |
darum, kein politisches Vakuum zu hinterlassen, das künftig China ausfüllen | |
könnte. | |
Zuletzt waren am 11. Januar in der Haupstadt Port Moresby und der | |
zweitgrößten Stadt Lae tödliche Unruhen ausgebrochen. Hintergrund war ein | |
spontaner Streik von Polizisten und Beamten, denen nach Angaben der | |
Regierung aufgrund einer Computerpanne ein viel zu geringes Gehalt | |
ausgezahlt worden war. Der Streik wurde von Bevölkerungsgruppen ausgenutzt, | |
um Geschäfte und Lage zu plündern und in Brand zu setzen. Die Regierung | |
erklärte darauf einen 14-tägigen Notstand. | |
Papua-Neuguineas Gesellschaft gilt als relativ gewalttätig. Berichten | |
zufolge haben Gewalt und Kriminalität in dem rohstoffreichen Land mit weit | |
verbreiteter Armut in letzter Zeit zugenommen, mutmaßlich auch durch | |
wachsende wirtschaftliche und soziale Probleme. | |
19 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.abc.net.au/news/2024-02-19/at-least-49-killed-in-massacre-in-pn… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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