# taz.de -- Gewalt in Papua-Neuguinea: Bewohner dreier Dörfer getötet | |
> In Papua-Neuguinea wurden mindestens 26 Menschen massakriert und drei | |
> Dörfer niedergebrannt. Es ist schon der zweite derartige Angriff in | |
> diesem Jahr. | |
Bild: Bereits im Januar 2024 hatte es auch in Port Moresby, der Hauptstadt Papu… | |
Berlin taz | Im Norden Papua-Neuguineas hat es bei einem Überfall auf drei | |
Dörfer ein Massaker mit mindestens 26 Toten gegeben. Dass dies außerhalb | |
des gewaltgeprägten Südpazifikstaates überhaupt bekannt wurde, ist dem | |
UN-Menschenrechtshochkommissar Volker Türk zu verdanken. Das Büro des | |
Österreichers in Genf, das von UN-Mitarbeitern in Port Moresby informiert | |
wurde, gab am Mittwoch eine [1][Erklärung] ab. „Ich bin entsetzt über den | |
schockierenden Ausbruch tödlicher Gewalt in Papua-Neuguinea“, sagte Türk. | |
Hintergrund seien offenbar Streitigkeiten um Land- und Meeresbesitz sowie | |
Nutzungsrechte. Die Zahl der Toten könnte laut UN auf über 50 steigen, da | |
die Behörden weiter nach Vermissten suchten. Zudem seien viele Bewohner in | |
die Flucht getrieben worden, nachdem Angreifer deren Häuser in Brand | |
gesetzt hätten. | |
Die Angriffe auf die abgelegenen Dörfer Angrumara, Tambari und Magendo im | |
Angoram-Distrikt der Provinz Ost-Sepik hätten schon am Dienstag und | |
Donnerstag vergangener Woche stattgefunden. Dies erklärte Ost-Sepiks | |
amtierender Polizeichef James Baugen laut der Zeitung [2][The National]. 33 | |
mit Gewehren, Speeren, Macheten und Katapulten bewaffnete Männer aus drei | |
Nachbardörfern seien mutmaßlich verantwortlich für die Morde an den | |
mindestens 26 Männern, Frauen und Kindern. Einige Frauen und Mädchen seien | |
zuvor vergewaltigt worden. Das Dorf Tambari wurde komplett niedergebrannt. | |
## Verwest und von Krokodilen gefressen | |
Laut Baugen seien Polizei und Ärzte dort erst am Wochenende eingetroffen. | |
Leichen seien schon im Prozess der Verwesung gewesen und solche an | |
Gewässern womöglich von Krokodilen gefressen worden. Zwei Überlebende habe | |
man aufgefordert, das Gebiet zu verlassen, alle anderen seien geflohen. | |
Eine Überlebende erklärte laut The National: „Es war ein | |
Überraschungsangriff und wir waren hilflos.“ | |
Einige Dorfbewohner seien per Kanu geflohen, nachdem sie Schüsse gehört | |
hätten, doch seien sie verfolgt und zum Teil getötet worden. Eine Frau | |
überlebte, weil sie sich drei Stunden lang an einen schwimmenden Baumstamm | |
klammern konnte. Durch die Provinz fließt mit dem Sepik Papua-Neuguineas | |
größter Fluss, der in die Bismarcksee mündet. | |
Laut Baugen wollte die Polizei noch am Mittwoch Ermittlungen aufnehmen, die | |
aber durch Benzinknappheit erschwert würden. Angaben zu Hintergründen oder | |
Motiven der Täter machte er nicht. | |
## Bereits zweites Massaker in diesem Jahr | |
Das Massaker ist in diesem Jahr bereits der zweite große Überfall von | |
Angreifern aus Nachbardörfern. [3][Im Februar wurden in der Provinz Enga im | |
zentralen Hochland bei Kämpfen zwischen Milizen unterschiedlicher Ethnien | |
mindestens 26 Männer getötet.] Die meisten Opfer sollen auf dem Weg zu | |
einem Nachbardorf gewesen sein, um den Mord an einer Frau zu rächen, und | |
gerieten dabei in einen Hinterhalt. | |
Das nordöstlich von Australien gelegene Papua-Neuguinea, das bis 1914 eine | |
deutsche Kolonie war, zählt rund 300 Ethnien bei 10 Millionen Einwohnern | |
und ist zu großen Teilen noch eine Stammesgesellschaft mit | |
jahrhundertealten Konflikten. Allein in der armen Agrarprovinz Ost-Sepik | |
mit rund 450.000 Einwohnern soll es 90 lokale Sprachen geben. | |
## Konflikte um Land und Ressourcen | |
Die Konflikte um Land und den Zugang zu Ressourcen haben sich mit dem | |
Wachstum der Bevölkerung verschärft, die sich seit 1990 mehr als verdoppelt | |
hat. Weil inzwischen automatische Schusswaffen Speere und Pfeil und Bogen | |
abgelöst haben, ist bei Konflikten auch die Zahl der Opfer drastisch | |
gestiegen. | |
Der Staat ist schwach und kann seine Polizei nur schlecht bezahlen. Als im | |
vergangenen Januar viele Polizisten eine angebliche Computerpanne bei der | |
Auszahlung ihrer Gehälter für eine drastische Gehaltskürzung hielten und | |
darauf spontan in einen Streik traten, führte dies in der Hauptstadt Port | |
Moresby zu [4][massiven Plünderungen]. 16 Tote und eine Regierungskrise | |
waren die Folge. | |
25 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ohchr.org/en/statements/2024/07/turk-horrified-killings-papua-n… | |
[2] https://www.thenational.com.pg/un-shocked-over-sepik-atrocities/ | |
[3] /Kaempfe-in-Papua-Neuguinea/!5992932 | |
[4] /Krise-in-Papua-Neuguinea/!5985022 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Papua-Neuguinea | |
Rache | |
Todesopfer | |
Morde | |
Pazifik | |
Social-Auswahl | |
Papua-Neuguinea | |
Papua-Neuguinea | |
Papua-Neuguinea | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Katastrophe in Papua-Neuginea: Große Angst vor neuen Erdrutschen | |
Während Menschen in Papua-Neuginea trotz Gefahren nach Verschütteten | |
graben, mobilisiert die Opposition ein Misstrauensvotum gegen den Premier. | |
Kämpfe in Papua-Neuguinea: Dutzende Tote bei ethnischer Gewalt | |
In zentralen Hochland des Südpazifikstaates starben mindestens 26 Männer | |
bei heftigen Kämpfen zwischen ethnisch-verfeindeten Dörfern. | |
Krise in Papua-Neuguinea: Notstand wegen Plünderungen | |
Eine angebliche Panne bei Gehaltszahlungen löst einen Polizeistreik aus, | |
der zu massiven Plünderungen mit 16 Toten und einer Regierungskrise führt. |