| # taz.de -- Kinotipp der Woche: Auf die Probe gestellt | |
| > Das Festival „Future Now“ zeigt Filme aus Kasachstan, Kirgisistan, | |
| > Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Es geht um Kindheiten und | |
| > Freundschaft. | |
| Bild: Eine Freundschaft wird auf die Probe gestellt in Muhiddin Muzaffars „Fo… | |
| Skeptisch verfolgt der junge Shambala die Verhandlungen zwischen seinem | |
| Großvater und einem Geschäftsmann, der versucht, dem alten Mann einen Adler | |
| abzukaufen, den dieser in den Bergen Kirgisistans hält. Um sich die | |
| Beziehungen zu dem Geschäftsmann nicht zu verscherzen, weigert sich der | |
| Großvater zwar standhaft den Adler zu verkaufen, schenkt ihn dem Mann im | |
| edlen blauen Anzug aber anschließend – was seinen Enkel auf den Plan ruft. | |
| Shambala wartet bis die Erwachsenen wieder mit Erwachsenendingen | |
| beschäftigt sind und lässt dann den Adler frei und rennt ihm am Boden | |
| hinterher. „Shambala“ ist der dritte Spielfilm des kirgisischen Regisseurs | |
| Artykpai Suyundukov. Der Film stellt die Welt des Jungen, der sich für die | |
| Berglandschaft des Landes begeistert und die Legenden seines Großvaters | |
| liebt, der Welt der Erwachsenen gegenüber. | |
| Stellenweise zeigt sich das schon im Bild: als der Geschäftsmann, der den | |
| Adler kaufen will, aus dem Auto steigt, zeigt die Kamera seine Hüfte – ein | |
| Blick aus der Perspektive des jungen Shambalas. Der Film ist einer von fünf | |
| Filmen, mit denen die Filmreihe [1][„Future Now“] Zentralasien als | |
| Filmregion sichtbar machen möchte. | |
| Eröffnet wurde die Filmreihe mit einem Konzert in der Philharmonie, bei dem | |
| Trios aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan | |
| und Deutschland aufgetreten sind. Diese Eröffnung macht – ebenso wie der | |
| Blick auf den Förderer (das Auswärtige Amt) und die Partner der | |
| Veranstaltung (die fünf Botschaften der beteiligten Länder) – klar, dass | |
| die Reihe in den Bereich der Kulturdiplomatie fällt. | |
| Juni 1993, Tadschikistan ist mitten im Bürgerkrieg, ein gutes halbes Jahr | |
| zuvor hat sich [2][der bis heute herrschende Emomalij Rahmon] dank der | |
| russischen Unterstützung als Präsident durchgesetzt. Die beiden Freunde | |
| Kahhor und Mannon schlagen sich in Muhiddin Muzaffars Film „Dov“ | |
| („Fortune“, 2022) durch, so gut es geht. Doch dann hat Mannons Tochter | |
| einen Anfall und muss ins Krankenhaus zu Untersuchungen. | |
| Um kurzfristig an Geld zu kommen, überlässt er Kahhor ein Lotterielos und | |
| die Lebensmittel, die ihm statt des Lohns ausgezahlt wurden. Als das Los | |
| auch noch gewinnt, wird die Freundschaft der beiden auf die Probe gestellt. | |
| Muhiddin Muzaffars Film erzählt im Rückblick über fast 30 Jahren eine | |
| Geschichte aus der Frühzeit der tadschikischen Unabhängigkeit, deren Moral | |
| am Ende des Films sich auch auf die Verhältnisse der Transformationszeit | |
| beziehen lässt. | |
| Es ist erfreulich, dass „Future Now“ eine Filmregion auf Berliner | |
| Kinoleinwände holt, die dort selten zu sehen ist. Zugleich muss man | |
| feststellen, dass die Filme Gefahr laufen, aus dem Leben in den fünf | |
| autoritären Staaten Unterhaltungskino machen. Es steht also zu hoffen, dass | |
| neben dieser Auswahl in Zukunft auch offen kritischere Filme aus den | |
| Ländern Zentralasiens in Berlin zu sehen sind. | |
| 13 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://futurenow.berlin/ | |
| [2] /Abschiebungen-nach-Tadschikistan/!6044193 | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Tietke | |
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