# taz.de -- Reform der Öffentlich-Rechtlichen: Beschlossen, nichts zu beschlie… | |
> Die Länderchef*innen einigen sich auf eine Zukunft der | |
> gebührenfinanzierten Sendeanstalten. Aber nur, weil wichtige | |
> Entscheidungen vertagt wurden. | |
Bild: Alexander Schweizer (l.) verkündet mit seinen Kollegen Kretschmer und We… | |
Am Abend zuvor wollte niemand bei den Münchner Medientagen wetten, ob am | |
nächsten Morgen in Leipzig die Länderchef*innen sich noch zu einem | |
[1][Reformpaket für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk] zusammenraufen | |
würden. Doch mit rund einstündiger Verspätung präsentierte dann ein etwas | |
müde wirkender Alexander Schweitzer den Kompromiss. | |
Der SPD-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz ist Vorsitzender der | |
Rundfunkkommission der Länder. Und der Kompromiss hatte auch viel damit zu | |
tun, dass die Damen und Herrn Länderchef einfach den ganz großen Zankapfel | |
vertagt haben: Über den Beitrag, ob er steigt und wie er künftig festgelegt | |
wird, soll erst die Ministerpräsident*innenkonferenz im Dezember | |
entscheiden. | |
Beschlossen ist nun erst einmal dies: Mehrere Spartenkanäle von ARD und ZDF | |
sollen wegfallen, „wir haben aber nicht die Fusion von 3sat und Arte | |
beschlossen“, sagte Schweitzer. Arte soll sich aber perspektivisch von | |
einem deutsch-französischen Kulturkanal zu einer europäischen | |
Kulturplattform mausern. Und in der könnten „perspektivisch auch | |
3sat-Inhalte stattfinden“, sagte Schweitzer. | |
Bei den Angeboten für Menschen unter 50 bleiben der Kinderkanal (KiKA) und | |
funk, wie sie sind. Doch wie schon länger bekannt, sollen sich ZDFneo und | |
der ARD-Kanal One „Gedanken über eine Zusammenarbeit“ machen. Was dabei | |
herauskommen soll, machte Schweitzer auch gleich mit der Anmerkung | |
deutlich, er gehe von einer Lösung aus, mit der er auch aus | |
rheinland-pfälzischer Sicht gut leben könne. | |
Das ZDF mit ZDFneo sitzt in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt | |
Mainz, One beim WDR in Köln. Bei den diversen Kanälen im Bereich | |
Nachrichten, Bildung und Information müssen ARD und ZDF auf zwei Angebote | |
abspecken. Dass das in Politiker*innenkreisen höchst beliebte | |
Phoenix eines der beiden sein dürfte, gilt als ausgemacht. | |
Für die 17 ARD-Hörfunkprogramme, die wegfallen sollen, galt auch bei der | |
Pressekonferenz am Freitag das übliche Radioschicksal. Sie waren nicht | |
wirklich Thema. Zugelangt haben die Länder aber auch bei den Sportrechten: | |
Die Höhe der Ausgaben für Sport wollen die Länder auf fünf Prozent der | |
Gesamtausgaben von ARD und ZDF begrenzen. | |
Hier besteht noch Ungewissheit, ob damit wirklich die Gesamtausgaben oder | |
die Aufwendungen fürs Programm gemeint sind. Eine kleine Kehrtwende gab es | |
beim beliebten Streitpunkt, wer was darf im Internet. | |
Bei der „Presseähnlichkeit“, die für öffentlich-rechtliche Textangebote … | |
Netz grundsätzlich ja tabu sein soll, ist nicht länger genauso unbestimmt | |
und rechtlich schwer zu fassen „Sendungsbezug“ die Rede. Nun gibt es eine | |
zwölf Punkte umfassende Positivliste, die die Anstalten aber auch nicht | |
wirklich glücklich machen dürfte. Zulässig sind demnach unter anderem | |
Schlagzeilen zu aktuellen Ereignissen inklusive laufender | |
Berichterstattung, Faktenchecks, Angebote zur Barrierefreiheit und solche | |
mit Informationen über den Sender und sein Programm. | |
Trotz ihrer offiziellen Abkopplung hing die Frage nach dem Rundfunkbeitrag | |
dabei natürlich weiter schwer über der Versammlung und rief bei der | |
Pressekonferenz auch die meisten Fragen hervor. „Wir haben beschlossen, | |
dass wir heute nichts beschließen“, hatte Schweitzer angemerkt und dann wie | |
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer Zuversicht verströmt. „Wir | |
sind nah an einer Lösung. Ich bin optimistisch, dass wir spätestens im | |
Dezember alle diese Fragen werden beantworten können“, sagte Schweitzer. | |
Und Kretschmer sekundierte, man sei sich im Länderkreise im Prinzip sogar | |
schon einig, wie die Beitragsfestsetzung künftig erfolgen solle, aber es | |
„sei rechtlich kompliziert“. | |
Denn ein Systemwechsel soll her, bei dem die Kommission zur Ermittlung des | |
Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) und die Landtage weiter eine | |
Rolle spielen und die Staatsferne gewahrt sei. Gleichzeitig soll dieser | |
Systemwechsel „die politische Temperatur“ bei der Diskussion um den Beitrag | |
„herunterfahren“, wie Schweitzer formulierte. | |
Wie das konkret gehen soll, darf jetzt die Rundfunkkommission der Länder | |
austüfteln. „Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten haben sich | |
auch auf einen Systemwechsel zu einem neuen Finanzierungsmodell | |
verständigt, hierzu bitten sie die Rundfunkkommission bis zu ihrer | |
Konferenz im Dezember noch rechtliche Fragen und mögliche Optionen zu | |
prüfen und einen Vorschlag zu unterbreiten“, teilte die Rundfunkkommission | |
am Freitagnachmittag in eigener Sache mit. | |
In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass ZDFneo beim WDR in | |
Köln sitzen würde. Das ist falsch. ZDFneo sitzt beim ZDF in Mainz, in Köln | |
beim WDR sitzt One. | |
25 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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