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# taz.de -- WDR-Maskottchen aus Protest geklaut: Gib mir die Maus zurück!
> Die ikonische Maus vor dem WDR ist geklaut worden. Sie soll beim Protest
> gegen die drohenden Sparmaßnahmen bei ARD und ZDF unterstützen.
Bild: Aktivisten von „Campact e.V.“ sind mit der entführten „Maus“ vor…
Der öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist eine humorlose Angelegenheit. Den
neuesten Beweis dafür liefert gerade der WDR. Da hat Campact [1][die
Maus-Figur], die üblicherweise vor dem Vierscheibenhaus des WDR in der
Kölner Innenstadt herumlungert, mitgenommen. Sie soll beim Protest gegen
die Sparmaßnahmen unterstützen, die bei der Reform von ARD und ZDF drohen.
Die gemeinsame Reise ging erst nach Mainz zum Lerchenberg. Ein Foto zeigt
die Maus vor dem ZDF-Hauptquartier mit dem üblichen verschmitzten
Gesichtsausdruck und ’nem Schild. „Keine Kürzungen bei ARD und ZDF“, ste…
darauf. Fürs Deutschlandradio war mal wieder kein Platz, aber das kommt ja
ziemlich ungeschoren davon. Jedenfalls, wenn die bislang [2][vorliegenden
Reformpläne] stimmen.
Und was macht der WDR? Statt sich über positive Aufmerksamkeit zu freuen
und sich nach dem Motto „Können wir doch nichts für“ zurückzulehnen,
reagiert der Sender bierernst. „Die Maus-Statue wurde ohne Zustimmung des
WDR entfernt“, schreibt der Sender. Und dass die Maus aus Sicht des WDR
„nicht für politische Kampagnen benutzt“ werden darf.
Das ist natürlich ein bisschen plietsch, weil nicht nur der WDR ständig mit
der Maus Kampagne macht. Sie ist mindestens so Ikone für die
Öffentlich-Rechtlichen wie die andere große WDR-Figur Tom Buhrow. Und
spätestens heutzutage ist bekanntlich alles politisch. Das weiß niemand
besser als Buhrow selbst. Der war 2022 von einem seiner Berater entwendet
worden und [3][stand plötzlich vor dem Übersee-Club in Hamburg]. Dort hat
er eine höchst politische „Ruck-Rede“ gehalten und die Revolution im
öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgerufen, Einsparungen inklusive. Dafür
gab’s zwar noch keine Statue vor dem Vierscheibenhaus, aber das kann ja
noch kommen.
## Wie unlustig!
Wer jemals [4][die anarchisch-kindliche Kraft der Maus] in der
gleichnamigen Sendung erlebt hat, dürfte auch keine Zweifel haben, auf
welcher Seite sie selbst bei der ganzen Diskussion steht. Wie lustvoll
könnte der WDR also auf seine Maus setzen, „zum Beispiel nach 50 Jahren mit
einer eigenen Lach-und-Sach-Sondersendung zur ÖRR-Maus“, meint die
Mitbewohnerin. „Stattdessen darf sie nicht mal ein bisschen durchs Land
tingeln wie im Jahr 2000, als sie bei der Expo im deutschen Pavillon für
die BRD warb.“
Am Donnerstag war die Maus dann in Magdeburg beim Landtag von
Sachsen-Anhalt, der ein ganz spezielles Verhältnis zum ÖRR hat. Wäre ja
schön, wenn sie es auch bis Erfurt schafft. Um gemeinsam mit Bernd, dem
Brot, darüber aufzuklären, was AfD-Frontmann Björn Höcke mit den Medien
wirklich vorhat. Aber der WDR bleibt stur. „Wir gehen weiterhin davon aus,
dass die Maus schnellstmöglich und wohlbehalten wieder an ihren Platz
zurückkehrt.“ Großzügig wie er ist, sieht er immerhin „noch keinen Anlass
einen Strafantrag zu stellen“, hält sich diesen Weg aber offen. Wie
unlustig!
18 Oct 2024
## LINKS
[1] /Die-Sendung-mit-der-Maus-wird-50/!5750777
[2] /Debatte-ueber-Reformen-beim-OeRR/!6038137
[3] /ARD-Chef-Tom-Buhrow-ueberrascht/!5892774
[4] /Erklaerbaer-ueber-die-Sendung-mit-der-Maus/!5055874
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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