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# taz.de -- Pläne für Fusion von Arte und 3sat: Ärmeres Deutschland
> Die Länder haben Ideen zur ÖRR-Reform und wollen vor allem sparen. Warum
> ausgerechnet die beiden anspruchsvollsten Sender am meisten leiden
> sollen.
Bild: 3sat und arte bitte auf die ersten Tasten setzen
Es gibt ja oft Gemoser darüber, dass sich ARD und ZDF nicht mehr groß
unterscheiden. Wenn es aber darum geht, Einmischung der Medienpolitik ins
öffentlich-rechtliche Reich abzuwehren, offenbaren sich deutliche
Unterschiede. Das ZDF schaltet auf Angriff, die ARD verhält sich defensiv.
Was ist passiert? Die Länder haben losgelegt [1][und wollen ein paar Sender
zusammenwürfeln.] Das ZDF reagiert markig mit Pressemeldungen des
Intendanten, der sich breitbeinig vor Arte („Arte fördert das gegenseitige
Verständnis in Europa“) und Phoenix („Phoenix ist unabdingbar für
politische Meinungsbildung“) stellt. Und schiebt noch eine Meldung des
Fernsehrats hinterher: Dass die Politik den Schwarzen Peter in Sachen
Verschlankung den Sendern zuschiebe, „entspricht nicht unserem
demokratischen Verständnis“, heißt es da.
Die ARD reagiert dagegen gniffkig-verschnupft und lässt das Fernsehen
Fernsehen sein. Dem ARD-Vorsitzenden geht es ums Radio. „Eine Streichung
von 20 Hörfunkprogrammen trifft vor allem die Menschen, die diese
Radioprogramme schätzen“, sagt Kai Gniffke, was leider ein absurd dünner
Pressestellensatz ist. Noch seltsamer ist, dass im Entwurf des
Reformstaatsvertrags nur die Rechnung aufgemacht wird: „Aus heute 69 werden
53.“ Das sind doch bloß 16. „Aber die Länder sind der Gesetzgeber und sie
können unseren Auftrag verändern, sie können auch Radioprogramme streichen,
das ist dann zu akzeptieren“, geht es bei der ARD weiter.
Nun ist es ein altes Dilemma der ARD, dass dort niemand ganz genau sagen
kann, wie viele Radiowellen es wirklich gibt. Doch die geplante
Zusammenlegerei von Schlager bis Hochkultur ist definitiv keine Förderung
von Vielfalt.
## Putziger Vorschlag
Das gilt erst recht für den putzigen Vorschlag, [2][Arte und 3sat in dem
großen Kulturtopf] zu einem Kessel Buntes zu vereinen. Denn sie sind
komplett unterschiedlich ausgerichtet. Arte hat europäisch-frankophone Gene
u[3][nd weitet sich im Netz gerade sprachlich deutlich aus]. Hier wird der
unterschiedliche Blick der Erbfreunde Deutschland und Frankreich
aufeinander und auf die Welt vermessen.
Skeptiker sagen, bei 3sat schwenken derweil Webcams zu Blasmusik auf
stillstehende Skilifte. Doch das skispringt zu kurz. Denn durch den
Austausch mit den Sendungen des ORF und der SRG gelingt eine Verbindung des
deutschsprachigen Raums, der sich in seinen Problemlagen immer ähnlicher
wird. (Rechts-)Populismus und nationale Gelüste greifen um sich, weshalb
der ORF mit [4][Armin Wolf] die beste Nachrichtensendung in deutscher
Sprache abliefert. So gut vorbereitet, konsequent und präzise ist niemand
bei ARD und ZDF. Fernsehdeutschland ohne Arte, 3sat und die „ZiB2“ wäre ein
ärmeres Deutschland.
„Also liegen Arte, Phoenix und 3sat auf den ersten Programmplätzen und sind
schneller auf der Fernbedienung zu finden als ARD und ZDF“, sagt die
Mitbewohnerin.
4 Oct 2024
## LINKS
[1] /Reform-der-Oeffentlich-Rechtlichen/!6034530
[2] https://www.3sat.de/wissen/nano/241002-beitrag-zukunft-3sat-102.html
[3] https://www.derstandard.de/story/3000000224231/arte-will-mithilfe-von-eu-fo…
[4] /Bedrohte-Pressefreiheit-in-Oesterreich/!5591569
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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