| # taz.de -- Reform der Öffentlich-Rechtlichen: Gniffkes Werk und Buhrows Beitr… | |
| > Was die Medienpolitik zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen plant, ist | |
| > endlich was: 20 Radiowellen weniger und eine Reduzierung der | |
| > TV-Spartenkanäle. | |
| Bild: Tom Buhrow im Juni 2024 | |
| Vom kürzlich viel zu früh verstorbenen [1][Lutz Hachmeister] stammt der | |
| schöne Satz, die Rundfunkpolitik werde als medienpolitisches Ordnungsfeld | |
| bald so bedeutsam sein wie die Verwaltung der illyrischen Provinzen im 19. | |
| Jahrhundert. Also völlig bedeutungslos. | |
| Weshalb dieses Politikfeld ja seit einer Weile Medienpolitik heißt. Und | |
| zumindest für ARD und ZDF aktuell nicht ganz so bedeutungslos ist, wie vor | |
| 150 Jahren der Landstrich an der Adria für die K.-u.-k.-Doppelmonarchie. | |
| Denn was die Medienpolitik plant, ist endlich mal was: 20 Radiowellen | |
| weniger, eine Reduzierung der TV-Spartenkanäle von Arte bis tagesschau24 um | |
| die Hälfte und auch bei den Apps kann was weg. | |
| Klar, das sind Vorschläge, denen die Ministerpräsident*innen der | |
| Länder noch zustimmen müssen. Aber die Arbeit am [2][Reformstaatsvertrag] | |
| ist weit fortgeschritten. Es geht längst nicht mehr um unverbindliche | |
| Planspiele. Es geht ans Eingemachte. | |
| Ist das eine Reaktion auf die AfD, fragte vorhin ein kluger Kopf. In Teilen | |
| sicherlich, aber es ist ironischerweise auch eine Reaktion auf die ARD. | |
| Genauer gesagt auf deren Glanzleistung, tapfer zu versprechen, in Sachen | |
| Reform selbst Hand an sich zu legen. Aber dann nicht zu liefern. | |
| ## Der mächtige WDR | |
| Der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Kai Gniffke hatte beispielsweise | |
| verkündet, die ARD werde noch 2023 bekanntgeben, welchen ihrer | |
| Spartenkanäle sie einstelle. Und dann passierte nichts, jedenfalls nicht | |
| auf dieser Baustelle. Denn nach Mehrheitsmeinung sollte hier der | |
| Digitalkanal One dran glauben. Doch One ist ein Kind des mächtigen WDR. | |
| Dessen Intendant Tom Buhrow hatte zwar 2022 vorm Überseeclub Hamburg eine | |
| große Ruckrede in Sachen ÖRR-Reform gehalten. Aber sein eigen Fleisch und | |
| Programm? Das ging offenbar doch zu weit. | |
| Die Medienpolitik, die sich auf die Zusage verlassen hatte, stand da wie | |
| der begossene Pudel. Und nahm vernünftigerweise die Sache selbst in die | |
| Hand. Mittlerweile dürfte auch in der letzten Intendanz angekommen sein, | |
| dass alte Gewissheiten nicht mehr gelten. Früher konnten sich ARD und ZDF | |
| sicher sein, dass die Partikular- und Standortinteressen der Länder schon | |
| dafür sorgen würden, dass in Sachen Rundfunkreform niemals alle 16 unter | |
| einen Hut kommen würden. Weshalb alle Ansagen nicht so heiß gegessen werden | |
| mussten. Das ist nun vorbei. | |
| Macht die Medienpolitik also gerade alles richtig? Nö, denn der eingangs | |
| zitierte Lutz Hachmeister sagte in dem übrigens [3][aus dem Jahr 2008 (!) | |
| stammenden taz-Gespräch] auch: „Das Metamedium Internet berührt alle | |
| bisherigen Parameter der Medienpolitik und Medienregulierung ganz | |
| entscheidend. Das sieht man schon sehr praktisch daran, dass das Fernsehen | |
| rein technisch vollständig im Internet aufgehen wird.“ Und dafür bleibt | |
| auch schlappe 16 Jahre später noch ’ne ganze Menge Fernsehen übrig. | |
| 19 Sep 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nachruf-auf-Journalist-Lutz-Hachmeister/!6031165 | |
| [2] https://www.dwdl.de/nachrichten/98504/bundeslaender_wollen_weniger_ardradio… | |
| [3] /Streitgespraech-ueber-Medien/!5170879 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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