| # taz.de -- US-Präsidentschaftswahl: 50 Gründe, die USA zu lieben | |
| > Selbst wenn Donald Trump die Wahl gewinnen sollte: Viele Dinge aus den | |
| > Vereinigten Staaten sind unzerstörbar. Eine Liebeserklärung in fünfzig | |
| > Teilen. | |
| Bild: Philadelphia, Pennsylvania, 27. Oktober: eine Unterstützerin von US-Prä… | |
| 1 Größter Kulturschock für Deutsche, die erstmals in die USA reisen: Die | |
| übertriebene Freundlichkeit. Behördenladys nennen dich Sweetie oder Darling | |
| und sind ungemein interessiert daran, wie es dir geht. Dein Auto ist in der | |
| Werkstatt und du erzählst es einem flüchtigen Bekannten? Sein Mitgefühl | |
| wird grenzenlos sein. Du gehst auf die Straße mit deinem neuen T-Shirt? | |
| Fremde Leute werden dir zurufen, wie super cute es ist. Die Freundlichkeit | |
| ist das inoffizielle Landesmotto der USA, das auf den Stoßstangen | |
| hunderttausender Autos und an den Wänden aller Klassenzimmer klebt: Be | |
| nice! Selbst die unzufriedensten Nörgler werden irgendwann checken, welche | |
| Self-fullfilling Prophecy dahintersteckt. sny | |
| 2 Als die Turnerin Simone Biles die Welt entzückte, als Musikerin Solange | |
| Knowles ein fantastisches Album veröffentlichte, als Lyrikerin Amanda | |
| Gorman reüssierte, jedes Mal ploppte ein Hashtag auf, der für den jungen | |
| afroamerikanischen Feminismus steht: [1][#BlackGirlMagic]. Seit gut zehn | |
| Jahren wird das Kürzel (zunächst als „Black Girls Are Magic“) benutzt, um | |
| Schwarze Frauen in Politik, Kultur und Sport zu feiern. Die Wortwahl kann | |
| man dabei durchaus hinterfragen, denn der Begriff des „Magischen“ in der | |
| Black Culture ist kolonialhistorisch belastet. Doch wenn er aus der | |
| Schwarzen Community heraus verwendet wird, um sich gegenseitig zu | |
| unterstützen und um zu agitieren, dann ist der Slogan einfach nur genial, | |
| griffig – fast schon magisch gut. jut | |
| 3 Pathos hat keinen guten Ruf, zumindest nicht in Deutschland. Wohl hat das | |
| mit der deutschen Geschichte zu tun. In den USA ist das Verhältnis deutlich | |
| ungebrochener. In seiner Ausprägung als Nationalstolz ist das, vorsichtig | |
| formuliert, gewöhnungsbedürftig – überall und immer klingt die Hymne und | |
| Schüler:innen und Schüler sprechen jeden Montag die „Pledge of | |
| Allegiance“, ein Treueschwur auf die US-amerikanische Flagge und Republik. | |
| Ja, das schaudert. Das schaudert erst recht, wenn Donald Trump die Manege | |
| betritt. [2][Aber wenn der damalige Präsident Barack Obama 2015 nach dem | |
| rassistischen Anschlag auf eine Kirche in Charleston] „Amazing Grace“ | |
| anstimmte, jenen in Zeiten von Sklaverei und Bürgerrechtsbewegung so | |
| symbolträchtigen Gospel-Song, und dabei weinte, dann wünschte man sich nach | |
| dem Anschlag von Hanau auch von Olaf Scholz ein wenig mehr Emotionen und | |
| ja, angemessenes Pathos. babs | |
| 4 Für manche Kinder gab es Cola nur ausnahmsweise, etwa an Geburtstagen – | |
| „aber nur eine Flasche“ –, denn legt man, hieß es, ein Stück Fleisch ü… | |
| Nacht in einen Becher Cola, ist am nächsten Morgen nichts mehr davon übrig, | |
| und: so viel Zucker! 35 Würfel pro Flasche! Gefährliches Getränk! Nein, | |
| Getränk der großen, weiten Welt! Amerika, nur da konnte es erfunden worden | |
| sein. Weil einer einen Sirup gegen Kopfschmerzen entwickeln wollte, rührte | |
| er irgendwas zusammen, heraus kam die Coke. Einfach mal ausprobieren und | |
| zack, Riesenerfolg! Bis heute fasziniert die Weltmarke, ist süß, bitter, | |
| sprudelig, eisgekühlt, zisch, aaaaaaah. Die geschwungene Flasche liegt gut | |
| in der Hand, immer wieder. Und stillt, gluck, gluck, glück, den Durst nach | |
| der großen, weiten Welt. fez | |
| 5 The Sky’s the Limit? Nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das | |
| Konzept Wolkenkratzer wurde in den USA erfunden und groß gemacht, und | |
| selbst wenn die richtig hohen Türme längst in Asien gebaut werden – | |
| nirgends gibt es so ästhetische Wolkenkratzer in einer so beeindruckenden | |
| Dichte wie in Chicago und New York, seien es die vielfältig gegliederten | |
| und filigran verzierten Steingebirge des Art déco oder die reduzierten | |
| Nachkriegskästen des International Style. mbr | |
| 6 Spätestens nach knapp 800 Folgen wissen wir, wie Amerika tickt. Anfang | |
| der Neunziger, als die „Simpsons“ zum ersten Mal im deutschen Fernsehen | |
| liefen, wollte das noch keiner wahrhaben. Die Witze zu vulgär, die Szenen | |
| zu fremd. Doch mit der Zeit wurde die gelbe Sozialsatire auch bei uns | |
| Fernsehalltag. [3][Die Simpsons behandeln bis heute gesellschaftliche und | |
| politische Themen] und arbeiten sich am stereotypen amerikanischen | |
| Familienleben ab. Von ihrem religiösen Eifer über ihren maßlosen Konsumwahn | |
| bis hin zu allen erdenklichen Spielarten des Fanatismus: Viel, vielleicht | |
| alles, haben wir dank der Bewohner des fiktiven Springfields über die | |
| Staaten und ihr merkwürdiges Volk gelernt. phb | |
| 7 Soll es ein Burrito sein, mit Reis, Kidneybohnen und extra Guacamole? | |
| Oder lieber eine Quesadilla mit Hühnchen und frischen Tomaten? Der | |
| Klassiker – Tacos mit Hackfleisch, Käse, grünem Salat – schmeckt natürli… | |
| auch immer. Fast Food in den USA ist viel mehr als Burger und Pommes. Die | |
| lila-pinke Glocke, das Emblem der Tex-Mex-Kette Taco Bell, löst in unserer | |
| Reisegruppe regelmäßig Glücksgefühle aus. In den USA gibt es Taco Bell seit | |
| über 60 Jahren, Gerüchten zufolge soll es die Kette auch in Deutschland | |
| geben. Aber bislang ist noch keine Glocke am Straßenrand erschienen. all | |
| 8 Der Big Apple, die Five Boroughs, Gotham, die Hauptstadt der Welt, die | |
| Stadt, die niemals schläft, die Stadt, die man immer zweimal singen muss. | |
| New York, New York ist und bleibt der coolste Ort der Welt, gibt den Takt | |
| vor, kulturell, modisch, architektonisch, mietpreislich. Jeder, der es sich | |
| leisten kann, sollte New York gesehen haben. phb | |
| 9 Das amerikanische Schulsystem gilt als epic fail. Und ja, es ist super | |
| ungerecht, wie vieles im Land. Trotzdem würden meine Kinder hundertmal | |
| lieber wieder in ihre alte Elementary School gehen, als in die deutsche | |
| Schule. Warum? Wertschätzung, Motivation, Nähe. Lehrerinnen legen den | |
| Schwerpunkt nicht auf die eigene Autorität, sondern gehen aus sich heraus, | |
| singen oder kreischen auch mal rum. Dazu werden die Kinder ständig mit | |
| Fantasieorden ausgezeichnet: „Freundlichstes Kind der Woche“, „Königin d… | |
| Hilfsbereitschaft“, „Connor/Hailey hat sich diese Woche besonders | |
| angestrengt“. Und am Eingang unserer Grundschule stand in riesigen bunten | |
| Lettern: „Durch diese Tür gehen die tollsten Kinder der Welt.“ sny | |
| 10 Das Heartland Café war ein Epizentrum der linksalternativen Szene in | |
| Chicago. Hier aß man schon vor dreißig Jahren Biobüffel, beschäftigte | |
| geflüchtete Latinos und hisste gerne mal die Regenbogenfahne – aber auch | |
| das Sternenbanner. Und bei den Spielen der Chicago Bulls wurde bekifft die | |
| US-Hymne mitgesungen. Die in Deutschland unter linkskritisch eingestellten | |
| Menschen weit verbreitete Antipathie gegen die eigenen Nationalsymbole ist | |
| den meisten Amerikanern fremd. Auch Friedensaktivist*innen, die stets die | |
| linkesten Politiker*innen der linken Demokraten unterstützen, haben | |
| kein Problem mit Nationalstolz. Sie wollen die Stars and Stripes nicht den | |
| Rechten überlassen und schon gar nicht Donald Trump. Wenn sie die Flagge | |
| zeigen, dann nicht aus Nationalismus, sondern als ein Signal: Das ist auch | |
| unser Land, wir leben gerne hier und wir bestimmen mit, wie hier mit | |
| Menschen umgegangen wird. lkw | |
| 11 Welche Leichtigkeit, welche Selbstverständlichkeit, welche Eleganz! Wenn | |
| [4][Megan Rapinoe] für das US-Fußballnationalteam über den Platz wirbelte, | |
| konnte man sich an der bloßen Schönheit ihres Spiels erfreuen. Über 200 | |
| Länderspiele machte sie, schoss 63 Tore. Imposant ihre Auftritte während | |
| der WM 2019, bei der sie ihr Team zum Titel führte. Ebenso imposant, wie | |
| sie einem möglichen Siegesempfang durch Donald Trump eine Absage erteilte: | |
| „I’m not going to the fucking White House.“ Rapinoe bekämpfte den | |
| Rechtspopulismus, setzte sich als lesbische Frau für LGBTQ-Rechte ein. | |
| Vergangenes Jahr hat sie dem Profisport Goodbye gesagt, und sie fehlt schon | |
| jetzt. jut | |
| 12 Stellen wir uns mal kurz vor, es hätte all die Buchtitel nicht gegeben. | |
| Vergessen wir „Anti-Woke“ und „Unwoke“ und „Ich bin nicht woke“ und… | |
| ist nicht woke“ und „Wokeness: Die Diktatur der Opfer“ und „Die | |
| Wokeness-Illusion“. Und auch noch das, was einfach nur „Woke“ hieß („W… | |
| eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht“). All das hat es | |
| nicht gegeben. Bleiben wir also einfach bei dem, was der Schwarze | |
| Folkmusiker Lead Belly in den 1930er Jahren wohl meinte, als er die | |
| Formulierung „Stay woke“ einführte. Die Aufforderung, aufmerksam, wachsam | |
| zu bleiben für Diskriminierungen. Eine ziemlich gute US-amerikanische | |
| Erfindung eigentlich. Nur braucht die Welt jetzt leider ein neues Wort | |
| dafür. Vielleicht nennen wir es einfach: anständig bleiben? lus | |
| 13 Es sei der Sound einer Generation gewesen, sagt man ihm später nach. Dem | |
| Musikgenre, das das Beste aus Punk, Metal und Alternative Rock herausholte, | |
| um in zerrissenen Jeans und übergroßen Flanellhemden die Frustration über | |
| die eigene teenage Identitätskrise auszudrücken: Grunge. Groß geworden in | |
| Seattle, groß gemacht von Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden, Alice in Chains. | |
| Grunge erfand das Rad nicht neu, Grunge war auch nur Gitarrenmusik, die | |
| Sounds ein bisschen derber, die Texte ein bisschen düsterer. Doch für einen | |
| kurzen Moment – bevor seine großen Bands sich von den Major Labels | |
| aufkaufen ließen – war Grunge ein Statement dafür, kein billiges Statement | |
| zu sein. phb | |
| 14 Als erstes verband man mit Detroit die Ford-Werke und die Autos. Doch | |
| bald schon auch die Musik, die in der Stadt entstand. Und ein 1960 | |
| gegründetes Detroiter Label brachte schon im Namen beide Welten zusammen: | |
| Motor. Town. Motown! Auf dem Soul-, R’n’B- und Funk-Label veröffentlichten | |
| die Jackson Five, die Supremes, die Temptations und Marvin Gaye ihre Alben, | |
| alles afroamerikanische Künstler, ohne die die Popmusik heute eine andere | |
| wäre. Sie haben neue Töne, neue Tanzstile, neue Grooves in die Welt | |
| gebracht. Detroit weiß eben, wie man Menschen bewegt. jut | |
| 15 Sie schwimmen 3,8 Kilometer im Pazifik, fahren dann 180 Kilometer mit | |
| dem Fahrrad über den Queen Kaahumanu Highway und laufen zum Abschluss noch | |
| 42,2 Kilometer durch Lavafelder. Seit 1978 versammelt sich die Elite des | |
| Triathlons jedes Jahr auf Hawai’i, um sich bei der | |
| Ironman-Weltmeisterschaft zu messen. Einmal auf der Insel an die eigenen | |
| Grenzen zu gehen, ist der Traum vieler Sportler:innen. Ironman-Rennen gibt | |
| es inzwischen auf der ganzen Welt, ein Teil der WM findet seit 2021 an | |
| anderen Orten statt. Der Mythos Hawai’is bleibt unberührt. Für den Sieg | |
| erhalten die Athlet:innen neben dem Preisgeld einen Lorbeerkranz, der | |
| als Dank an die Götter vor dem Verlassen der Insel in den Pazifik gelegt | |
| wird. Es ist eben ein besonderer Ort. yach | |
| 16 Du bist weit gefahren und willst noch weiter, du brauchst eine Pause und | |
| findest diesen Ort, eine Neonreklame am hohen Mast hat dir den Weg | |
| gewiesen, sonst wärest du vorbeigefahren, so unscheinbar das flache | |
| Gebäude, schlicht nur seinem Zweck dienend: dich aufzunehmen für eine | |
| Nacht. Das Motel – gebildet aus Motor und Hotel, was schon alles | |
| beinhaltet. Ein Rastplatz, das Auto parkt Meter vom Bett entfernt, ein | |
| karger Raum, einer Klause ähnlich. Entstanden in den 1920er Jahren, als das | |
| Land zum Autoland wurde. Niemand fragt dich, wer du bist, woher du kommst, | |
| wohin Du willst. Nomade bist du, wie die anderen auch, alle seid ihr hier | |
| gleich, Zufallsgemeinschaft für eine Nacht, abgeschirmt durch dünne Wände. | |
| Ein Ort ohne Identität, der Raum für unzählige Geschichten lässt, tief | |
| verankert in der Popkultur, Nabokovs Lolita und Humbert Humbert steigen in | |
| Motels ab; die Frau, die in Edward Hoppers Gemälde „Western Motel“ | |
| angespannt auf der Bettkante sitzt – Heimatlose, die vorübergehend Halt | |
| finden. Amerikanischer Alltag, immer auch ein bisschen gruselig, man ist | |
| froh, wenn man morgens aufwacht und weiter kann. Aber das Bett war bequem. | |
| fez | |
| 17 Okay, folgende Geschichte: Storytelling ist im Prinzip ein alter Hut, | |
| denn bereits als Menschen am Feuer zusammensaßen, erzählten sie sich einen | |
| vom Ur-Pferd. Im Mittelpunkt steht das Individuum und seine persönliche | |
| Entwicklung, es muss sich anstrengen, Hindernisse überwinden, um sein Ziel | |
| erreichen (Happy End). „Boy meets girl“ ist noch keine Geschichte; „Boy | |
| meets girl, but …“ schon. Und von diesem „aber“ erzählen die großen | |
| US-amerikanischen Geschichtenerzähler wie Mark Twain, F. Scott Fitzgerald, | |
| James Baldwin, Harper Lee, Toni Morrison, Stephen King, Steven Spielberg, | |
| Aaron Sorkin oder David Chase. Ihre Geschichten, ganz gleich ob leise oder | |
| laut, spektakulär oder zurückgenommen, oberflächlich oder tiefgründig, | |
| zeigen uns immer, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. mak | |
| 18 Sich das ganze Jahr über einen Scheiß für American Football | |
| interessieren, aber dann eine Sonntagnacht im Februar für den Super Bowl um | |
| die Ohren schlagen. Schon wieder eine komplette Halbzeit brauchen, um das | |
| Regelwerk ansatzweise zu begreifen. Schon wieder besorgt feststellen, dass | |
| die durchschnittliche Footballerkarriere nur drei Jahre beträgt, trotz Helm | |
| und Schulterpolster. Das alljährliche Finalspiel im [5][American Football] | |
| bringt zig Millionen Fans auf der ganzen Welt zusammen, es füllt die Bars, | |
| es füllt die Kassen. Denn wir wollen Spiele, gespielt von Spielern in | |
| enganliegenden Hosen! Wir wollen Werbespots, die 30-sekündigen | |
| Hollywoodproduktionen gleichen und nur für diese Nacht erschaffen wurden! | |
| Und wir wollen eine fulminante Halbzeitshow! Wenigstens bis zur Show | |
| wachbleiben, dann ist einschlafen erlaubt. Und den Arbeitstag danach machen | |
| wir alle zusammen blau. phb | |
| 19 Die Bereitschaft, sich auf andere Kulturen einzulassen, liegt in der DNA | |
| der modernen USA. Weil fast jeder ja irgendwann mal irgendwoher kam und | |
| sich die Leute teils auch voller Stolz darauf berufen, dass ihre | |
| Ur-Urgroßeltern einst aus Neapel, Dublin, Brunsbüttel oder Czernowitz | |
| anlandeten. Selbst im hinterletzten Dorf bemüht man sich, Anknüpfungspunkte | |
| zu finden, und sei es auch nur mit einem „Hey, die Nichte meiner Nachbarin | |
| war mal zum Austausch in Australien“. sny | |
| 20 Wahrscheinlich hat sie eigentlich jemand anders erfunden, eine | |
| Kanadierin oder so, und darum passt dieser Text hier gar nicht hin. | |
| Trotzdem ist die Erdnussbutter so typisch US-amerikanisch wie kaum ein | |
| anderes Lebensmittel. Und natürlich sind die USA die weltweit größten | |
| Produzenten der herrlichen Schmiererei. Ob crunchy oder creamy, darüber | |
| wollen wir hier nicht streiten. phb | |
| 21 Das ist jetzt schon ein bisschen gemogelt: Für die Gesamtheit vieler | |
| kultureller und musikalischer Errungenschaften der USA gibt es den schönen | |
| Sammelbegriff Americana. Vor allem die Folk-, Country-, Bluegrass- und | |
| Rhythm-and-Blues-Musik wird mit diesem Wort assoziiert. Man hat Musiker mit | |
| Banjos und Westerngitarren vor Augen, doch auch coole Swingmusik ist mit | |
| diesem Wort gemeint, und erdiger Country. Ob der Ur-Blueser Robert Johnson, | |
| ob Pete Seeger, Bob Dylan an der Mundharmonika, Dolly Parton mit | |
| Westerngitarre, selbst Beyoncé mit ihrem jüngsten Country-Album: All das | |
| ist Americana, all das sollte schleunigst Weltkulturerbe werden. jut | |
| 22 Keinen Film habe ich öfter gesehen als Roland Emmerichs vor Patriotismus | |
| triefenden Weltraumschinken „Independence Day“. Schuld ist eine alberne | |
| Idee meines Vaters, die schnell Tradition wurde: Jeden 4. Juli schauten wir | |
| uns gemeinsam an, wie Will Smith und Jeff Goldblum den fiesen | |
| Außerirdischen die Heuschreckenvisage polieren. Man mag von derlei | |
| Blockbustern halten, was man will – auf keine bessere Art und Weise lässt | |
| sich die Unabhängigkeit der USA besser feiern als mit einem überladenen | |
| Hollywoodepos über unmenschliche, übermächtige, tyrannische Kolonialisten, | |
| die nichts anderes im Sinn haben als die Ausbeutung und Versklavung der | |
| Erdbewohner. Dass das, Achtung, Spoiler, nicht geschieht, ist nur der | |
| Coolness einer Gruppe furchtbar männlicher US-Helden zu verdanken. So | |
| gehört sich das. Gott segne Amerika! phb | |
| 23 Manche sind Dutzende Meter hoch, manche kragen weit über die | |
| Bürgersteige. Manche sind reich verziert wie ein Jahrmarktwagen, manche von | |
| reduzierter moderner Eleganz. Aber alle strahlen sie, leuchten mit der | |
| Kraft von tausenden Glühlampen und Neonröhren die Straßen der Großstädte | |
| aus. Die alten Theater- und Kinohausleuchtreklameschilder versprechen von | |
| New York über Chicago bis San Francisco große Unterhaltung und großen | |
| Glamour. mbr | |
| 24 „Vor achtzig und sieben Jahren haben unsere Väter auf diesem Kontinent | |
| eine neue Nation ins Leben gerufen, die sich der Freiheit verschrieben hat | |
| und dem Grundsatz verpflichtet ist, dass alle Menschen gleich geschaffen | |
| sind“, sagte Abraham Lincoln 1863 in seiner Ansprache von Gettysburg. Das | |
| Wort Sklaverei nennt er in seiner kurzen Rede nicht, aber die Menschen | |
| hörten die Botschaft. Und noch heute beziehen sich die Menschen in den USA | |
| darauf, um den Rassismus zu verurteilen. Auf einem der blutigsten | |
| Schlachtfelder versprach Lincoln damals auch, das Werk derjenigen | |
| fortzusetzen, die hier gestorben sind: „dass diese Nation unter Gott eine | |
| neue Geburt der Freiheit erleben wird – und dass die Regierung des Volkes, | |
| durch das Volk, für das Volk, nicht von der Erde verschwinden wird“. Was | |
| für eine hoch aktuelle Mahnung. babs | |
| 25 Die Karriere der immer noch erst 22-jährigen [6][Billie Eilish] kommt | |
| einem länger vor, als sie tatsächlich ist. Das liegt daran, dass es schon | |
| so viele ikonische Billie-Eilish-Bilder und -Momente gab: Das blauhaarige | |
| Goth-Girl, das „Bad Guy“ singt. Die monroeisierte Diva auf dem Vogue-Cover. | |
| Die Hausmusikerin, die während der Pandemie „Sunny“ von Bobby Hebb am | |
| heimischen Piano covert. Billie Eilish ist der Inbegriff der | |
| Wandlungsfähigkeit, sie verkörpert die Formel „Be What You Wanna Be“ wie | |
| derzeit kein anderer Popstar und interpretiert sie im Wochentakt neu. | |
| Solche Superstars bringen nur die USA hervor. jut | |
| 26 Für Europäerinnen nicht ganz leicht nachvollziehbar ist die ästhetische | |
| Haltung gegenüber dem Deutschen. Ich bin oft von wildfremden Menschen | |
| gefragt worden, was ich da für eine wunderschöne Sprache spräche. Auch der | |
| deutsche Akzent im Englischen – für den man hierzulande regelrecht geshamed | |
| wird – erregt überdurchschnittlich großes Entzücken. In den USA wird | |
| unperfektes Englisch hoch geschätzt. sny | |
| 27 Die unentspannte Grillparty, bei der genetzwerkt werden soll, der | |
| Plausch mit dem Kollegen übers Wochenende, der primär strategische Gründe | |
| hat, oder manchmal auch ein etwas unangenehmer Typ Mensch – für solche | |
| Situationen muss es doch einen Begriff geben? In den USA haben sie einen: | |
| Business Social. Danke dafür. fzs | |
| 28 Wenn es in den USA noch unbegrenzte Möglichkeiten gibt, dann auf den | |
| Campingplätzen, insbesondere in den Nationalparks. Jeder bekommt dort einen | |
| eigenen Sechserholztisch, eine gut gepflegte Feuerstelle mit einem für | |
| T-Bone-Steaks ausgelegten Grill und, damit sogar das Budweiser genießbar | |
| wird, ganz in der Nähe billig Eiswürfel aus dem Automaten. Aber vor allem | |
| bekommt man hier beim Campen: Platz. Viel Platz. Pro Kleinfamilie eine | |
| Fläche von halb Usedom. Oft mit ein paar Büschen oder kleinen Hügeln als | |
| Sichtschutz. Und so ist es auf den Campgrounds im Yosemite Park | |
| wahrscheinlicher, dass einem ein Reh begegnet als ein Nachbar. Einziges | |
| Risiko: Es könnte auch ein Bär sein. lkw | |
| 29 Als die Sowjets ihren Sputnik in die Erdumlaufbahn schossen, reagierte | |
| der Westen geschockt. Rasch gründeten die Vereinigten Staaten die Nasa, um | |
| fortan ihre Dollars in den fauchenden Höllenfeuern ihrer Raketenantriebe zu | |
| verheizen. Doch während ihrer Forschung und Entwicklung hat die | |
| Weltraumagentur weit mehr geschafft als ein paar Astronauten auf den Mond | |
| zu befördern. Ohne Nasa wüssten wir viel weniger über die Planeten unseres | |
| Sonnensystems und die schwarzen Löcher dahinter. Wir würden keinen roten | |
| Sand vom Mars kratzen und hätten keine Ahnung, wie viele Exoplaneten es in | |
| unserer Nähe gibt (aktuell so etwa 5.000) und wie viele davon bewohnt sind | |
| (aktuell so etwa keine). Die Nasa hat uns Wasserfilter beschert, den | |
| Memoryschaum, Insulinpumpen, Teflonpfannen und WLAN. Und vor allem: Die | |
| Nasa hat uns wieder zum Träumen gebracht. phb | |
| 30 Mann, können die erzählen! In der US-amerikanischen Literaturtradition | |
| gab es eine ganze Generation von Autoren (es waren sehr überwiegend | |
| Männer), die für einen unverwechselbaren Realismus stand, zu ihr gehörten | |
| Richard Yates, Raymond Carver und Philipp Roth, natürlich auch Richard Ford | |
| und John Updike. Ein dunkler, manchmal verwegener und schäbiger, ein | |
| zugleich verzweifelter und humorvoller Realismus war das (und ja, manchmal | |
| leider auch einer mit misogynen Untertönen). Liest man Yates oder Carver, | |
| kommen einem vor allem Stimmungen und Bilder in den Sinn: amerikanische | |
| Vorstädte und amerikanische Familien, jede mit ihrer ganz eigenen Tragik, | |
| jede Figur mit ihrer ganz eigenen Beschädigung, ihren Geheimnissen. Möge | |
| diese Erzähltradition fortbestehen. jut | |
| 31 Stell dir vor, die SPD lädt zu Vorwahlen zwischen möglichen | |
| Kanzlerkandi-dat*innen, alle dürfen mitwählen und viele gehen hin. In den | |
| USA läuft das so. Da müssen die Möchtegernpräsidenten mehr als nur ein | |
| Parteigremium oder ihren direkten Konkurrenten überzeugen, sie müssen | |
| monatelang durch die Lande tingeln und um Unterstützung werben. Klingt | |
| anstrengend, ist es auch, für alle Beteiligten. Aber am Ende der Primaries | |
| kann es durchaus passieren, dass ein vorher unbekannter Außenseiter gewinnt | |
| und nominiert wird, wie 2008 ein gewisser Barack Obama. Zwar sind die USA | |
| keine perfekte Demokratie, ihr Zweiparteiensystem polarisiert und lähmt | |
| zugleich. Aber das liegt bestimmt nicht an den Vorwahlen. Die könnten auch | |
| die deutsche Demokratie beleben. lkw | |
| 32 Der Stellenwert des Sports ist in den USA höher als in Deutschland, und | |
| am stärksten zeigt sich das an den Hochschulen. Hier hat der Collegesport | |
| eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition: Bewegung wird als | |
| Kulturgut betrachtet, es wurde und wird viel Geld in die Sportstätten | |
| gepumpt. Inzwischen gibt es eigene Verbände, Strukturen und Ligen, es wird | |
| explizit darauf geachtet, Studium und Sport verbinden zu können, und viele | |
| US-Spitzenathleten begannen im Collegesport ihre Laufbahn. Sicher, | |
| inzwischen sind vor allem die Basketball- und Footballligen zu einem | |
| Geschäft geworden, das sich vom Profibusiness kaum noch unterscheidet. Der | |
| Grundgedanke aber bleibt genial: An den Colleges und Universitäten gilt | |
| nicht nur „I think, therefore I am“, sondern auch „I move, therefore I am… | |
| jut | |
| 33 „This American Life“ – bester Podcast der Welt, [7][jede Woche eine | |
| Stunde, mit Reportagen, die immer einen überraschenden Ausgang haben]. fzs | |
| 34 Keine Ahnung, wo es langgeht? In den USA wird man als orientierungslos | |
| herumirrender Ortsfremder nicht wie ein Irrer behandelt, sondern meistens | |
| irre freundlich und mit ehrlicher Hilfsbereitschaft. Nicht selten kommt es | |
| vor, dass Ladenbesitzer mit vor die Türe gehen und den Weg erklären, dass | |
| Passanten ein paar Schritte mitgehen, bis das Ziel erkennbar ist oder, wenn | |
| es weiter weg liegt, sogar eine Autofahrt anbieten. Wahrscheinlich ist im | |
| Land der Pioniere noch tief verankert, dass jeder mal Orientierungshilfe | |
| brauchen könnte. lkw | |
| 35 Random, awkward, safe – danke USA für die großzügige Erweiterung des | |
| deutschen Wortschatzes. Auch wenn sich hier viele Schrebergärtnerinnen über | |
| die Anglizismen, die zweifellos aus Amerika zu uns herüberschwappen, | |
| echauffieren: Die possibilities der expression sind dadurch schier | |
| unlimited! sny | |
| 36 Plopp, Plopp, Plopp. Es ist beruhigend, neben der Kinokasse vor einer | |
| Popcornmaschine zu stehen und dem heißen Mais beim Explodieren zuzusehen. | |
| Auch wenn nicht klar ist, wann und wo Popcorn erstmals zubereitet wurde, | |
| darf es als der amerikanischste Snack ever gelten. Den USA verdanken wir | |
| auch das unschlagbare Duo Kino und Popcorn, erstmals soll es in den | |
| Nickelodeons Anfang des 20. Jahrhunderts verkauft worden sein. Und wie | |
| langweilig wäre der Kinobesuch bitte, wenn man nicht vorab die | |
| Gretchenfrage stellen könnte: Süß oder salzig? jut | |
| 37 Natürlich gibt es engstirnige Spießbürger auch in den USA. Und Toleranz | |
| gegenüber Minderheiten scheint es gerade unter White people ja gar nicht zu | |
| geben. Das aber ist nur das Zerrbild einer eigentlich extrem neugierigen | |
| und offenen Gesellschaft. Hier wirst du absolut niemals und von niemandem | |
| wegen deiner lauten Kinder im Restaurant schief angeschaut, musst an der | |
| Supermarktkasse nicht den Turbo einlegen, weil es hinter dir jemand eilig | |
| hat oder dich für dein seltsames Hobby genieren. DAS ist Freedom! sny | |
| 38 Ein Pumpkin Spice Cinnamon Latte und ein Iced Doubleshot Caramel | |
| Macchiato mit Hafermilch to go für, äh, wie ist dein Name? Kaffee ist | |
| eigentlich immer großartig, aber manchmal darf es eben auch der mit der | |
| doppelschwänzigen Meerjungfrau sein. Bei Starbucks gibt es schließlich | |
| nicht einfach nur Kaffee. Es gibt Hochgenuss, es gibt WLAN, es gibt ein | |
| Lebensgefühl. Postmodern optimiert, auf aromatisierten Zuckersirup gekippt | |
| und in Pappbechern in den Größen Eimer, Wanne und Öltanker über die Theke | |
| geschoben. Erst Ende der 1990er-Jahre nahm Starbucks das globale Rennen mit | |
| anderen Fast-Food-Riesen auf, heute hat es knapp 40.000 Filialen und | |
| rangelt mit McDonald’s und Subway um die globale Spitze. Und das ist auch | |
| ganz richtig so. Denn wer würde stattdessen schon stundenlang in einem | |
| Burgerladen seine Mails beantworten und dann den Rest des Tages nach | |
| Fritteuse stinken wollen? phb | |
| 39 Knorrige Riesen säumen rechts und links die Straße, strecken ihre Äste | |
| weit von sich. Sie scheinen über und über behangen mit Spinnweben, | |
| graugrünen Gespinsten, die sich in den Zweigen verfangen haben. Hoch über | |
| dem Asphalt bilden die Äste eine Art Dach. Man wähnt sich in einem | |
| Zauberwald. Doch die Riesen erweisen sich als Virginia-Eichen, und die | |
| Spinnweben als Spanisches Moos, das im Südosten der USA häufig von den | |
| Bäumen hängt. Keine magische Allee also, aber ein zauberhafter Anblick | |
| allemal. all | |
| 40 Auch im Land of the Free gibt es Zäune, sie grenzen ab, sperren aus, | |
| verschließen. Ein Zaun dort tut das aber nicht, er ist auch eher die | |
| Karikatur eines Zauns, vielleicht 1,40 Meter lang, mehr nicht. Dieses | |
| Zäunchen ist das Dirigentenpult des Boston Symphony Orchestra, eines der | |
| großen Orchester der USA. Darauf steht der Dirigent und tanzt und stampft. | |
| Bis 2019 sah es aus wie ein klassischer Gartenzaun, zwei Pfosten rechts und | |
| links, dazwischen fünf Stäbe, oben eine Latte. Dann war der Zaun unter | |
| Andris Nelsons so wackelig geworden, dass sie einen neuen bauten, diesmal | |
| einem Weidezaun gleich mit einer Querlatte zwischen den Pfosten. Ein Bogen | |
| an der oberen Latte zieht das Rund der Boston Symphony Hall nach. Ein | |
| Symbol für gepflegte Ostküstengediegenheit, ein Statement für Freiheit – | |
| das Zaunstück, das nichts versperrt, sondern das Zentrum der Musik rahmt. | |
| fez | |
| 41 Filme und Serien aus den USA sind die besten, und die beste Serie sind | |
| die „Gilmore Girls“. Die Mutter-Tochter-Story über Lorelai und Rory Gilmore | |
| schafft es perfekt, in sieben Staffeln das American feeling einer | |
| Kleinstadt im Nordosten über den Bildschirm zu transportieren. Bei den | |
| Gilmore Girls gibt es außer Missverständnissen zwischen | |
| Familienmitgliedern, die im Grunde alle das Beste füreinander wollen, | |
| heftigen Blizzards und allzu rückwärtsgewandten Bürgermeistern keine echten | |
| Gefahren. [8][Eskapismus mit starken und schlauen Frauen] und einem | |
| Singer/Songwriter-Soundtrack, was will man mehr? sny | |
| 42 Über New Jersey wissen die meisten Menschen hierzulande nicht allzu | |
| viel, über Jersey City erst recht nicht. Was die Stadt aber auf jeden Fall | |
| auszeichnet: die Radiostation WFMU ist hier beheimatet. Und ob scheppernden | |
| Garagenrock, Bluegrass, Folk, American Songbook, Spoken Word, Minimal | |
| Music, minutenlange Drone- und Noiseeskapaden oder Avantgarden aller Art, | |
| auf WFMU kann man US-amerikanische Musiktraditionen jedweder Art hören. | |
| Dass der Sender unabhängig ist und durch seine Hörer:innen finanziert | |
| wird, macht ihn nur noch sympathischer. jut | |
| 43 In Seattle einen Mietwagen abholen, und dann immer schön die Küste | |
| runter, so weit das Auto trägt, 2.000 Kilometer in gemächlichem Tempo. | |
| Karte oder Navi braucht auf dem Pazifikküsten-Roadtrip kein Mensch, solange | |
| der Ozean artig auf der Beifahrerseite sitzen bleibt. Wenn es dunkel wird | |
| und nichts mehr zu gucken gibt, geht es raus aus dem Auto und die | |
| Holzstufen hinauf aufs Zimmer irgendeines Motel 6 oder Super 8, auf einem | |
| Queensizebett mit Massagefunktion, mit kostenlosen Eiswürfeln für das | |
| Dosenbier aus dem Kofferraum, und morgens einem Stapel Pancakes von | |
| Catherine, der stets lächelnden und mit einer Kaffeekanne verwachsenen Lady | |
| aus dem Diner nebenan. Dann weiter, vorbei an Mammutbäumen, an San | |
| Francisco, an Wellen, Walen und Seeelefanten, bis nach Los Angeles. Dieses | |
| blöde Foto mit den Hollywood-Buchstaben ist schließlich Pflicht. phb | |
| 44 Ach, man müsste Großessays, wissenschaftliche Aufsätze und | |
| kulturhistorische Abhandlungen schreiben über „Saturday Night Life“, diese | |
| Comedy-Show, die 1975 erfunden wurde, die immer noch läuft, die für einige | |
| der besten Gags und Sketche der Humorgeschichte verantwortlich ist, die | |
| Giganten wie Bill Murray, Tina Fey, Steve Martin, Norm McDonald, Adam | |
| Sandler, Amy Poehler, Chevy Chase oder Eddie Murphy hervorgebracht hat. | |
| Irgendwann in den 90er-Jahren gab es mal den kläglichen Versuch, das | |
| Konzept den deutschen Humorverhältnissen anzupassen. „RTL Samstag Nacht“ | |
| hieß er und zeigte vor allem, was in Deutschland in Sachen Humor alles | |
| nicht möglich ist. mak | |
| 45 Ich würde am liebsten durch den Nationalpark wandern, aber warum | |
| wandern, wenn man auch Auto fahren kann? Der Freund ist nicht davon | |
| abzubringen, dass wir lieber in seinem Geländewagen sitzen sollten. Also | |
| kurble ich das Fenster runter, so weit es geht, und versuche zumindest ein | |
| bisschen Nationalparkluft zu schnuppern, vermischt mit den Abgasen der | |
| vorausfahrenden Pick-ups, und fühle mich auf unserem Scenic Drive sehr | |
| US-amerikanisch-angepasst. fzs | |
| 46 Schon jetzt sind Latinos und Latinas die größte Minderheit in den USA, | |
| und die Gruppe wächst weiter. Nicht nur in den Bussen Miamis oder in Teilen | |
| Brooklyns wird selbstverständlich Spanisch gesprochen, auch in ländlicheren | |
| Regionen trifft man auf viele Hispanics, ihre Sprache, ihre Kultur. | |
| Schätzungen zufolge hat im Jahr 2050 jede*r vierte US-amerikanische | |
| Einwohner*in einen lateinamerikanischen Background. Wer die USA besucht, | |
| erlebt den ganzen Kontinent. all | |
| 47 Dieser Mann war wirklich nicht nur ein begnadeter Profisportler. Er ist | |
| ein Gesamtkunstwerk. John McEnroe hat seinen Sport neu erfunden. Tennis war | |
| für ihn eine künstlerische Disziplin; er tänzelte mehr über den Platz, als | |
| dass er lief, er streichelte den Ball mehr, als dass er ihn schlug. Und | |
| gut, er wütete, fluchte und zeterte im Falle des Misserfolgs auch eher, als | |
| dass er bloß mit sich haderte. John McEnroe stand auf dem Platz für Leiden | |
| und Leidenschaft; dass er darüber hinaus bis heute eine gute Figur an der | |
| E-Gitarre macht, gibt weitere Pluspunkte. Die Demokraten unterstützt er | |
| überdies. Game, set and match McEnroe. jut | |
| 48 Was trügen wir, wenn Levi Strauss nicht die Jeanshose erfunden hätte? | |
| Knittriges Leinen etwa, Cord, schlackernde Stoffhose? Die Jeans, überladen | |
| vor Bedeutung, robuste, mit Nieten verstärkte Hose der Goldgräber, in der | |
| unmittelbaren Nachkriegszeit hierzulande ein Stück Freiheit, Texashose | |
| genannt und mitunter als unschicklich verpönt, gerade deshalb getragen als | |
| Protest gegen die Moral der Adenauer Years. Männer in Jeans wurden Heroes, | |
| Marlon Brando, James Dean, in dessen Nachnamen sogar ein Stück des Stoffs | |
| durchscheint. Längst hat sie sich durchgesetzt, geht mit dem Zeitgeist, | |
| geht mit jeder Mode. Stretchanteil macht sie heute geschmeidiger, aber auch | |
| weniger widerstandsfähig. Nach Gold schürfen würde man mit ihr nicht mehr, | |
| aber der Mythos besteht. fez | |
| 49 Das Gute an Halloween in den USA ist, dass dort niemand rumnölt, warum | |
| „wir dieses erfundene Fest aus den USA jetzt auch noch feiern“. Das noch | |
| Bessere an Halloween in den USA sind die verzierten Vordergärten. Zombies, | |
| Geister, Riesenspinnennetze, Skelettdackel, alles in rauen Mengen, machen | |
| jeden Oktoberspaziergang zu einem aufregenderen Erlebnis als eine | |
| durchschnittliche Dorfjahrmarktgeisterbahn. mbr | |
| 50 Die ersten Minuten der Serie „Newsroom“, in denen Jeff Daniels bei einer | |
| öffentlichen Diskussion die Frage beantworten soll, wieso Amerika das | |
| großartigste Land der Welt sei und er sagt, dass es das nicht ist. Und dann | |
| zählt er all die Dinge auf, in denen die USA nicht führend sind, | |
| Lebenserwartung, Export, Bildung und einige mehr. „Amerika ist nicht mehr | |
| das großartigste Land der Welt“, sagt er zum Schluss. „Reicht das?“ mak | |
| 2 Nov 2024 | |
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