# taz.de -- Das Ampel-Aus und die Folgen für Hamburg: Olaf Scholz steht am 2. … | |
> Hamburgs Bürgermeister Tschentscher pocht darauf, die Bundestags- von der | |
> Bürgerschaftswahl zu trennen. Schwer zu sagen, wer vom Ampel-Aus | |
> profitiert. | |
Bild: Wechselwirkung: der Bürgermeister und sein Kanzler | |
Hamburg taz | Am Tag nach dem dramatischen Ende der [1][Ampel-Regierung] | |
stellt sich in Hamburg die Frage, welche Folgen dies auf die für den 2. | |
März geplante Bürgerschaftswahl hat. Geht es nach dem Zeitplan von Kanzler | |
Olaf Scholz (SPD), so regiert er ohne FDP mit einer rot-grünen | |
Minderheitenregierung weiter und stellt erst am 15. Januar im Bundestag die | |
Vertrauensfrage, um den Weg für Neuwahlen Ende März freizumachen – also | |
weit nach der Hamburg-Wahl. | |
Dieser späte März-Termin könnte der bei 16 Prozent dümpelnden Bundes-SPD | |
nützen, weil ein gutes Ergebnis ihres Landesverbandes abfärbt. Bei der | |
jüngsten Forsa-Umfrage im Auftrag des Hamburger Abendblatts lagen die | |
Sozialdemokraten mit 30 Prozent weit vor CDU und Grünen mit je 21 Prozent. | |
Andererseits lag bei dieser Umfrage nach der Bundestagswahl gefragt die CDU | |
mit 25 Prozent vorn, deutlich vor der SPD mit 21 und den Grünen mit 22 | |
Prozent. | |
Rein von der Organisation und den Kosten her spräche einiges dafür, die | |
Wahlen in Hamburg und im Bund auf denselben Tag zu legen. Hamburgs | |
SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher spricht sich aber deutlich dagegen | |
aus. | |
Ob die Bundestagswahl vor oder nach dem 2. März stattfinde, sei ihm beides | |
recht. „Die Hamburger haben aber das Recht, sich mit Hamburger Themen zu | |
befassen“, sagte er. Das sei wichtig für die Demokratie. Groß nach hinten | |
verschieben ließe sich Hamburgs Wahl nicht. Laut Landeswahlleiter Oliver | |
Rudolf ist der 16. März der spätest mögliche Termin, aber da sind Ferien. | |
## CDU wirbt mit teuren Versprechen | |
Peter Tschentscher war, wie andere auch, im Wahlkampfmodus, als er im | |
Rathaus sein Statement gab. Er sieht [2][in Olaf Scholz] den nächsten | |
SPD-Kanzlerkandidaten. Es sei richtig, dass dieser jetzt noch wichtige | |
Vorhaben, die keinen Aufschub dulden, umsetzt, bevor er im Januar die | |
Vertrauensfrage stellt. „Schnell, hastig und unkontrolliert“ zu handeln, | |
sei das, was FDP und CDU jetzt erwarteten, sagt er zur Forderung nach einem | |
früheren Neuwahltermin. | |
Tschentscher nannte Ex-FDP-Finanzminister Christian Lindner die | |
„Schwachstelle“ in der Regierung und lobte Volker Wissing, der Donnerstag | |
früh aus der FDP austrat, als „guten Verkehrsminister“. | |
Hamburgs zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) erklärte, sie | |
spüre auch eine große Erleichterung, dass jetzt die Reißleine der Ampel | |
gezogen wurde. Die Situation in Hamburg sei eine ganz andere als in Berlin, | |
ergänzte Grünen-Fraktionschef [3][Dominik Lorenzen]: „Hier arbeitet | |
Rot-Grün partnerschaftlich zusammen.“ Und die Menschen in Hamburg wüssten, | |
was sie an den Grünen haben. | |
Hamburgs CDU, die bei der letzten Wahl 2020 mit 11,2 Prozent ihr | |
schlechtestes Ergebnis einfuhr, wirbt mit [4][teuren Versprechen wie | |
Eigenheimprämien] für Familien und sieht sich im Aufwind. Sollte der | |
Bundestrend auf die Hamburg-Wahl abfärben und die CDU der SPD ein paar | |
Prozente abknapsen, wäre für ein neues Rot-Grün-Bündnis die aktuelle | |
Umfrage-Mehrheit von 51 Prozent in Gefahr. | |
CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering warf Scholz vor, er betreibe | |
„Insolvenzverschleppung mit Ansage“. Es gebe keinen Grund, mit der | |
Vertrauensfrage zu warten. Doch unabhängig vom konkreten Termin rückten | |
Bundes- und Hamburg-Wahl zusammen. Da kämpfe man für einen Neuanfang. | |
## Trumpf beim Kanzler | |
„Die CDU würde davon profitieren, je schneller wir wählen“, sagt der | |
[5][Politikwissenschaftler Kai-Uwe Schnapp] von der Universität Hamburg. | |
Anderseits sei die aktuelle Konstellation in der Geschichte ohne Beispiel. | |
Als SPD-Kanzler Helmut Schmidt 1982 per Misstrauensvotum sein Amt verlor, | |
hatten FDP und CDU/CSU eine Mehrheit, um Helmut Kohl zum Kanzler zu wählen. | |
Danach sieht es jetzt im Bundestag nicht aus. Und laut Grundgesetz hat der | |
Kanzler es in der Hand, wann er die Vertrauensfrage stellt. | |
„Es ist total schwer, aus der Erfahrung zu sagen, was das Ampel-Aus | |
bedeutet“, sagt Schnapp. Von den Umfragen her könnte die Bundes-SPD nicht | |
tiefer sinken. „Es könnte auch einen Umschwung in der Wählerstimmung geben, | |
durch die Art, wie diese Regierung sich selbst ein Ende gemacht hat. Es | |
könnte der SPD nutzen, dass Scholz auf den Tisch haute und klare Worte | |
sprach“, sagt Schnapp. | |
Erfahrungsgemäß schnitten Regierungsparteien im Bund bei Landtagswahlen | |
besser ab, fallen beide Wahlen zusammen. Aber auch das sei vor dem | |
Hintergrund der Ampel-Performance „schwer zu sagen“. | |
Dennoch glaubt Schnapp, dass es beim Wahltermin auf Monate und nicht auf | |
Tage ankommt. „Ob die Wahl im September oder März stattfindet, hat einen | |
Einfluss“, sagt er. „Ob am gleichen Tag oder 14 Tage später, hat nicht viel | |
Einfluss, außer dass Letzteres mehr Arbeit macht.“ | |
Für [6][Bewegung anderer Art] sorgte das Ampel-Aus beim Bündnis Sahra | |
Wagenknecht (BSW). Das will nun in vier Bundesländern rasch seine noch | |
fehlenden Landesverbände gründen, wozu auch Hamburg gehört. Das BSW kam | |
zuletzt in Hamburg nur auf vier Prozent. „Ich gehe davon aus, dass wir | |
jetzt einen Zahn zulegen müssen“, sagt der von der Linken zum BSW | |
gewechselte Metin Kaya. Das BSW wolle in Hamburg für beide Wahlen antreten. | |
Damit wäre Die Linke gefordert, die laut Umfrage auf fünf Prozent kommt. | |
„Es hat schon weh getan, der Ampel beim Regieren zuzusehen“, sagte deren | |
Landessprecherin Sabine Ritter. Hass und Hetze der AfD griffen um sich. | |
Deren Thesen würden weit ins demokratische Lager hinein übernommen – bis | |
hin zur SPD und den Grünen, wie man beim Bruch des Kirchen-Asyls gesehen | |
habe. Die Linke kümmere sich um die wirklichen Themen, sagte Ritter: Sie | |
sei nicht mehr „die zerstrittene Partei, die sie jahrelang war“. | |
7 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Aufloesung-der-Ampel-Regierung/!6047510 | |
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[3] /Neulinge-fuehren-Fraktion/!5689769 | |
[4] /Hamburger-CDU-legt-Wahlprogramm-vor/!6044305 | |
[5] https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sowi/professuren/schnapp/team/s… | |
[6] /Hamburger-Ex-Linke-gruenden-Liste/!6042937 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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