# taz.de -- Pro und Contra zum Ampel-Streit: Sollen wir jetzt auch wählen? | |
> In den USA wird noch ausgezählt, in Deutschland stehen Neuwahlen im Raum. | |
> Ist die Ampel am Ende und sollte es Neuwahlen geben? Ein Pro und Contra | |
Ja, die Ampel ist am Ende | |
Es reicht. Die Ampel sollte ihr Scheitern endlich eingestehen und aufhören. | |
Alle wissen es doch längst: [1][Die Regierung Scholz-Habeck-Lindner hat | |
keine gemeinsamen Ziele mehr], wenn sie denn je welche hatte, und ganz | |
sicher keine Zukunft. Es ist deshalb nicht nur sinnlos, sondern sogar | |
gefährlich, noch ein Jahr lang weiter vor sich hin zu wursteln, unentwegt | |
zu streiten und auch die letzten WählerInnen zu vergraulen, die dann | |
höchstwahrscheinlich noch weiter nach rechts abdriften würden. Ja, ein Ende | |
mit Schrecken wäre besser als ein Schrecken ohne Ende. | |
An diesem Befund können auch die US-Wahl und der Koalitionsgipfel am | |
Mittwoch in Berlin nichts ändern. Selbst wenn sich die drei Ampelmänner | |
unter dem Eindruck der amerikanischen Ergebnisse oder aus purer Angst vor | |
Neuwahlen noch einmal zusammenraufen und Besserung geloben: Wer soll das | |
noch glauben? | |
Sie selbst am wenigsten, wie die unzähligen Anfeindungen und Abgesänge auf | |
die Ampel aus den eigenen Reihen nicht erst in den vergangenen Wochen | |
deutlich gemacht haben. Das gegenseitige Vertrauen ist schon lange dahin, | |
spätestens seit das unsägliche Heizungsgesetz unabgesprochen an die | |
Öffentlichkeit geriet. Auch das Vertrauen der WählerInnen tendiert seitdem | |
konstant gegen null. | |
Aber wenn jetzt in den USA das Chaos ausbricht, muss dann nicht wenigstens | |
die Bundesregierung Stabilität ausstrahlen? Ja. Aber genau das ist der | |
Ampel nicht mehr zuzutrauen. Gerade weil die neue US-Regierung Deutschland | |
in jedem Fall vor neue, riesige Herausforderungen stellen wird, | |
wirtschaftlich und militärisch, sollten die WählerInnen neu entscheiden, | |
wer diese neuen Aufgaben mit einer neuen Legitimation angehen soll. Am | |
besten ohne die FDP und ihren Fetisch Schuldenbremse, die den | |
Gestaltungsspielraum der Regierung zu sehr einengt. | |
Natürlich sind auch Neuwahlen riskant. Die Aussicht auf einen Kanzler Merz | |
ist keine schöne. Aber wer hofft, dass die progressiven Kräfte nach einem | |
weiteren Jahr Ampelgewürge bessere Chancen haben, muss schon an Wunder | |
glauben. Lukas Wallraff | |
Nein, die Ampel ist nicht am Ende | |
Es sind sich alle ziemlich einig dieser Tage: Diese Regierung ist fertig | |
miteinander. Der ewige Streit nervt. Es sei bloß noch die Angst vor | |
Neuwahlen bei einigen Akteuren, die das Bündnis zusammenhalte. Kann sein. | |
SPD und Grüne dürften mit Blick auf ihre Umfragewerte kaum ein gesteigertes | |
Interesse am vorzeitigen Urnengang haben. Die Grünen haben derzeit nicht | |
mal eine ordentliche Parteispitze. | |
Und trotzdem: Ein Stand-up-Wahlkampf jetzt sofort, eine Neuwahl vielleicht | |
im März und darauf folgende Koalitionsverhandlungen würden politischen | |
Stillstand bis ungefähr nächsten Sommer bedeuten. Und das bei einer | |
außenpolitisch nicht einfachen Weltlage [2][und einem möglichen | |
US-Präsidenten Trump], der sich bekanntlich zunächst mal um sein eigenes | |
Land kümmern will. | |
Für die Ukraine, nur zum Beispiel, sind die USA und Deutschland die beiden | |
wichtigsten militärischen Unterstützer. Schlecht, wenn die auf absehbare | |
Zeit mit sich selbst beschäftigt sind. Die Frage ist aber auch: Stimmt die | |
Analyse überhaupt, dass sich die Koalitionspartner nichts mehr zu sagen | |
haben? Oder wollen sie bloß nicht mehr? | |
Dafür, auch das würden im Deutungsgeschäft tätige Journalist*innen | |
dieser Tage nur zu gerne tun, müsste man mal in Christian Lindners Kopf | |
krabbeln. Denn so spalterisch seine ultraharten Positionspapiere wirken: | |
Der Mann macht halt Wahlkampf. Die FDP steht bei 3 Prozent in den Umfragen. | |
[3][Lindner hat nichts zu verlieren], aber viel zu gewinnen, solange es zum | |
Beispiel funktioniert, Geflüchtete gegen Bürgergeldempfänger auszuspielen | |
(die AfD-Wahlerfolge haben es vorgemacht). | |
Das mag parteistrategisch richtig gedacht sein. Aber es ist eine | |
Missachtung des Wählerwillens, des Souveräns immerhin. Koalitionsverträge, | |
der Auftrag zu regieren: interessiert alles nicht, wenn es um Machtpolitik | |
geht? Das ist das fatale Signal, das von einem Koalitionsbruch ausginge. | |
Der Wahlkämpfer Lindner sollte sich fragen, ob dieser Einsatz 4 Prozent für | |
die FDP im März wert wären. Anna Klöpper | |
6 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lukas Wallraff | |
Anna Klöpper | |
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