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# taz.de -- Verstoß gegen Umweltauflagen bei A 26: Der frühe Vogel baut schon…
> Bei Arbeiten für die A26 in Hamburg hat die Baufirma gegen Auflagen zum
> Schutz des Bergpiepers verstoßen. Das nährt Misstrauen gegen das Projekt.
Bild: Der Bergpieper braucht in seinem Winterquartier in Hamburg Ruhe. Eine Bau…
Bremen taz | Komischer Vogel, der Bergpieper: Zum Überwintern kommt er von
seinen Bergen in Mitteleuropa herab und fliegt, ausgerechnet, nach
Hamburg-Moorburg. Hat ihm vielleicht keiner erzählt, dass dort der Winter
mies und grau ist, knapp über null Grad im Durchschnitt? Und dass es auch
mit der Ruhe in Moorburg nicht mehr so weit her ist, seit dort der Bau der
A26 vorangetrieben wird?
Offenbar hat nämlich die Deges, eine Gesellschaft des Bundes für
Straßenbau, bei den Arbeiten dort gegen Umweltauflagen verstoßen und zu
Ruhezeiten des Vogels gebaut. Zuerst berichtete das Hamburger Abendblatt.
Das letzte Teilstück der neuen A26 soll A7 und A1 schon in Hamburg
verbinden. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde verweist auf die Entlastung für
andere Straßen „im gesamten Hamburger Süden und Osten“ und auf eine
[1][höhere Zuverlässigkeit für den Betrieb im Hafen.]
Für Naturschützer hingegen spricht Diverses gegen die rund zehn
Autobahnkilometer: Da sind der Pieper und andere schützenswerte Tiere, die
das Gebiet rund um Moorburg als Lebensraum auserkoren haben. Neue
Autobahnen lassen sich zudem schwer mit Klimazielen von Bund und Land in
Einklang bringen. Und schließlich ist bei begrenzten finanziellen Mitteln
die Frage, ob Hamburg und Bund sich den Ostteil der A26 für 2,3 Milliarden
Euro überhaupt leisten sollten.
## Arbeiten fallen durch Zufall auf
Gegen den Bau des Autobahnabschnitts läuft deshalb ab [2][nächsten Mai noch
ein Gerichtsverfahren,] aber die vorbereitenden Arbeiten haben schon
begonnen – unter Auflagen, die auch die Umweltverbände erkämpft haben. Die
Nacht ist tabu, zumindest in einem kleinen Gebiet: Die Bergpieper haben
hier ihren Schlafplatz und brauchen ihre Ruhe; ansonsten ist ihr
Energiebedarf zu hoch, es wird schwer für sie, am Tag zu fressen, was sie
über 24 Stunden verbrauchen.
Die Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses zum Schutz der Vögel sind
klar: Zwischen Oktober und April darf es „keine Bauarbeiten in einem
Umkreis von 200 Metern zum Schlafplatz […] zwischen einer Stunde vor
Sonnenuntergang und einer Stunde nach Sonnenaufgang“ geben.
Dass trotzdem gearbeitet wurde, morgens vor Sonnenaufgang, das ist nicht
durch die Kontrolle einer Behörde, sondern nur durch Zufall aufgefallen: In
Moorburg leben viele, die die geplante neue Autobahn eher kritisch sehen;
aufmerksame Spaziergänger hatten sich mit einer Frage und einem Foto von
Bauarbeiten im künstlichen Licht an den BUND gewandt.
Für Malte Siegert, erster Vorsitzender des Nabu Hamburg, steckt hinter dem
Verstoß eine typische Haltung: „Ich unterstelle den Unternehmen, dass sie
Grenzen austesten“, sagt er. Erfahrungsgemäß, so Siegert, werde wenig
kontrolliert. „Aber wenn es keine Instanz gibt, die die Einhaltung prüft,
dann wird auch nichts eingehalten.“
So werde etwa laut einer Studie des Naturschutzrats Hamburg nur ein Drittel
aller verabredeten Kompensationsmaßnahmen umgesetzt – es fehle, so Siegert,
an Behörden, die darauf pochen.
Die Deges beteuert dagegen, man habe alles getan, um die Auflagen
einzuhalten; für die betroffenen Arbeiten war ein Subunternehmen zuständig.
Schon in der Ausschreibung sei auf die umweltrelevanten Auflagen
hingewiesen worden, man habe mehrfach und auf allen Ebenen „mündlich und
schriftlich klar kommuniziert“. Und: „Sehr intensiv“ sei der Einsatz der
Umweltbaubegleitung bei dieser Maßnahme gewesen, heißt es weiter.
## Bauauflagen für Artenschutz sind komplex
Passiert ist der Verstoß dennoch. Vorsatz unterstellt Gisela Bertram,
stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg, der Deges nicht. „Aber wenn
das ein Fehler war, macht mir das nicht weniger Sorge“, betont sie. Sollte
die Klage im Mai scheitern, [3][sollte die A26 Ost also gebaut werden,]
„dann wird es noch um Potenzen komplexer“.
Schließlich gebe es viele Arten, für die es Auflagen gibt: Der Moorfrosch,
der Kleinspecht, andere Brutvögel, alle haben je spezifische Bedarfe.
„Artenschutz funktioniert nur, wenn man ihn penibel beachtet“, so Bertram.
„Wenn man sich nicht mal an eine simple Uhrzeit halten kann, fehlt mir das
Vertrauen, dass die das gebacken bekommen. Das macht mir wirklich Sorge.“
9 Nov 2024
## LINKS
[1] /A26-Ost-infrage-gestellt/!5908654
[2] /A26-Ost-in-Hamburg/!5987389
[3] /Nationale-Hafenstrategie-beschlossen/!5996536
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
A26
Autobahnbau
Vögel
Schwerpunkt Artenschutz
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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
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