# taz.de -- Grundsatzpapier von Christian Lindner: Eine gefährliche Attacke | |
> Mit seinem Grundsatzpapier greift Finanzminister Lindner BSW- und | |
> AfD-Politik auf. Grüne und SPD sollten sich darauf nicht einlassen. | |
Bild: Jenseits von Gut und FDP-Programm: Das Grundsatzpapier von Finanzminister… | |
Es ist eine Kampfansage, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig | |
lässt. Was Bundesfinanzminister Christian Lindner [1][in seinem Papier | |
„Wirtschaftswende Deutschland“] fordert, ist nicht weniger als das Aus der | |
deutschen Klimapolitik: keine Zuschüsse mehr für die erneuerbaren Energien, | |
Aufgabe des Datums für den Kohleausstieg, Aus für den Klima- und | |
Transformationsfonds, Stopp der Klimaverträge für Unternehmen, Verschiebung | |
des deutschen Klimaziels und viele weitere wichtige Punkte. Der | |
FDP-Vorsitzende macht Front gegen so gut wie alles, was die deutsche | |
Politik gegen die fortschreitende Erderhitzung unternimmt. | |
Stattdessen soll der CO2-Preis alles regeln. Das ist nicht nur viel zu | |
wenig, um das Ansteigen der Temperatur zu begrenzen. Das ist | |
Klimaklassenkampf von oben. Denn damit werden die Lebenshaltungskosten | |
stark steigen. Ohne einen finanziellen Ausgleich wird die Belastung für | |
Menschen mit wenig Einkommen immens. Nein, das ist nicht FDP pur. In ihrem | |
Bundestagswahlprogramm haben die Freidemokrat:innen noch die | |
[2][Rückzahlung der CO2-Kosten an die Bürger:innen] in Form einer | |
„Klimadividende“ vorgesehen, damit „die sozialen Kosten des Klimaschutzes | |
abgemildert werden“. Das fordert Lindner jetzt nicht mehr. Stattdessen will | |
er mit diversen Steuersenkungen die Reichen entlasten. | |
Lindners Vorstoß ist mehr als das Heischen um Aufmerksamkeit. Er bedient | |
die geänderte gesellschaftliche Stimmung. In weiten Teilen Deutschlands | |
gibt es mit der AfD und dem BSW Mehrheiten für eine Anti-Klima-Politik. Das | |
macht seine Attacke so gefährlich. SPD und Grüne können Lindners Offensive | |
nicht einfach abheften. Denn er verbindet seine Forderungen unmittelbar mit | |
den Haushaltsverhandlungen. Das ist der entscheidende Unterschied zu | |
[3][dem Papier, das Wirtschaftsminister Robert Habeck vor Kurzem vorgelegt | |
hat]. Habeck will diskutieren, Lindner fordert faktisch die Neuverhandlung | |
des Koalitionsvertrags. Der Finanzminister will die gesamte | |
Geschäftsgrundlage der Ampel ändern. Denn er greift nicht nur deren | |
bisherige Klimapolitik an. Wichtige fest verabredete Vorhaben wie das | |
Tariftreuegesetz sollen nicht mehr kommen. Beim Bürgergeld, Geflüchteten | |
und der Rente soll gekürzt werden. | |
In ersten Reaktionen haben Grüne und SPD versucht, den Fehdehandschuh | |
einfach nicht aufzunehmen. Sie sollten stattdessen den Spieß umdrehen und | |
darauf bestehen, dass die vereinbarten Ziele aus dem Koalitionsvertrag | |
zügig umgesetzt werden. Will die FDP das nicht, hat die Ampel tatsächlich | |
keine politische Grundlage mehr. Und sollte ihr Scheitern eingestehen. | |
3 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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