# taz.de -- Mein Vormieter Max Anschel (4): Der Riss in der Tür | |
> Ein Mordversuch, ein Einbruch, eine zertrümmerte Tür: Auf den Spuren | |
> meiner Vormieterin Anna Anschel, deren Mann Max 1944 im KZ umgebracht | |
> wurde. | |
Bild: Der Kachelofen steht noch: Die Wohnung des Autors in der Elisabethkirchst… | |
Das Diözesanarchiv am Mariannenplatz | |
Gotthard Klein ist ein freundlicher Mann. Der Leiter des Diözesanarchivs | |
emfängt mich mit kurzärmeligem Hemd in seinem sommerlichen Büro. Es liegt | |
etwas versteckt in einem Gebäude unweit des Mariannenplatzes in Kreuzberg, | |
nur wenige Meter vom einstigen Grenzstreifen, auf dem die Mauer Berlin bis | |
1989 geteilt hat. | |
Eine Wand seines Büros ist komplett mit einem deckenhohen Bücherregal | |
gefüllt. Das würden seine Kinder und Enkel wohl nicht mehr nutzen, gibt | |
Klein nach einem langem Gespräch über die wachsende Digitalisierung von | |
historischen Akten zu, die ich sehr befürworte. | |
Denn ohne den leichten Zugang zu solchen Informationen würde es diese | |
Geschichte hier gar nicht geben. Ohne Digitalisierung wäre ich niemals auf | |
meinen Vormieter Max Anschel gestoßen – und die Geschichte seiner Famiiie, | |
die mich mittlerweile seit Monaten beschäftigt. | |
Und die leichte Auffindbarkeit von Originaldokumenten, so mein Argument, | |
würde zum Beispiel auch Schüler:innen den Zugang zur Geschichte | |
erleichtern, die mit der Recherche auf dem Smartphone groß werden. Klein | |
ist nicht ganz so angetan. Denn um die Dokumente zu verstehen, brauche es | |
vielfach immer noch Einordnung. Und die könnten nur Archivare wie er | |
liefern. Mir hilft er mit seiner Einordnung jedenfalls weiter. | |
Im Diözesanarchiv werden Dokumente aus kirchlichen Institutionen aufbewahrt | |
– auch die des katholischen Hilfswerks, das allein eine Geschichte wert | |
ist. Und die Akten zu Anna und Ruth Anschel, auf die ich über die Fußnote | |
in einer Doktorarbeit gestoßen bin. | |
Margarete Sommer und das katholische Hilfswerk | |
Das „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, so sein offizieller | |
Titel, war im Sommer 1938 gegründet worden, um den so genannten | |
„katholischen Juden“ oder „katholischen Nichtariern“ zu helfen – also | |
Menschen, die entweder selbst oder deren Eltern vom jüdischen zum | |
katholischen Glauben konvertiert waren, die nun von den Nationalsozialisten | |
aber als „nichtarisch“ eingestuft, diskriminiert und verfolgt wurden. | |
Seinen ersten Sitz hatte das Hilfswerk im damaligen Wohlfahrtshaus an der | |
Oranienburger Str. 13/14, direkt gegenüber dem Monbijoupark. Weil der | |
NS-nahe Hauseigentümer bald schon keine Sprechstunden des Hilfswerkes | |
duldete, zog es bereits im April 1939 an die Schönhauser Allee 182 auf das | |
Grundstück der dortigen Herz-Jesu-Gemeinde. Die wesentlichen Informationen | |
zum Hilfswerk finde ich in der Broschüre mit dem Titel „unter Einsatz des | |
Lebens“, in dem 1988 die ungewöhnliche Arbeit der kirchlichen Institution | |
geschildert wurde. | |
Klein erzählt, dass es in den 1930er Jahren ingesamt drei solcher | |
Hilfsorganisationen für von den Nazis verfolgte Juden gab. Eine von der | |
evangelischen Kirche, die sich vor allem um „protestantische Juden“ sorgte. | |
Eine von US-amerikanischen Quäkern. Und eben das katholische Hilfswerk. | |
Dessen prägende Figur war Margarete Sommer, die das Hilfswerk ab 1941 | |
leitete. | |
Die promovierte Volkswirtin war zunächst Dozentin an der Sozialen | |
Frauenschule der Alice Salomon in der Stadt – und schon dort geriet sie | |
1934 mit den NS-Machthabern in Konflikt, weil sie sich weigerte, im | |
Unterricht Nazigesetze zu loben, die Zwangssterilisierungen behinderter | |
Menschen vorsahen. Deshalb wurde ihr gekündigt, [1][schrieb Phillip Gessler | |
2003 in einem kurzen Portrait über Margarete Sommer], als sie von der | |
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem [2][posthum als „Gerechte | |
unter den Völkern“] geehrt wurde. | |
Anfangs bemühte sie sich vor allem, Menschen bei der Ausreise, also bei der | |
Flucht aus Deutschland zu unterstützen – allerdings häufig vergeblich. So | |
berichtet Sommer 1946 von ihren letztlich vergeblichen Bemühungen, Visa für | |
3.000 Menschen zur Einreise in Brasilien zu bekommen. Das Anliegen sei von | |
Monat zu Monat verzögert worden, bis es schließlich durch das im Herbst | |
1941 von der deutschen Regierung erlassene Auswanderungsverbot endgültig | |
scheiterte. Tatsächlich gebe es Anhaltspunkte, dass die „Brasilaktion“ „… | |
der ablehnenden Haltung brasilianischer Diplomaten in Berlin und Hamburg“ | |
gescheitert sei, wird Sommer in der Broschüre zitiert. | |
Die Familie Brasch und die Kinderverschickung 1939 | |
Erfolgreicher war das Hilfswerk mit der Organisation sogenannter | |
Kinderverschickungen. Im Februar 1939 startet ein Transport mit etwa 150 | |
jüdischen Kindern nach England. Unter ihnen war der damals 16-jährige Horst | |
Brasch, der in Bournemouth Unterkunft fand. Nach dem Krieg wurde Brasch in | |
der DDR Mitglied im Zentralkomitee der SED und stellvertretender | |
Kulturminister. Sein Sohn Thomas Brasch wurde Schriftsteller und | |
Filmemacher und 1976 nach seiner Ausreise aus der DDR in den Westen die | |
literarische Stimme der aufbegehrenden Nachkriegskinder ostdeutscher | |
Herkunft. | |
Seine Tochter Marion Brasch wurde bekannt als Radiomoderatorin. [3][In | |
ihrem Roman „Ab jetzt ist Ruhe“] hat sie von der Geschichte ihrer Familie | |
erzählt. | |
Die liebenswerte, tapfere und sehr lebhafte Frau | |
Von der Geschichte der Familie Anschel erzählen die Akten, die ich oben im | |
Lesesaal des Archivs auf großen modernen Bildschirmen einsehen kann. | |
Ein Jahr nach Kriegsende, 1946, hat Anna Anschel sich an das katholische | |
Hilfswerk gewandt. Jedenfalls stammen die ersten Unterlagen des | |
Diözesanarchivs zur Familie aus dem Jahr. | |
Am 29. März 1946 schreibt eine Elisabeth Küstermeier einen Brief an die | |
Leiterin des Hilfswerks, Frau Dr. Sommer. Es gehe um den „Fall der Frau | |
Anschel“, den sie „sehr gern der seelsorgerischen Betreuung des Hilfswerks | |
überweisen möchte“, schreibt Küstermeier. Anschel sei die Witwe „eines in | |
Auschwitz verschollenen mosaischen Nichtariers“. Sie sei wie ihre | |
15-jährige Tochter katholisch getauft, habe aber zu ihrer Gemeinde „keine | |
oder höchstens nur eine ganz lose Verbindung“. | |
Dann beschreibt sie Anna Anschel als „liebenswerte, tapfere und sehr | |
lebhafte Frau“, die nur ganz schwer über den Verlust des Mannes hinweg | |
finde und „auch kaum Hilfe an der mit einem viel stilleren Naturell | |
begabten Tochter“ finde. | |
Es sind diese Sätze, die mir Anna und Ruth Anschel erstmals als Menschen | |
nahebringen, weit über all die Geburts- und Sterbedaten hinaus, die ich | |
zuvor gefunden habe. | |
„In religiöser Hinsicht scheint sie mir Brachland zu sein“, schreibt | |
Küstermeier weiter und bittet die „liebe Frau Doktor“, Frau Anschel „b a… | |
d“ zu einer persönlichen Unterhaltung zu bitten, damit „gerade in diesem | |
Fall dem Samen Gottes ein gutes Erdreich bereitet werden könnte“. | |
Zwei Wochen später lädt Dr. Sommer per Brief die „Sehr geehrte Frau | |
Anschel“ zum Gespräch „über die Zukunftsaussichten Ihrer Tochter“. Die | |
religiösen Bemühungen des Hilfswerks tragen schon bald Früchte. In einem | |
weiteren Brief an Anna Anschel vom 24. Februar 1947 freut sich Sommer über | |
die Mitteilung, „dass Ihre Ruth am 2. 2. 47 zur Ersten Heiligen Kommunion | |
gegangen ist und dass die Mutter sie bei diesem Gang begleitet hat.“ Sie | |
hoffe, „dass die nun mit dem Heiland eingegangene enge Verbindung sich nie | |
wieder löst.“ | |
Als Anna Anschel im September 1947 „nach Liebenthal zur Erholung“ fährt, | |
sorgen sich die Mitarbeiterinnen des Hilfswerk um die Tochter Ruth. „Sie | |
mag nicht anderswo essen gehen. Die Mutter hat gut vorgesorgt und die | |
Tochter kocht gern für sich“, heißt es in einer letzten, handschriftlichen | |
Notiz, die niedergeschrieben wurde, nachdem Ruth Anschel das Hilfswerk | |
besucht hatte. | |
Ob sich Anna Anschel ursprünglich wegen religiösen Beistands an das | |
Hilfswerk gewendet hat, bleibt offen. Umso klarer wird ihr eigentliches | |
Ziel in den Nachkriegsjahren: Sie will weg aus der Elisabethkirchstraße. Am | |
liebsten ganz weit bis nach Amerika. Dafür hat sie allen Grund. | |
Repressionen, Boykott, Zwangsarbeit und Deportation | |
Denn der Korrespondenz des Hilfswerks ist auch ein Fragebogen des | |
Magistrats der Stadt Berlin beigefügt, den Anna Anschel für eine | |
„Statistische Erhebung vom 1. Februar 1946“ ausgefüllt hat. | |
Darin gibt sie nicht nur an, dass ihr Mann Max „Sternträger“ war und dass | |
neben den mir bereits bekannten Verwandten auch noch seine Kusinen Julchen, | |
Johanna, Nanny und Sally Meyer sowie Kobes Wolf „im Zusammenhang mit den | |
Maßnahmen des Naziregimes umgekommen“ sind, wie es im Formularvordruck | |
heißt. | |
Anna Anschel beschreibt dort auch, welche Repressalien sie und ihr Mann | |
schon seit Beginn des Nazi-Regimes erleiden mussten. | |
„1933 drang S.A.. Sturm Stettiner Bahnhof in unsere Wohn- und | |
Geschäftsräume“, heißt es in dem ausgefüllten Formular. Der Stettiner | |
Bahnhof lag rund 700 Meter westlich vom Wohnhaus der Anschels. Er war ein | |
Sackbahnhof für Züge Richtung Ostseeküste und wurde im Krieg zerstört. | |
Heute findet man auf dem Gelände nur noch die unterirdische S-Bahn-Station | |
Nordbahnhof. | |
„1938 Geschäftsboykott, aus den dabei befindlichen Privaträumen wurde auch | |
noch geplündert“, berichtet Anna Anschel weiter. Ihren Mann habe sie „durch | |
Herausgabe von Schmuck freibekommen“. Sie benötige nun dringend „Geschirr | |
und Bestecke, da unser sämtlichen Bestecke gestohlen wurden (99 Teile | |
Silber)“. Auch ihrem Kinde sei sämtliche Kleidung gestohlen worden. | |
In einer beigelegten ausführlichen Erklärung schildert Anna Anschel die | |
Situation im Jahr 1933, als sie und ihr Mann ihren Schokoladenhandel noch | |
in der Bergstraße 17 hatten: | |
„Bei uns kaufte ein Händler Willy Herz. Als er in unseren Geschäftsräumen | |
war, erklärte er meinem Mann, dass die Bäume in Deutschland nicht | |
ausreichen würden, an denen die Juden aufgehängt werden.“ Weil er mit einem | |
Messer ein Hakenkreuz in die Platte des Abfertigungstisches geritzt habe, | |
habe sie in ihrem Zorn dem Mann eine Backpfeife gegeben. Die Folge sei | |
gewesen, „dass bei dem einige Tage später stattfindenden Judenboykott der | |
S.A. Sturm, zu dem wohl dieser Herz gehörte, abends vor unseren Wohn- und | |
Geschäftsräumen Aufstellung nahm“. Einige seien auch eingedrungen und | |
hätten „rund 1.500 Mark Bargeld aus der Kasse, sowie Schmuck, darunter | |
Brilliantohrringe – Erbstück von der Mutter meines Mannes – und eine | |
goldene Uhr genommen.“ | |
Bis 1938 hätten sie das Geschäft „unter größten Schwierigkeiten weiter | |
geführt“. Dann sei durch den großen Judenboykott „unsere Existenz erledig… | |
worden. Erneut seien ihnen dabei Schmuck, Bilder, ein Nerzpelz, eine | |
Mercedes-Schreibmaschine und vieles mehr entwendet worden. „Der | |
Warenverlust beträgt ca. 12.000 M.“ | |
In beigefügten Abschriften bestätigen ehemalige Geschäftspartner das Aus | |
des Schokoladenhandelns in Folge der Pogromnacht. „Bei dem grossen Boykott, | |
den die Nazi gegen die Juden angezettelt haben und alles in Trümmern | |
schlugen, ist auch das Engrosgeschäft von Anschel erledigt worden. Das kann | |
ich eidesstattliche versichern“, steht auf einem von Marietta Glasser und | |
Gertrud Bergmann unterzeichneten Schreiben, die laut Stempel Vetreter der | |
Zuckerwaren-Industrie in der Elisabethkirchstr. 9 waren. | |
„Mir sind alle Vorgänge bekannt und noch in unangenehmer Erinnerung“, | |
schreibt Paul Kalz, Zigarrenhändler aus der Invalidenstraße 2, und stellt | |
sich zur mündlichen Aussprache gern zur Verfügung. | |
Und eine Dora Jasse aus der Fehrbelliner Straße 4 bestätigt, dass sie | |
Händlerin bei der Firma Anschel gewesen sei. Sie wisse, dass nach dem | |
„Judenbokott“ „Frau Anschel selbst als Händlerin ging, um sich ihren | |
Lebensunterhalt für Mann und Kind zu verdienen.“ Das sei aber nur eine | |
kurze Zeit möglich gewesen, „da ihr kein Engroshändler mehr Ware gab.“ | |
Zwangsarbeit in Weißensee | |
Von 1938 an sei ihr Mann bis 1941 „als Jude“ arbeitslos gewesen, schreibt | |
Anna Anschel weiter. Erst als „das Arbeitsamt Fontanepromenade für Juden“ | |
eröffnet wurde, sei er als Arbeiter bei der Firma Scherb & Schwer in | |
Weißensee „bei niedrigem Lohn“ eingesetzt worden. | |
Die Firma, [4][heißt es bei einem Eintrag bei museum-digtital], sei von | |
David Jaroslaw ursprünglich im 19. Jahrhundert in Breslau gegründet worden | |
und 1906 nach Berlin-Weißensee umgezogen. Schon 1933 sei der jüdische | |
Betrieb Jaroslaw in die Firma „Scherb & Schwer, vormals Jaroslaw“, später | |
in „Scherb & Schwer Kommanditgesellschaft“ umgewandelt worden. „Der | |
Schwiegersohn von Jaroslawl, Dr. Schröder, musste seinen Anteil an Scherb & | |
Schwer verkaufen. Wenig später musste er eine hohe Summe zahlen, um mit | |
seiner Familie und dem gesamten Mobiliar über Italien in die USA emigrieren | |
zu können.“ | |
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sei der Betrieb auf Rüstungsproduktion | |
umgestellt worden, heißt es weiter. „Ca. 1500 Arbeiter, darunter | |
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, waren bis Ende des Krieges dort | |
beschäftigt.“ Auch [5][auf der digitalen Karte der Webseite | |
ns-zwangsarbeit.de] ist die Firma „Elektro Glimmer und Preßwerke Scherb & | |
Schwer KG“ zu finden. Dort habe es einen „geschlossenen Arbeitseinsatz | |
deutscher Juden“ gegeben, zudem seien Kriegsgefangene aus der Sowjetunion, | |
Polen und Italien eingesetzt worden. | |
Einer der Zwangsarbeiter war Max Anschel – bis Anfang 1943. Dann „erfolgte | |
von dieser Firma aus die Massenverhaftung der Juden“, schreibt Anna | |
Anschel. „Er sass 8 Tage lang von der Gestapo aus in der Rosenstraße.“ | |
Die Fabrik-Aktion und die Rosenstraße | |
Damals gab es ein wohl recht einmaliges Ereignis im Nazi-Deutschland. Am | |
letzten Samstag im Februar 1943 waren zunächst alle noch in Berliner | |
Fabriken arbeitenden Juden festgenommen worden. Mit der so genannten | |
„Fabrik-Aktion“ verfolgte der Propagandaminister und Gauleiter der | |
Hauptstadt Joseph Goebbels das Ziel, Berlin „judenfrei“ zu machen. „Die SS | |
trieb alle Juden, die in Fabriken Zwangsarbeit leisteten, zusammen und | |
verschleppte sie in die Sammellager in der Levetzowstraße und in der Großen | |
Hamburger Straße. Dort wurden die Häftlinge sortiert. Die ‚Mischlinge‘, so | |
bezeichnet, weil sie mit arischen Partnern verheiratet waren oder arische | |
Elternteile hatten, transportierte man in die Rosenstraße 2-4“, [6][schrieb | |
Anja Seeliger 1992 zum 50. Jahrestag in der taz]. | |
Doch in der Rosenstraße, einer kleinen Seitenstraße zwischen dem | |
Alexanderplatz und dem Hackeschen Markt, versammelten sich viele Ehefrauen | |
der Inhaftierten. Sie versuchten, sie mit Nahrung zu versorgen – und | |
demonstrierten für die Freilassung der Männer, tagelang. Sie ließen sich | |
offenbar auch nicht durch von der Gestapo aufgestellte Maschinengewehre | |
beeindrucken. | |
Rund 7.000 der bei der „Fabrik-Aktion“ Verhafteten wurden in den kommenden | |
Tagen nach Auschwitz deportiert, nur die etwa 2.000 Juden aus „Mischehen“ | |
wurden nach und nach entlassen. Wegen des Protests ihrer Angehörigen?, | |
fragte Susanne Memarnia 2018 in der taz. Und antwortete sich selbst: | |
Vermutlich nicht, sagen heute die meisten Historiker. Wahrscheinlicher ist, | |
dass sie ohnehin nicht deportiert werden sollten, um die „arische“ | |
Verwandtschaft zu schonen. | |
Im Vorwort zum Buch „Gedenkort Rosenstraße 2–4“ schrieb Andreas Nachama, | |
geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors: „Der | |
Frauenprotest war singulär und ist deshalb von größter Bedeutung. Selbst | |
wenn der Protest gescheitert wäre und die Verhafteten deportiert worden | |
wären, gibt es in der zwölfjährigen NS-Geschichte kein vergleichbares | |
Ereignis zivilen Protests einer größeren Gruppe in der Öffentlichkeit über | |
mehrere Tage.“ | |
In der Rosenstraße stand damals das Gebäude der Sozial-Verwaltung der | |
Jüdischen Gemeinde. Dahinter stand in der Heidereutergasse die älteste | |
Synagoge der Stadt, erfährt man auf eine Gedenktafel vor Ort. Sie wurde | |
1714 eingeweiht, 1942 war dort letztmalig ein Gottesdienst abgehalten | |
worden. Von den damaligen Gebäuden ist heute nichts mehr zu sehen. Sie | |
wurden im Krieg zerstört. | |
Zwischen den zu DDR-Zeiten errichtenten Plattenbauten, die heute das | |
Gelände umgeben, findet man eine mehrteilige Plastik der Bildhauerin | |
Ingeborg Hunzinger. Sie zeigt in der Mitte die gefangenen Männer, drumherum | |
die protestierenden Frauen. „Die Ehefrauen und Mütter gingen mit ihrem | |
Protest ein hohes Risiko ein“, heißt es auf einem Erklärschild neben dem | |
Denkmal. Denn seit 1941 habe bei „öffentlich gezeigten freundschaftlichen | |
Beziehungen zu Juden“ bis zu drei Monate „Schutzhaft“ gedroht. | |
Eine beeindruckende Geschichte, die im Jahr 2003 [7][auch fürs Kino | |
verfilmt wurde]. | |
Und Teil dieser gut ausgehenden Geschichte waren also Max Anschel und seine | |
Frau Anna. | |
Doch das Leid der Familie war damit keineswegs vorbei. | |
„Nach der Inhaftierung wurde er wieder durch das Arbeitsamt | |
Fontanepromenade bei der Firma Paul Kretschmar, Lichtenberg, Frankfurter | |
Allee 124a, als Bauarbeiter für wenig Geld eingesetzt“, schreibt Anna | |
Anschel in ihrem Bericht für das katholische Hilfswerk über ihren Mann, | |
„bis es dann zu der weiteren Verhaftung kam. Sein Leidensweg ging bis nach | |
Auschwitz, von wo er nicht zurückgekehrt ist“. | |
Wann und warum es zur erneuten Verhaftung kam, erklärt sie an dieser Stelle | |
nicht. Dazu muss ich noch andere Unterlagen finden. | |
Läuse, Typhus und der bestochene Wachmann | |
1944 war Max Anschel zunächst im Reichsarbeitserziehungslager Wartenberg, | |
schreibt Anna Anschel weiter. Sie habe „wie die anderen Frauen und Mütter“ | |
sämtliche Lebensmittelmarken „bei dem Kaufmann Freud“ in der Brunnenstraße | |
gegen Reisemarken eingetauscht, um ihren Mann dort zu versorgen. | |
Doch habe er dort „durch die entsetzlichen Läuse“ Flecktyphus bekommen und | |
sei in ein Krankenhaus in Böhmisch Leipa verlegt worden. Sie sei sofort in | |
die heute in Tschechien liegende Stadt gefahren, habe ihren Mann aber erst | |
nach langem Bitten kurz am Fenster sehen dürfen. Vier Wochen später fuhr | |
sie erneut nach Böhmisch Leipa und blieb diesmal drei Wochen. „Ich besuchte | |
ihn täglich heimlich. Alles freute sich, wenn ich kam. Es waren in dieser | |
Baracke wenig Juden, viel Russen und Polen, die mich alle deckten.“ | |
Wieder genesen, kam Max Anschel ins Polizeigefängnis. Um ihm auch dort zu | |
helfen, „machte ich mich dort mit den wachhabenden Polizeibeamten bekannt“, | |
schreibt Anna Anschel weiter. Schließlich habe sie den Beamten Paul Engel | |
gefunden, den sie „durch Geschenke, wie überteuerten Alkohol, Zigaretten | |
und Geld bestach.“ So habe sie ihrem Mann laufend Lebensmittel, Briefe und | |
Rauchwaren überreichen können und der Beamte habe ihr „manchen lieben Gruß… | |
ihres Mannes übermittelt. | |
„Dann kam Auschwitz“, heißt es am Ende des Berichts von Anna Anschel. Ab da | |
habe sie nur noch Pakete schicken können. „Ende Oktober wurde mein Mann das | |
letzte Mal in Auschwitz gesehen. Wöchentlich erhielt er 3 | |
Lebensmittelpakete von mir. Nichts wurde zurückgeschickt.“ Noch bis Januar | |
1945 habe sie Pakete geschickt, „vor Weihnachten noch 2 Wertpakete mit | |
warmen Sachen“. | |
Dass Max Anschel da schon längst ins Konzentrationslager Stutthof | |
deportiert worden war, wo er am 22. 11. 1944 ums Leben kam, weiß seine Frau | |
Anna im Sommer 1945 noch nicht, als sie diesen Bericht verfasst. Noch in | |
dem am 1. Februar 1946 ausgefüllten Fragebogen gibt sie das „KZ Auschwitz“ | |
als Todesort an. Versehen mit einem Fragezeichen. | |
Die Morddrohung und die geplünderte Wohnung | |
Und dann ist da noch der kurze Hinweis auf eine massive Bedrohung, der mich | |
überhaupt erst zu den Akten des Diözesanarchivs geführt hat. „Kurz vor dem | |
Einmarsch der Roten Armee im Mai 1945“, schreibt Anna Anschel, „wurde ich | |
von 4 Leuten gewarnt, dass ich als ‚Judenaas‘ erledigt werden soll und zwar | |
durch P.G. Klatt, der meinen Mann durch seine Intrigen ins K.Z. beförderte. | |
Das schlechte Gewissen dieses Mannes hatte nun auch noch die Absicht, sich | |
von seiner Anklägerin zu befreien.“ | |
Wer dieser P.G. Klatt war, bleibt unklar. Auch warum er gegen Max Anschel | |
und seine Familie vorging, ist vorerst ein Rätsel. Ich hoffe auf die Akten | |
im Landesarchiv, deren Einsicht ich schon beantragt habe. | |
Anna Anschel gibt an, dass sie sich nach dem Hinweis mit ihrer Tochter bei | |
guten Bekannten verborgen habe. Währenddessen sei ihre Wohnung aufgebrochen | |
worden. „Über Nacht nun hat man die Türfüllung zertrümmert, um dadurch in | |
die Wohnung zu gelangen. Ich traf geplünderte Schränke und Kästen an. | |
Wäsche, Kleidungsstücke etc. waren entwendet. Das Kind und ich haben heute | |
kaum etwas zum Anziehen, Bettwäsche und Handtücher fehlen.“ Und dann fügt | |
sie noch hinzu: „Besonders jammert mein Mädel um den Verlust ihrer Geige | |
und der Noten.“ | |
Der Riss in der Tür | |
Kaum bin ich aus dem Diözesanarchiv zurück, nehme ich alle Wohnungstüren | |
unter die Lupe. Das Haus ist eins der letzten unsanierten im Viertel. Die | |
Anstriche im Treppenhaus sehen so aus, als könnten sie noch aus | |
Vorkriegszeiten stammen. Eine zertrummerte Türfüllung könnte also Spuren | |
hinterlassen haben. | |
Ein Gedanke drängt sich auf: Es könnte meine Wohnungstür sein. | |
Aber auf den ersten Blick ist nichts zu sehen. Erst bei einem zweiten Blick | |
sehe ich leichte Risse bei einer Tür. Aber nicht an meiner, es ist die von | |
meinem Nachbarn Wolfgang, der hier seit 50 Jahren wohnt. Ich drehe an | |
seiner Klingel, um zu fragen, ob er was weiß, ob man von innen vielleicht | |
noch mehr sieht. | |
Aber Wolfgang weiß etwas anderes zu berichten. Der leichte Riss stamme | |
garantiert nicht aus den letzten Kriegstagen, sondern irgendwann aus den | |
70ern. Da habe er mal den Schlüssel vergessen und dann … | |
Später schaue ich mir die Akten des Diözesanarchivs nochmal genauer an. | |
Darin gibt Anna Anschel an, in einer 4-Zimmer-Wohnung zu wohnen. Für 78 | |
Mark Miete. Wolfgang aber hat nur drei Zimmer, wie alle Wohnungen auf | |
seiner Seite des Hauses. Nur die Wohnungen auf unserer Seite haben vier. | |
Haben die Anschels genau dort gelebt, wo ich jetzt sitze und schreibe? Die | |
Wahrscheinlichkeit hat sich nun schlagartig verdoppelt. Eine Antwort werde | |
ich aber erst Monate später bekommen. | |
Auch weil ich immer wieder mal eine Pause brauche von den Anschels. | |
Manchmal lasse ich die Akten über Monate ruhen, irgendwo gespeichert im | |
Computer. Um Abstand zu bekommen, bevor ich wieder Energie genug habe, um | |
mich wieder dran zu setzen. Weiter, vor allem aber genauer zu lesen, auf | |
Details zu achten. | |
Der Traum von Amerika | |
Im Frühjahr 1946 hatte auch Anna Anschel genug. Sie wollte nur noch eins: | |
weg von hier. Bei Punkt „Ausreise“ schreibt sie in den Fragebogen: | |
„Herzlich gern, besonders meine 15 jährige Tochter, welche schon fleissig | |
englisch lernt. Sie bleibt nicht in Deutschland, wo man sie beschimpft, mit | |
Steinen beworfen u. in den Schmutz gestossen hat. Sogar von Frauen wurde | |
sie vor den Geschäften beim Einkauf beschimpft. Auch vor unserer | |
Wohnungstür hielt man Judenhetze: ‚Wir sollen nach Palästina usw.‘“ | |
Als Angehörigen im Zielland benennt sie Walter Hasendahl, einen in Los | |
Angeles lebenden Vetter. Hasendahl war der Mädchenname von Max Anschels | |
Mutter. | |
Warum aus dem Traum von Amerika nichts wurde, geht aus den Akten nicht | |
hervor. Vielleicht lag es am Fehlen von Auswanderungspapieren, das im | |
Fragebogen vermerkt ist. Vielleicht lag es am Geld. | |
Aus den Ostberliner Adressbüchern geht hervor, dass Anna und Ruth Anschel | |
noch bis Mitte der 60er Jahre an der Elisabethkirchstraße gewohnt haben. | |
Besonders gut scheint es ihr nicht ergangen zu sein. Aus den Notizen des | |
katholischen Hilfswerks geht hervor, dass Anna Anschel „nervenkrank“ war, | |
„verursacht durch fortgesetzte Aufregungen und Leiden, durch die Verhaftung | |
meines Mannes und der nicht erfolgten Wiederkehr“. | |
Es gibt nur wenige weitere Unterlagen aus dem Bestand des katholischen | |
Hilfswerks. In einer Notiz aus dem September 1947 wird vermerkt, dass Frau | |
Anschel angerufen und mitgeteilt habe, dass sie nach Liebenthal zur | |
Erholung fahre. Frau Dr. Sommer habe versprochen, sich derweil um die | |
damals 16-jährige Tochter Ruth zu kümmern. | |
Die kommt auf Einladung zu den Katholikinnen, aber möchte dort offenbar | |
keine Hilfe annehmen. „Sie mag nicht anderswo essen gehen“, heißt es in | |
einer handschriftlichen Notiz, mit der die Akten enden. Die Mutter habe gut | |
vorgesorgt und sie koche sehr gern für sich. | |
Der Brief von Trudel | |
Zuvor aber findet sich noch die Abschrift eines Briefes an die „Liebe Anne | |
und Ruth!“ vom 15. Oktober 1945. Unterzeichnet ist er nur mit „Deine | |
Trudel“: | |
„Liebe Anna, wir leben alle noch haben alles überstanden. Am 1. April sind | |
die Amerikaner bei uns einmarschiert, mittag um 1 Uhr. Es war eine Zeit, | |
die man nie wieder vergessen kann. Karl und Lieschen ihr Mann sind zu | |
Hause.“ | |
Dann berichtet sie über die neue Lage vor Ort. „Hier bei uns ist die | |
Grenze: Wir sind amerikanisch. Meine Eltern russisch. Schwierig ist es | |
überhin zu kommen.“ Der Brief stammt aus Archfeld, einer kleinen Gemeinde | |
in Hessen, keine zwei Kilometer von der Landesgrenze nach Thüringen, der | |
Grenze, an der dann bis 1989 infolge des Krieges die Grenzanlagen der DDR | |
standen. | |
„Wir waren auch 4 Tage nicht in unserem Haus, da waren die Amerikaner | |
drin“, schreibt Trudel weiter. „Ein Korb von dir haben sie aufgemacht. Es | |
lag alles darum. Der grosse Korb ist zugeblieben.“ | |
Offenbar waren Trudel und Anna Freundinnen oder Verwandte, jedenfalls | |
standen sie sich so nah, dass Anna Anschel Sachen in Archfeld untergestellt | |
hatte. | |
„Mein lieber Mann, der ist noch nicht da. (…) Wo mag er wohl sein? Durch | |
einen Kameraden habe ich erfahren, dass sie zuletzt bei Frankfurt/Oder | |
gekämpft hat, also beim Russen“, schreibt Trudel. Es könnte sich um [8][die | |
große Schlacht bei den Seelower Höhen] handeln, bei der Mitte April 1945 | |
innerhalb weniger Tage insgesamt rund 100.000 Soldaten ums Leben gekommen | |
sind. „Ob wohl Ernst in Frankfurt/Oder im Lager ist? Wenn ich das nur mal | |
wüsste.“ | |
Und dann fragt Trudel auch nach Max. „Ist dein Mann da? Der müsste aber | |
schon längst da sein. Ja ja“. | |
Max Anschel war da schon fast ein Jahr lang tot. | |
Wie hat diese Erfahrung das Leben seiner Tochter geprägt? | |
.......... | |
Die Geschichte von Max Anschel und seiner Familie hat taz-Redakteur Gereon | |
Asmuth in einer sechsteiligen Serie aufgeschrieben. Alle Texte finden Sie | |
unter [9][taz.de/maxanschel]. | |
Teil 1: [10][Mein Vormieter Max Anschel, ermordet im KZ Stutthof 1944] | |
Teil 2: [11][Vier Tage und ein halbes Brot – Das KZ Stutthof, in dem Max | |
Anschel starb, galt unter Häftlingen als schlimmstes Lager.] | |
Teil 3: [12][Die gnadenlose Kirche gegenüber – Die jüdisch-katholische | |
Famlie Anschel lebte direkt gegenüber einer NS-dominierten Kirche.] | |
Teil 5: [13][„Mutti, ich habe eine sehr, sehr grosse Bitte an Dich!“ – Die | |
Geschichte der Tochter Ruth Anschel] | |
Teil 6: [14][Der Verrat im Luftschutzkeller und das Leben im Nazinest nach | |
dem Krieg] | |
15 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /!734040/ | |
[2] https://collections.yadvashem.org/en/righteous/4404750 | |
[3] /Debuetroman-von-Marion-Brasch/!5100312 | |
[4] https://berlin.museum-digital.de/documents/11101823975.pdf | |
[5] https://www.ns-zwangsarbeit.de/recherche/lagerdatenbank/ | |
[6] /!1679856/ | |
[7] /!708806/ | |
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_die_Seelower_H%C3%B6hen | |
[9] /maxanschel | |
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## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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