| # taz.de -- Neonazi-Aufmarsch in Marzahn: Wieder mal Arbeit für die Antifa | |
| > In Marzahn versammelten sich 1.500 Antifaschist*innen zu einer Demo. | |
| > Neonazis hatten zuvor zu einem Aufmarsch aufgerufen. | |
| Bild: Neonazis marschieren mit Deutschland- und Reichsflaggen, in 90er-Jahre-Sk… | |
| Berlin taz | Es gibt sie noch, Berlins starke antifaschistische Szene. Das | |
| hat sie am Samstagnachmittag in Marzahn-Hellersdorf bewiesen. Rund 1.500 | |
| Antifaschist*innen kamen in den Bezirk, um unter dem Motto | |
| „Patriarchat sterben lassen – antifaschistisch kämpfen“ gegen Gewalt geg… | |
| Frauen und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Aufgerufen hatten | |
| antifaschistische und queerfeministische Gruppen. | |
| Die hohe Teilnehmer*innenzahl war ein klares Zeichen der | |
| Mobilisierung, besonders wegen eines angekündigten Aufmarschs von Neonazis. | |
| Deren Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ sowie die neu gegründeten jugendlichen | |
| Neonazi-Gruppen „Jung und Stark“ und „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) hatt… | |
| unter dem Motto „Gegen Linkspropaganda und Lügen der Antifa“ zu einer | |
| Gegendemo aufgerufen. Bei der Antifa-Auftaktkundgebung am S-Bahnhof | |
| Raoul-Wallenberg-Straße trennten nur einige hundert Meter die beiden | |
| Gruppen voneinander. | |
| „Wir stellen uns gegen Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und Faschisten, | |
| die sich hier immer mehr Räume nehmen!“, rief eine Aktivistin zu Beginn der | |
| Antifa-Demo. In Redebeiträgen wurden die steigenden Angriffe auf queere | |
| Menschen thematisiert sowie Femizide und die Forderung nach der | |
| Legalisierung von Abtreibungen. Schilder der „Omas gegen Rechts“, | |
| Transgender-Flaggen, Banner der „Letzten Generation“ und Plakate für ein | |
| AfD-Verbot prägten das Bild. Gegen 17 Uhr setzte sich der Demozug in | |
| Bewegung und zog die Raoul-Wallenberg-Straße hinunter durch die | |
| Plattenbausiedlungen. | |
| Abgeschirmt von der Polizei, marschierten dahinter Neonazis mit | |
| Deutschland- und Reichskriegsflaggen, in [1][90er-Jahre-Skinhead-Optik mit | |
| Springerstiefeln, Glatzen und Lonsdale-Shirts]. Einige trugen T-Shirts vom | |
| Dritten Weg. Statt der angemeldeten 400 Personen, waren es nur rund 100, | |
| die hinter einem „Stoppt den linken Terror!“-Banner durch Marzahn zogen und | |
| Parolen skandierten wie „Ost, Ost, Ostdeutschland!“ oder „Bambule, Randal… | |
| Rechtsradikale!“. Immer wieder zeigten die auffällig jungen | |
| Teilnehmer*innen das als Hasssymbol eingestufte sogenannte „White | |
| Power“-Zeichen, bei dem Daumen und Zeigefinger einen Kreis formen, während | |
| die anderen Finger abgespreizt sind. | |
| ## Nicht alle Anwohner*innen befürworten die Antifa-Demo | |
| Während die Antifas durch die Blocks zogen und „Nazischweine, raus aus den | |
| Kiezen!“ riefen, jubelten ihnen einige Anwohner*innen von den Balkonen | |
| zu. Ein Banner mit „Gegen Nazis!“ wurde von einem Balkon ausgerollt. Ein | |
| kurdischer Mann, der mitlief, berichtete der taz, er sei häufig Opfer | |
| rassistischer Anfeindungen und wünsche sich mehr solcher Demos im Kiez. Das | |
| galt nicht für alle Anwohner*innen: Andere schwenkten von ihren Balkonen | |
| aus Deutschlandflaggen, die in vielen Fenstern hängen, grölten „A, Eff, | |
| De!“ und zeigten den Hitlergruß, auf der Straße wie auch auf den Balkonen. | |
| Die Wahl des Randbezirks für die Demo ist nicht zufällig. Bei der | |
| Europawahl im Juni hat die AfD in Marzahn-Hellersdorf mit 25,3 Prozent ihr | |
| bestes Ergebnis in Berlin erzielt. Zudem ist der Bezirk ein Zentrum für den | |
| Dritten Weg, mehrere Mitglieder*innen neuer neonazistischer | |
| Jugendgruppen leben hier. Die queere Community sieht sich immer wieder | |
| Anfeindungen ausgesetzt. Mehrere der Neonazis, die die diesjährigen | |
| Aufmärsche gegen CSDs „federführend mitinitiiert haben“, kämen aus Marza… | |
| berichten Initiator*innen der Antifa-Demo der taz. | |
| In Berlin ist es der erste Neonazi-Aufmarsch seit vier Jahren. [2][Den | |
| zuvor letzten gab es vom Dritten Weg am 3. Oktober 2020 in | |
| Hohenschönhausen]. Zum Aufmarsch reisten am Samstag auch Neonazis aus | |
| Brandenburg und Sachsen an. Die Verbindungen zwischen diesen Gruppen | |
| beruhen nach Antifa-Angaben häufig auf losen Bekanntschaften, die in den | |
| sozialen Medien jedoch als rechte Bruderschaft inszeniert würden. | |
| ## Demo bleibt nicht gewaltfrei | |
| Nach Sonnenuntergang wird durch Lautsprecher-Ansagen angekündigt, dass sich | |
| Teilnehmer*innen der rechten Demo in Kleingruppen aufgeteilt haben und | |
| durch Marzahn streiften. In den vergangenen Wochen kam es mehrfach zu | |
| neonazistisch motivierten Raubüberfällen auf Antifaschist*innen. Daher | |
| riefen die Organisator*innen die Demoteilnehmer*innen dazu auf, | |
| vom S-Bahnhof Mehrower Straße, gemeinsam zurück in die Innenstadt zu | |
| fahren. [3][Bei der jüngsten Antifa-Demo im Bezirk im Juli waren | |
| Antifaschist*innen bei der Anreise am Ostkreuz von Neonazis | |
| angegriffen worden]. | |
| Auch am Samstag blieb die Demo nicht gewaltfrei. Am S-Bahnhof Mehrower | |
| Allee soll es laut Polizei zu einem Angriff von einer 10-köpfigen | |
| vermummten Personenruppe auf zwei Teilnehmer der Neonazi-Demo gekommen | |
| seien. | |
| 20 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
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