| # taz.de -- Razzia bei Berliner Nachwuchsnazis: Mit 160 Beamt:innen gegen die b… | |
| > Ermittlungen gegen neun junge Männer wegen räuberischer Erpressung, | |
| > gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl und Verstößen gegen das | |
| > Waffengesetz. | |
| Bild: Auf einem Foto, das die Polizei Berlin über die Internetplattform X am 2… | |
| Wandlitz/Berlin dpa/taz | Die Polizei ist mit Durchsuchungen in Berlin und | |
| Brandenburg gegen den Neonazi-Nachwuchs vorgegangen. Die Ermittlungen | |
| richten sich gegen neun junge Männer im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, | |
| wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin sagte. Ihnen werden | |
| räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Diebstahl mit Waffen | |
| und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Zuvor hatte die BZ | |
| berichtet. | |
| Nach Erkenntnissen der Ermittler:innen befinden sich unter den | |
| Beschuldigten Anhänger der [1][Gruppierungen „Jung und Stark“ und „Deuts… | |
| Jugend voran“], die die Staatsanwaltschaft als rechtsextrem betrachtet, | |
| sowie der „Nationalrevolutionären Jugend“, des Jugendverbands der | |
| neonazistischen Kleinstpartei „III. Weg“ | |
| Die Polizei beschlagnahmte mutmaßliche Beute aus Straftaten, wie der | |
| Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Dazu zählen mögliche Tatkleidung, | |
| Handys, Schlagwerkzeug, Waffenteile, illegale Pyrotechnik sowie | |
| Schreckschusswaffen und Gaspistolen. Zudem habe man Hinweise auf eine | |
| weitere Gewalttat erhalten, hieß es. Sieben Verdächtige wurden von den | |
| Polizist:innen vor Ort angetroffen. Von ihnen wurden unter anderem | |
| Fingerabdrücke genommen. Festgenommen wurde aber niemand laut Sprecher. | |
| Nach den Ermittlungen sollen die Beschuldigten in unterschiedlicher Weise | |
| an drei Fällen beteiligt gewesen sein. Bei dem ersten Vorfall geht es um | |
| einen Überfall auf einem Mann, der ein Antifa-T-Shirt trug. Sieben der | |
| Männer sollen diesen am 13. September in Berlin-Marzahn verfolgt und auf | |
| ihn eingeschlagen haben. Dann sollen sie den Mann gezwungen haben, sein | |
| Shirt auszuziehen und ihnen zu geben. | |
| ## Foto mit Waffen und Polizeiweste gepostet | |
| Eine Woche später sollen sechs Mitglieder, zum Teil vermummt, in | |
| Berlin-Hellersdorf an einer Bushaltestelle auf einen unbekannten Mann | |
| eingeschlagen und eingetreten haben. Von dem Angriff existieren Videos aus | |
| Überwachungskameras, deshalb konnten einige der Neonazis identifiziert | |
| werden. Das Opfer konnte sich in einen BVG-Bus retten. Laut | |
| Staatsanwaltschaft konnte der Mann bislang nicht ausfindig gemacht werden. | |
| Allerdings trafen alarmierte Polizist:innen in der Nähe auf drei | |
| Verdächtige. | |
| Im dritten Verfahren geht es um eine Social-Media-Post eines Neonazis. Der | |
| 20-Jährige aus dem Stadtteil Marzahn-Hellersdorf zog die Aufmerksamkeit der | |
| Ermittler:innen auf sich durch ein Foto, auf dem er in einer | |
| ballistischen Schutzweste der Berliner Polizei mit zwei Waffen zu sehen | |
| sein. Der Mann soll laut Staatsanwaltschaft Sympathisant von „Jung und | |
| Stark“ und „Deutsche Jugend voran“ sein und als Handwerker Zugang zu einem | |
| Polizeigebäude gehabt haben. In der Zeit von April bis Dezember 2023 soll | |
| er dies für den Diebstahl von Weste und Waffen genutzt haben. | |
| Insgesamt zwölf zwölf Durchsuchungsbeschlüsse hatte die Staatsanwaltschaft | |
| erwirkt. In Brandenburg wurden zwei Wohnungen in Wandlitz im Landkreis | |
| Barnim und in Letschin in Märkisch-Oderland durchsucht, in Berlin lag der | |
| Schwerpunkt im Osten der Stadt – im Lichtenberger Ortsteil | |
| Neu-Hohenschönhausen, in Hellersdorf und Köpenick. Insgesamt waren rund 160 | |
| Beamt:innen an den Razzien beteiligt, darunter der Staatsschutz, das | |
| Berliner Landeskriminalamt, Spezialeinsatzkräfte und Hundertschaften, wie | |
| es hieß. | |
| ## Rechtsextremistische Organisationen in Berlin aktiv | |
| Die Gruppen „Jung und Stark“ und „Deutsche Jugend Voran“ sind zuletzt | |
| bundesweit durch Störaktionen beim Christopher Street Day aufgefallen. Am | |
| vergangenen Wochenende beteiligten sich etwa 100 Menschen in Marzahn an | |
| einer Neonazi-Demonstration. Diese war als Gegenveranstaltung zu einer | |
| linken Versammlung angemeldet worden, die ebenfalls am Samstag in Marzahn | |
| erfolgte und [2][an der laut Polizei 1.500 Menschen teilnahmen]. | |
| Die Versammlung der Neonazis per Megafon koordiniert hatte der in Wandlitz | |
| lebende 23-jährige Julian M., der als Leiter des Berliner „Deutsche Jugend | |
| Voran“-Ablegers fungiert. Auch an Neonazi-Aufmärschen in Oranienburg, | |
| Leipzig und Bautzen soll Julian M. maßgeblich beteiligt gewesen sein. Nun | |
| gehört er laut Informationen des Tagesspiegels zu den von den | |
| Durchsuchungen Betroffenen. | |
| Laut Verfassungsschutz wird die rechtsextremistische Kleinstpartei | |
| [3][„III. Weg“ auch in Berlin immer aktiver] und löst so zunehmend die NPD | |
| ab. Teil der Kleinstpartei ist auch eine eigene Jugendorganisation, die | |
| „Nationalrevolutionäre Jugend“. Diese tritt laut Verfassungsschutz | |
| besonders in den Bezirken Pankow und Hellersdorf in Erscheinung. | |
| 23 Oct 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rechtsextreme-Jugend/!6024038 | |
| [2] /Neonazi-Aufmarsch-in-Marzahn/!6041146 | |
| [3] /Neonazis-vom-Dritten-Weg/!5953734 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Faschismus | |
| Der III. Weg | |
| Berlin Marzahn-Hellersdorf | |
| Rechtsextremismus | |
| AfD-Verbot | |
| Der III. Weg | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Buch über Extremismus der AfD: Völkischer Vormarsch | |
| In „Angriff auf Deutschland“ warnen Michael Kraske und Dirk Laabs vor der | |
| AfD. Sie zeigen, wie extremistisch die Partei inzwischen ist. | |
| Neonazi-Aufmarsch in Marzahn: Wieder mal Arbeit für die Antifa | |
| In Marzahn versammelten sich 1.500 Antifaschist*innen zu einer Demo. | |
| Neonazis hatten zuvor zu einem Aufmarsch aufgerufen. | |
| Rechtsextremismus in Niedersachsen: Viele Indizien gegen Nazi-Schläger | |
| Im Prozess gegen drei Mitglieder der rechtsextremen Calenberger Bande wegen | |
| versuchten Mordes zeichnet sich kurz vor dem Ende ein Schuldspruch ab. |