# taz.de -- Comfort Food zum Nachkochen: Essbare Übergangsobjekte | |
> Kennen Sie den Unterschied zwischen Soul Food, Comfort Food und | |
> Convenience Food? Yotam Ottolenghi tut das – und hat ein Kochbuch draus | |
> gemacht. | |
Bild: Comfort Food: veganer Schokokuchen nach Ottolenghi | |
Vor einigen Monaten ging es an dieser Stelle [1][um Pommes im Freibad] und | |
böhmische Knödel im tschechischen Speisewagen, und ich schrieb, dass beides | |
„Soul Food“ sei. Anschließend erhielt ich auf der Social-Media-Plattform | |
Bluesky einen freundlichen Hinweis, und weiß nun: Soul Food bezeichnet | |
spezifisch die Küche der Afroamerikaner in den USA, als Begriff populär | |
wurde es im Zuge des Civil Rights Movements in den 1960ern. Was ich | |
eigentlich meinte, nennt sich „Comfort Food“ – übrigens nicht zu | |
verwechseln mit „Convenience Food“, das wiederum all die hochprozessierten | |
Fertiggerichte bezeichnet, die man bequem in ein paar Minuten zubereiten | |
kann. | |
Kurz darauf erschien dann das neue Kochbuch von Yotam Ottolenghi, und nach | |
„Plenty“, „Jerusalem“, „Plenty More“, „Simple“ und „Flavour�… | |
„Comfort“. Wobei Ottolenghi nur Co-Autor ist, neben Helen Goh, Verena | |
Lochmuller und Tara Wigley. Auf dem Cover steht dennoch bloß „Ottolenghi“, | |
ohne die Frauen und ohne Yotam, weil das nun mal die Marke ist; ein Name, | |
den in den vergangenen zehn Jahren fast jeder mal gehört hat, wenn auch | |
nicht immer richtig verstanden („Otto Lengi“?). | |
Bevor die Autor:innen zu den (soweit getestet: gelungenen) Rezepten für | |
Hühnersuppe mit Matzeknödeln, geschmorten Schweinebauch mit Tofu, | |
Ofenlachs, veganen Schokokuchen kommen, versuchen sie sich an einer | |
Definition des Themas. „Comfort Food“, das seien Gerichte, die „wir nach | |
einem anstrengenden Tag zu Hause kochen“, die wir „zubereiten können, ohne | |
viel nachdenken zu müssen“, solche, „die uns an eine wohlbehütete Kindheit | |
erinnern“ oder von denen wir „immer zu viel essen“. Was das konkret | |
bedeutet, sei, logischerweise, individuell höchstverschieden, doch fänden | |
sich Muster: „Thema eins: Kohlenhydrate. Thema zwei: Fett. Thema drei: | |
Zucker.“ | |
Zum Nostalgieaspekt haben die vier dabei noch einen schönen Gedanken parat: | |
„Wir können unser Kinderzimmer, unser Sofa, unseren liebsten Picknickplatz | |
nicht mitnehmen. Doch wenn wir die Gerichte vermissen, die Mutter oder | |
Vater für uns zubereitet hat, können wir versuchen, sie nachzukochen. Sie | |
sind essbare Übergangsobjekte, die uns später schnell zu diesem tröstenden | |
Gefühl zurückbringen.“ | |
Trost. Das ist vielleicht der Grund, warum dieses Buch genau jetzt | |
erscheint. In der Zeit [2][der „multiplen Krisen“] ist unser Bedürfnis nach | |
Sicherheiten, nach Wärmendem ausgeprägter. „Comfort“ gibt da vieles an die | |
Hand. Und bleibt dem Ottolenghi-Running-Gag treu, dass für jedes Gericht | |
zwei, drei Zutaten benötigt werden, die man nicht im Hause hat, meist ein | |
Gewürz. Konstanten, so wichtig. | |
21 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Michael Brake | |
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