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# taz.de -- Landtag Thüringen: Verfassungsgericht soll entscheiden
> Der Landtag kommt nach stundenlangem Tumult nicht vom Fleck.
> AfD-Alterspräsident lehnt alle Abstimmungen ab. Nun wird das
> Landesverfassungsgericht angerufen.
Bild: Der Mann mit der Glocke: der umstrittene Sitzungsleiter Jürgen Treutler …
## 16.05 Uhr: Landesverfassungsgericht soll entscheiden
Treutler setzt die Sitzung fort. Es sei vereinbart, dass Andreas Bühl (CDU)
das Wort habe.
Bühl sagt, Treutler habe angegeben, dass er weiterhin keine der gewünschten
Abstimmungen zulassen wolle. Daher müss man den nächsten Schritt gehen,
weil großer Dissenz bestehe.
Das Ansinnen sei, den Wortlaut der Verfassung, nach der der
Landtagspräsident aus der Mitte des Parlaments zu wählen sei, in die
Geschäftsordnung übernommen werde.
Man greife daher zum letzten Mittel und rufe den Thüringer
Verfassungsgerichtshof zu einer Entscheidung an. Darauf habe man sich zuvor
geeinigt. Bis zu einer Entscheidung des Gerichtshofs solle die Sitzung
unterbrochen werden.
Treutler erklärt daraufhin, dass die Sitzung unterbrochen und
voraussichtlich am Samstag fortgesetzt werden soll.
Der taz-Live-Ticker schließt sich der Thüringer Übung an und unterbricht
hiermit auch mal seine Berichterstattung. (ga)
## 15.55 Uhr: Heftige Kritik an Treutler
Katja Mitteldorf (Linke) wirft daraufhin Treutler wegen seiner Weigerung,
Geschäftsordnungsanträge abstimmen zu lassen, verfassungswidriges Handeln
vor. Merz (SPD) bezeichnet die bisherigen drei Stunden als Farce. Sie
betont das Recht des Parlaments, sich zunächst eine Geschäftsordnung zu
geben. Sie wirft Treutler rechtswidriges Verhalten vor.
Tilo Kummer (BSW) wirft Treutler vor, gegen das Selbstorganisationsrecht
der Abgeordneten zu verstoßen, weil er das Parlament für unmündig erkläre,
bis nach einem von ihm vorgesehenen Verfahren ein Präsident gewählt sei.
Andreas Bühl (CDU) wirft Treutler vor, seine Funktion als Alterspräsident
deutlich überhöht und damit dem Parlament geschadet zu haben. Diese
Verstöße seien massiv.
Torben Braga (AfD) betont die Auffassung seiner Fraktion, dass der Landtag
sich erst eine neue Geschäftsordnung gebe dürfe, nachdem der Präsident
gwählt sei.
Der Punkt ist entscheidend, weil die anderen Fraktionen durch eine Änderung
der Geschäftsordnung das alleinige Vorschlagsrecht der stärksten Fraktion
für einen Landtagspräsidenten, also der AfD, zu kippen.
Dann wird die Sitzung erneut unterbrochen. (ga)
## 15.45 Uhr: Treutler gibt Fraktionen Rederecht
Nach einer 20-mütigen Unterbrechung läutet Treutler wieder mit der Glocke
und gibt den Fraktionen die Möglichkeit, ihre Rechtsauffassungen
darzulegen. Danach werde erneut unterbrochen.
(ga)
## 15.23 Uhr: Treutler zieht unbeirrt sein Spiel durch
Treutler eröffnet erneut die Sitzung und kündigt an, dass nun Schriftführer
ernannt würden.
Sofort wird aus den Fraktionen heftig protestiert und verlangt, dass nun
endlich der Geschäftsordnungsantrag abgestimmt werden müsse.
Er will dennoch erstmal Schriftführer:innen ernennen. Schließlich
bittet er wieder die Geschaftsführer der Fraktionen nach vorn. (ga)
## 15.15 Uhr: CDU fordert Ersatz für den Alterspräsidenten
Treutler steht auf und geht. Die CDU fordert, dass an seiner Stelle der
zweitälteste Abgeordnete die Sitzung fortsetzen soll. Aber es tut sich
erstmal nichts in dieser Richtung.
Mehrfach wird Treutler aufgefordert die Sitzung fortzusetzen. (ga)
## 15:12 Uhr: Widerspruch gegen Treutles Auffassung
Treutler erklärt in seiner langen Rede erneut, dass der Landtag erst
konstituiert sei, wenn der Präsident gewählt sei.
„Dieser Auffassung widerspreche ich für meine Frakiton“, ist von einer
Parlamentrierein zu hören.
„Dieser Aufassung widersprechen auch wir“, ruft eine zweite Frau.
„Wir widersprechen ihrer Auffassung“, sagt ein Mann, wahrscheinlich Andreas
Bühl (CDU).
„Ich muss davon ausgehen, dass meine Rechtsauffassung nicht von allen
geteilt wird“, sagt Treutler und bittet die Parlamentarischen
Geschäftsführer der Fraktionen zu sich, um über eine erneute
Sitzungsunterbrechung zu reden.
Um 15.13 Uhr bestätigt Treutler auf Nachfrage, dass seine Rede jetzt
beeendet sei. Als er darauf hingwiesen wird, dass vereinbart sei, dass nun
unverzüglich der Geschäftsordnungsantrag abzustimmen sei, unterbricht er
erneut die Sitzung. Wieder gibt es heftigen Protest aus dem Plenum. (ga)
## 15.10 Uhr: Heftige Kritik an Treutler
Nach immer neuen Unterbrechungen und politischem Hickhack wächst die
Empörung über das Verhalten des AfD-Alterspräsidenten Jürgen Treutler (AfD)
im Thüringer Landtag. „Es ist eine Katastrophe, wie die AfD die Demokratie
am Nasenring durch die Manege treibt“, sagte die Fraktionsvorsitzende des
BSW, Katja Wolf, im Parlament in Erfurt. Der parlamentarische
Geschäftsführer der CDU, Andreas Bühl, äußerte: „Was Sie hier betreiben,
ist Machtergreifung.“
Die SPD-Abgeordnete Cornelia Klisch sprach von einer Behinderung des
Parlaments, das sich durch die Verzögerungstaktik des Alterspräsidenten
nicht wie vorgesehen nach der Landtagswahl vor vier Wochen konstituieren
könne. „Wir möchten Parlament werden“, sagte sie der dpa. Der
Alterspräsident habe kein Recht, das zu verhindern. Treutler hatte immer
wieder Anträge ignoriert, die Beschlussfähigkeit des Thüringer Parlaments
festzustellen.
Thüringens geschäftsführender Innenminister und SPD-Abgeordnete Georg Maier
sage: „Die AfD greift unsere Demokratie von innen aus an.“ Seine Rede sei
politisch und aggressiv gewesen. (dpa)
## Die Landtagssitzung wurde innerhalb von drei Stunden immer wieder länger
unterbrochen.
## 14.57 Uhr: Es geht wieder los
Um 14.57 Uhr läutet Alterpräsident Treutler mit der Glocke. Sofort fragt
Kummer (BSW), ob er klären könne, an welchem Tagesordnungspunkt sich die
Sitzung befinde. Treutler sagt, „er befinde sich immernoch bei seiner
Rede“. Zudem betont, dass er habe Kummer nicht das Wort erteilt, das aber
sei sein Recht als Präsident.
Sofort gibt es Widerspruch aus dem Plenuem, weil er nicht Landtagsprsident,
sondern nur Alterspräsident sei.
Daraufhin bittet er, die Mikros der Abgeordneten abzustellen. Er wid darauf
hingewiesen, dass Fraktionsvorsitzenden umgehend das Wort erteilt werden
müsse.
Darauf kündigt Treutler an, Ordnungsrufe bei weiteren Störungen zu
erteilen. Ihm wird erklärt, dass er auch dazu nicht befugt ist.
Treutler setzt seine Rede fort, in der er erklärt, ein Landtag sei nach
herrschender Meinung erst konstituiert, wenn ein Präsident gewählt sei.
(ga)
## 14.55 Uhr: Verwarnungen für AfD-Anhänger:innen
In der Pause kehrt etwas Ruhe in den Plenarsaal ein. Mit Handy und Mikrofon
steht ein rechtsextremer Youtuber auf der Tribüne. Vom Landtagsdienst
angesprochen, ist er schnell wieder weg. Auf der Besuchertribüne sitzen
auch viele AfD-Anhänger:innen. Immer wieder melden auch die sich zu Wort
oder versuchen, Fotos zu machen, obwohl es ihnen nicht gestattet ist. Vom
Landtagsdienst haben sie mittlerweile Verwarnungen bekommen. Früher habe es
das nicht gegeben, sagt eine. (dmn)
## 14.22 Uhr: Nächster Versuch nach 7 Minuten abgebrochen
Um 14:15 klingelt Jürgen Treutler (AfD) wieder, Ende der Pause. Als
Alterspräsident sei er angehalten die Geschäftsordnung „strickt zu achten�…
sagt Treutler. Der CDU-Antrag, über die Beschlussfähigkeit abzustimmen, sei
in der Tagesordnung noch nicht an der Reihe. Aktuell sei man noch bei
Tagesordnugnspunkt 1, das sei Tagesordnungspunkt 3. Auch laut der
Geschäftsordnung sei das noch nicht an der Reihe. „Davon kann nicht
abgewichen werden“, sagt Treutler. Der CDU-Antrag, die Geschäftsordnung zu
ändern, könne er nicht zulassen. Applaus bekommt er nur von der AfD.
„Dazu muss der Landtag aber zunächst konstituiert sein“, behauptet Treutler
und konkretisiert: „Der Akt der Konstituierung muss abgeschlossen sein,
bevor über Geschäftsordnungsanträge verhandelt werden kann.“
Die demokratischen Fraktionen reagieren empört. „Nein“, lautet es von den
Fraktionsrängen. Auch Andreas Bühl widerspricht mehrfach. Das stimme so
nicht. Es sei ein Geschäftsordnungsantrag und über den müsse sofort
abgestimmt werden. „Stellen Sie ihm das Mikrofon ab“, versucht Treutler die
Widerworte von Bühl abzuwehren.
Was Treutler mache, schade der Demokratie, weil er den Mehrheitswillen
ignoriere, ruft Bühl und fährt lautstark fort: „Ich verlange von Ihnen die
Geschäftsordnung anzuwenden.“
Die AfD ärgert sich über Bühl. Das linke über das rechte Bein geschlagen
und in seinen Stuhl gelehnt schimpft Björn Höcke gegen Bühl an: „Das kann
doch nicht wahr sein.“ Dann erteilt der Alterspräsident dem CDUler einen
ersten und direkt auch einen zweiten Ordnungsruf. Der Plenarsaal ist völlig
aufgebracht.
„Herr Treutler, Sie haben abzustimmen. Ich widerspreche ihrem Ordnungsruf“,
ruft Bühl. „Was Sie hier treiben, ist Machtergreifung“.
Dann wird plötzlich es ruhig. Treutler versucht wieder fortzusetzen. Dann
meldet sich die Geschäftsführerin der SPD, Janine Merz. Auch sie möchte
einen Geschäftsordnungsantrag. Applaus von den demokratischen Fraktionen.
Treutler sagt in ruhigem Ton: „Wie gesagt, ich führe erst meine Rede zu
Ende.“ Es wird sofort wieder laut im Landtag.
„Das ist nicht Bestandteil der Geschäftsordnung unter der wir hier
befassen“, sagt Merz. Die besage, sofortige Behandlung eines
Geschäftsordnungsantrages, besteht Merz auf ihren Antrag. Treutler
wiederholt, der Landtag müsse sich dafür erst konstituieren. „Dem
widersprechen wir“, sagt Merz entschieden. Der Tumult im Landtag hält an.
„Die BSW-Fraktion beantragt die Unterbrechung der Sitzung“, wirft gegen
14.22 Uhr Tilo Kummer vom BSW ein, „sofort!“.
Treutler gibt dem nach. Nach acht Minuten geht es in die nächste Pause. Die
Fraktionen diskutieren weiter. Stefan Möller, AfD-Co-Vorsitzender, stellt
sich neben die CDU und brüllt wild gestikulierend auf Stefan Schard ein.
Mehrfach zeigt er mit dem Zeigefinger vor sich. Dann nimmt ihn sein
Parteikollege Torben Braga zur Seite. (dmn)
## 14.10 Uhr: Sitzung immernoch unterbrochen
Eigentlich sollte die Sitzung laut Treutler nur 30 Minuten unterbrochen
werden. Mittlerweile dauert die Pause schon fast wieder eine Stunde. (ga)
## 14.05 Uhr: Draußen weiter Protest
„Auch das ist #Thueringen: Während drinnen im Landtag Höckes AfD das
Parlament blockiert, stehen draußen mutige Menschen und verteidigen die
Demokratie“, heißt es zu einem [1][auf X getwitteren Video], das die
Demonstrantinnen vor dem Landtag zeigt. Der Tweet endet mit einem roten
Herz. (ga)
## 14.00 Uhr: Ramelow: AfD verschiebt Grenzen des Sagbaren
Thüringens geschäftsführender Ministerpräsident Bodo Ramelow, der auch
Landtagsabgeordneter der Linken ist, hat die Rede des Alterspräsidenten
kritisiert. Er warf Treutler mit seinem Verweis auf Eduard Spranger vor,
Grenzen des Sagbaren verschoben zu haben. Spranger habe sich positiv zur
nationalsozialistischen Revolution ausgesprochen und habe 1938 Juden aus
der Goethe-Gesellschaft ausgeschlossen, sagte Ramelow der Deutschen
Presse-Agentur.
Treutler hatte in seiner Rede [2][den Pädagogen Eduard Spranger] als „einen
der bedeutenderen deutschen Denker des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet und mit
dem Satz zitiert, „Demokratie heißt, dass jeder ein Gewissen haben soll“.
(dpa/taz)
## 13.35 Uhr: Treutler unterbricht erneut
Während Bühl spricht, eilt Braga (AfD) zur Sitzungsleitung. Dann
unterbricht Treutler die Sitzung erneut „für 30 Minuten“ und kommentiert
den Applaus für Bühl mit einer schnippischen Bemerkung.
„Unwürdig!“ schallt es von den Fraktionsrängen. (dmn)
## 13.31 Uhr: Treutler setzt Rede fort und wird sofort unterbrochen
Um 13:31 Uhr klingelt Alterspräsident Jürgen Treutler erneut. Er wolle
seine Rede fortsetzen. „Die Tagesordnung…“, beginnt Treutler, wird aber
direkt von Andreas Bühl (CDU) unterbrochen. Der fordert, Treutler (AfD)
solle sich überparteilich verhalten. „Ihre Sitzungsleitung lassen schon
jetzt zu wünschen übrig“, kritisiert Bühl. „Sie sind verpflichtet, diesen
GO Antrag abzustimmen“, dafür gibt es Applaus von allen Fraktionen – außer
der AfD.
Bühl hatte per Geschäftsordnung beantragt, die Beschlussfähigkeit des
Landtags feststellen zu lassen. Dem verweigert sich Treutler.
Die AfD bekundet Unmut über die Unterbrechung durch Bühl, auch der
Fraktionsvorsitzende Björn Höcke schimpft etwas Unverständliches.
Bühl wirft Treutler vor, die gerade in der langen Verhandlungspause von den
Parlamentarischen Geschäftsführern getroffene Vereinbarung zu ignorieren.
„Sie haben kein Recht, in ihrer zeremoniellen Funktion hier von
abzuweichen“. Er solle nun abstimmen lassen, „um nicht weiter die Rechte
der Abgeordneten zu verletzten.“ Weiterhin Applaus von den demokratischen
Fraktion. (dmn/ga)
## 13.30 Uhr: Pause dauert schon eine Stunde
Mittlerweile ist die Sitzung seit einer Stunde unterbrochen. (dmn)
## 13.25 Uhr: Neue Gesprächsrunde
Es wird spannend. Landtagsdirektor Jörg Hopfe geht zur CDU Fraktion, und
spricht dort den parlamentarischen Geschäftsführer Andreas Bühl an. Sofort
stehen die Geschäftsführer:innen der anderen Fraktion auf und stellen
sich dazu. Nicken, grübelnde Gesten und schnelles Handygetippe. Wie es
weitergeht, lässt sich nicht ablesen. (dmn)
## 13.18 Uhr: Und nun? Alle gehen
Nach einer guten dreiviertel Stunde löst sich die Diskussionsrunde auf.
Torben Braga (AfD) schaut gemeinsam mit dem Alterspräsidenten Jürgen
Treutler (AfD), der die Sitzung aktuell leitet, in die Unterlagen. Dann
diskutieren sie mit Jörg Hopfe, dem Landtagsdirektor. Der unterstützt sonst
die Landtagspräsident:innen, heute ist er für den Alterspräsidenten
Treutler da.
Die Sitzung ist weiterhin unterbrochen. (dmn)
Die Übertragung [3][im Livestream] läuft die ganze Zeit weiter, ist aber
stumm gestellt. (ga)
## 13.15 Uhr: Jetzt wird es laut
Zwischen AfD-Geschäftsführer Torben Braga und CDU-Geschäftsführer Andreas
Bühl wird es laut. Mit großer Geste zeigt Bühl auf die CDU-Fraktion und
Braga schüttelt den Kopf. Was sie sagen, ist schwer zu verstehen, aber
interessiert auch andere Abgeordnete. Mittlerweile stehen auch Jens Cotta
(AfD), Lutz Liebscher (SPD) und Alexander Kästner am Pult.
Auf den Fraktionsplätzen schauen hingegen viele auf die Handys. (dmn)
## 13.14 Uhr: Es tut sich – nichts!
Die Sitzung ist jetzt schon seit 45 Minuten unterbrochen. Die
Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion verhandeln vor sich hin. Es
geht um die Frage, ob wie von der CDU beantragt, erstmal die
Beschlussfähigkeit des neuen Landtags festgestellt wird. Alterspräsident
Treutler (AfD) will das nicht. (ga)
## 13.00 Uhr: Die eigentliche Knackpunkte kommen noch
Noch immer diskutieren die parlamentarischen Geschäftsführer:innen, ob nun
die Beschlussfähigkeit des Plenums festgestellt werden soll. Dabei warten
die wirklich umstrittenen Fragen noch: Dürfen CDU und BSW beantragen, die
Geschäftsordnung zu ändern, bevor der Landtag eine:
Landtagspräsident:in hat? Und wenn nicht, wer darf wann
Kandidat:innen für das Amt vorschlagen?
Das regelt die aktuelle Geschäftsordnung nämlich nicht eindeutig. Dort
heißt es nur, der erste Vorschlag kommt von der größten Fraktion, also der
AfD. Sollte der in zwei Wahlgängen keine Mehrheit bekommen, sind andere
Vorschläge erlaubt. Aber wer die einbringen kann, ist offen.
Von der AfD heißt es, auch dann sei es nur der größten Fraktion – also ihr
selbst – gestattet, Kandidat:innen vorzuschlagen. Demnach wäre ein:e
AfD-Abgeordnete:r nach dem:der anderen dran.
Der wissenschaftliche Dienst des Landtags geht hingegen nach Auslegung der
geltenden Geschäftsordnung davon aus, dass nach zwei durchgefallenen
Vorschlägen der AfD auch die übrigen Fraktionen Kandidat:innen
aufstellen können. Darauf berufen diese sich auch.
## 12.45 Uhr: Wiebke Muhsal wartet in der ersten Reihe
Bei der AfD-Fraktion in der ersten Reihe sitzt unter anderem Wiebke Muhsal,
die AfD-Kandidatin für das Amt der Landtagspräsidentin. [4][Die 38-Jährige
hatte bei der Landtagswahl für Aufsehen gesorgt], weil sie im Wahlkreis
Saale-Holzland II mit 38,9 Prozent gegen den CDU-Spitzenkandidaten Mario
Voigt das Direktmandat gewonnen hat. Aber für die demokratischen Fraktionen
im Landtag ist die Aufstellung von Muhsal aus anderen Gründen eine
Provokation.
Als Muhsals von 2014 bis 2019 das erste mal Abgeordnete war, betrog sie den
Thüringer Landtag und wurde rechtskräftig zu einer Strafe von 8.000 Euro
verurteilt. Sie hatte einen Arbeitsvertrag vordatiert und so unrechtmäßig
Geld für eine Mitarbeiterin kassiert. Auch ansonsten fällt sie weniger
durch nüchterne Diskussionsbeiträge auf.
Im Plenarsaal erschien sie zu einer Debatte zu einem Kindergartengesetz mal
in Vollverschleierung. Offensichtliches Ziel: gegen den Islam hetzen.
Bekannt ist die Mutter von fünf Kindern außerdem für Antifeminismus, Queer-
und Transfeindlichkeit. (dmn)
## 12.40 Uhr: Zähe Verhandlungen der Sitzungsleitung
Die Sitzung ist weiter unterbrochen. Minutenlang diskutieren die
parlamentarischen Geschäftsführer:innen am Tisch des Sitzungsleitung.
Torben Braga (AfD) nickt, während Tilo Kummer (BSW) mit beiden Händen
gestikuliert. Alterspräsident Treutler hört zu, etwas nach vorne gebeugt
und die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
Derweil schleicht sich bei den übrigen Abgeordneten Unruhe ein. (dmn)
## 12.30 Uhr: Sitzung erneut unterbrochen
Nachdem Treutler seine Rede beendet hat, hebt Andreas Bühl,
parlamentarischer Geschäftsführer der CDU, wieder die Zeigefinger und
fordert, nun direkt die Beschlussfähigkeit des Parlaments festzustellen.
Der Alterspräsident unterbricht erneut die Sitzung.
Während der Pause rufen sich Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzende der AfD,
und Mario Voigt, Fraktionsvorsitzender der CDU, ein paar scharfe Worte zu.
Was genau, ist auf der Pressetribüne nicht zu verstehen. (dmn)
## 12.25 Uhr: Treutler redet von „Verachtung des Volkes“ durch die
politische Elite
Gespannt hörten die Abgeordneten der Rede des Alltagspräsidenten. Der
SPD-Fraktionsvorsitzende Lutz Liebscher hält sich an der Armlehne fest,
genauso wie Linken-Chef Christian Schaft. Mario Voigt von der CDU und
BSW-Chefin Katja Wolf stützen beide ihr Kinn auf die linke Hand. Applaus
kommt nur aus der AfD-Fraktion. Zunächst lobte Jürgen Treutler (AfD) die
hohe Wahlbeteiligung: „Die Bürger hatten den Eindruck, dass Wahlen etwas
verändern können. Genau dies hat sie zu den Wahlurnen geführt. Das sollte
uns mit Freude und Respekt erfüllen.“
Dann schwenkt er kritisch um: „Von einer Krise der Demokratie kann insoweit
gar keine Rede sein.“ Es sei bedenklich, wenn Medien Wähler:innen für
ihre Wahlbeteiligung kritisieren und infrage stellen, wie sie abgestimmt
haben. Dafür gebe es viele Beispiele, behauptet er. Konkret wird Treutler
aber nicht. Stattdessen geht es nun gegen die anderen Parteien: „Es gibt in
der politischen Elite eine Verachtung des Volkes.“
Dann führt er aus, weshalb die AfD die Landtagspräsidentin stellen solle.
Das sei Gepflogenheit und der Wille der Wähler:innen. Alles andere sei eine
Verachtung des Wähler:innenwillens. (dmn)
## 12.16 Uhr: Sitzung läuft weiter, Treutler darf reden
Nach etwa fünf Minuten eröffnet Treutler wieder: „Die parlamentarischen
Geschäftsführer haben sich geeinigt, dass ich zunächst meine Rede halten.“
(dmn)
## 12.10 Uhr: Sitzung erstmals unterbrochen
Es ist 12:10 Uhr, als Treutler die Sitzung das erste Mal unterbricht. Es
wird wohl nicht das letzte Mal sein. Der Alterspräsident hatte gerade
angesetzt, mit seiner Rede zu beginnen, als der parlamentarische
Geschäftsführer der CDU, Andreas Bühl, beide Zeigefinger in die Luft
streckt. Er beantragt, die Beschlussfähigkeit des Plenums vor der Rede
festzustelle. Treutler sagt, er nehme das zur Kenntnis, möchte aber
zunächst fortfahren. Bühl besteht aber darauf, über seinen Antrag
abzustimmen. Daraufhin holt Treutler kurz Luft und unterbricht höflich die
Sitzung. Die parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktionen eilen hinter
das Redepult, um über den weiteren Verlauf zu beraten. (dmn)
## 12.00 Uhr: Treutler schwingt die Glocke
Es ist 12 Uhr, als Jürgen Treutler mit seiner Glocke für Ruhe sorgt und die
Sitzung eröffnet. Er begrüßt die Landesregierung, die frühere
Landtagspräsidentin Birgit Pommer, die Besucher. Dann stellt er fest, dass
die bisherige Geschäftsordnung gilt, bis der Landtag eine neue beschließt.
Dem Protokoll folgend fragt er, ob ein Mitglied des Plenums älter sei als
er. Nachdem sich niemand meldet, fährt Treutler fort, „dass ich die Sitzung
leite, bis ein neuer Landtagspräsident gewählt wird“.
Treutler fasst zunächst noch einmal zusammen, wie der neue Landtag zusammen
gesetzt ist und wie viele Abgeordnete jede Fraktion stellt: AfD: 32 CDU: 23
BSW: 15 SPD: 6 Linke: 12.
Die Sitzung wird per Livestream [5][im Internet bei youtube] übertragen
oder hier im Live-Ticker. (dmn)
## 11.58 Uhr: Abgeordnete trudeln ein
Um kurz vor 12 trudeln nach und nach die restlichen Abgeordneten ein.
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt nimmt gleich in der ersten Reihe seiner
Fraktion Platz und verschränkt die Hände auf dem Tisch. Als die thüringer
Vorsitzende des BSW vorbeiläuft, reicht er ihr freundlich die Hand. Die
neue Partei von Sahra Wagenknecht sitzt zwischen Voigts-CDU und der
kleinsten SPD-Fraktion Deutschlands. Vor zwei Tagen wurde bekannt, dass die
drei Parteien Sondierungsgespräche für eine Regierungskoalition führen. Als
hinderlich gelten dabei vor allem die Ansichten des BSW zum Angriffskrieg
Russland auf die Ukraine. (dmn)
## 5 vor 12: Protest gegen den Rechtsruck
Vor dem Landtag demonstrieren verschiedene linke Gruppen gegen den
Rechtsruck, darunter auch die Omas gegen Rechts. Christina vom Bündnis
„Rechtsruck stoppen Jena“ sagt, hätten etwa zwanzig von ihnen hätten am
Mittwoch um 17 Uhr Zelte aufgeschlagen, „um die Politiker*innen an
ihre Verantwortung gegenüber der Demokratie zu erinnern“. Dazu gehöre, die
AfD nicht in führende Positionen zu wählen. Ihren vollen Namen möchte
Christina nicht sagen, zur Sicherheit. In der Nacht seien schon zwei Männer
an den Zelten gewesen und hätten sie bedroht. Neonazis, heißt es aus dem
Camp. Die Polizei sei eingeschritten. (dmn)
## 11.50 Uhr: Ramelow lässt sich geräuschvoll nieder
Der bisherige Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) betritt den Raum und
lässt geräuschvoll eine Mappe auf seinen neuen Platz klatschen: In der
Linken-Fraktion die zweite Reihe. Seit zehn Jahren regiert er Thüringen,
zuletzt mit SPD und Grünen in einer Minderheitsregierung. Wegen der neuen
Verhältnisse im Landtag, wird es eine neue Regierung geben, aber bis dahin
ist Ramelow noch weiter im Amt.
Während die Kameras auf den AfD-Alterspräsidenten Treutler gerichtet sind,
läuft Ramelow einmal quer durchs ansonsten leere Parlament wieder Richtung
Ausgang. (dmn)
## 11.40 Uhr: Alterspräsident Treutler ist schon im Landtag
Einer der ersten Abgeordneten im Plenarsaal ist der Jürgen Treutler, mit
blauer Krawatte. Eigentlich sitzt er für die AfD in der dritten Reihe, doch
heute hat er eine besondere Rolle inne: Als Alterspräsident leitet der
73-Jährige diese Sitzung. Zielstrebig läuft er darum zum Sitz hinter dem
Rednerpult und besieht sich die Tischplatte, das Mikro und die Handglocke,
mit der sich die Sitzungsleitung gehör verschaffen kann. (dmn)
## 11.30 Uhr: Konflikte vor der ersten Sitzung des Thüringen Landtags
Die Plätze im Thüringer Landtag sind bereits neu angeordnet, auf den
Tischen landen die aktuellen Papiere für den Tag, die Pressetribüne füllt
sich zusehends, aber die Abgeordneten fehlen noch. Am Donnerstag um 12 Uhr
beginnt die erste Sitzung des neu gewählten Thüringer Landtags in Erfurt.
Sie treten heute zum ersten Mal zusammen. Doch was sonst eine Formalität
ist, [6][birgt Eskalationspotential]: Die AfD möchte als größte Fraktion
die Landtagspräsidentin stellen und hat angekündigt, dafür die
Geschäftsordnung in ihrem Sinne auszulegen. Die anderen Fraktionen möchten
das verhindern. CDU und BSW haben einen Antrag eingereicht, um gleich zu
Beginn eine Unklarheit in der Geschäftsordnung auszuräumen. Nun wird mit
Spannung erwartet, wie die AfD damit umgeht.
Die AfD-Fraktion mit ihrem Rechtsaußen-Chef Björn Höcke hat als
Landtagspräsidenten Wiebke Muhsal vorgeschlagen, die vor einigen Jahren zu
einer Geldstrafe wegen Betrugs rechtskräftig verurteilt wurde.
Thüringens amtierender Ministerpräsident und Linke-Abgeordnete Bodo Ramelow
empfindet den Vorschlag der AfD-Fraktion für das Amt der
Landtagspräsidentin als Provokation. „Ich kann der Person Wiebke Muhsal
mein Vertrauen nicht aussprechen – und zwar als frei gewählter
Abgeordneter“, sagte Ramelow vor der konstituierenden Sitzung des Thüringer
Landtags.
CDU und BSW wollen deshalb noch vor der Wahl die Geschäftsordnung so
ändern, dass alle Fraktion Vorschläge für den Posten machen dürfen.
Es ist gut möglich, dass sich daran der erste Streit im neuen Parlament
entfacht und die Sitzung unterbrochen wird. (dmn/dpa)
## 10.30 Uhr: Zusammensetzung des Landtags
Bei der Wahl am 1. September wurde die AfD zur stärksten Kraft in
Thüringen. Im neuen Landtag kommt die AfD auf 33 der 88 Sitze. Und sie
stellt auf jeden Fall den Alterspräsidenten, der die erste Sitzung
eröffnet.
Die CDU hat 23 Sitze, das BSW 15, die bisherige regierende Linkspartei hat
nur noch 12 Abgeordnete, die SPD kommt auf 6.
Deswegen wird es auch schwierig werden, eine Koalition für eine neue,
stabile Regierung zu finden. (ga)
26 Sep 2024
## LINKS
[1] https://x.com/lara_eck/status/1839270364750180408
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Spranger#Zeit_des_Nationalsozialismus
[3] https://www.youtube.com/live/Q1OsodW3xPY?si=OAp1QcHEECW4Y_FJ
[4] /AfD-bei-den-Landtagswahlen/!6020600
[5] https://www.youtube.com/live/Q1OsodW3xPY?si=OfrIOgKzT_LGLVtT
[6] /Konstituierung-des-Thueringer-Landtags/!6037907
## AUTOREN
David Muschenich
Gereon Asmuth
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