| # taz.de -- Vonovias trickst mit Sharedeal: Nicht mehr als Bauchgrummeln | |
| > Bürgermeister Kai kann Vonovia-Chef Rolf nicht böse sein. Auch nicht, | |
| > wenn dieser bei der Deutsche Wohnen-Übernahme Berlin um Millionen prellt. | |
| Bild: Der kleine Kai will gern groß bauen | |
| Ein „Bauchgrummeln“ hatte der Bürgermeister Kai Wegner (CDU) noch vor | |
| Kurzem verspürt, [1][weil das nette Wohnungsunternehmen Vonovia die Mieten | |
| doch ein klitzekleines bisschen mehr erhöht hatte als versprochen]. Dabei | |
| hatte sich der kleine Kai doch auf das große Indianerehrenwort des | |
| Dax-Konzerns im Wohnungsbündnis mit dem Senat verlassen. Aber Vonovia-Chef | |
| Chef Rolf Buch hatte hinter dem Rücken einfach die Finger gekreuzt. | |
| Zwar ging es dem Kai nun so, als hätte er zwei Schokoküsse auf einmal | |
| gemampft, aber richtig böse konnte er nicht sein. Schließlich hatte er | |
| selber die Finger gekreuzt und den eigenen Wohnungsfirmen ebenfalls saftige | |
| Mieterhöhungen gestattet. Und weil zwei Flunkerer eben zusammenstehen, | |
| hatte der Kai gesagt: „Wenn ich mir den Mietendurchschnitt der Vonovia | |
| ansehe, können wir froh sein, dass wir die Vonovia in Berlin haben.“ | |
| Der Rolf war vor Freude bis an die Decke seiner Vonovia-Wohnung gehüpft, | |
| denn nun stand seinem neusten Streich nichts mehr im Wege. Auf das | |
| Verständnis vom Kai und seinen Spielkameraden in ihren schwarzen und roten | |
| Kostümen würde er sich wie immer verlassen können. Auch wenn er ihm einfach | |
| Hunderte Millionen Euro nicht gibt. Der Kai wird schon nicht rumnörgeln und | |
| seine im Haushalt fehlenden Milliarden dann eben bei den Berlinern | |
| eintreiben. Die haben ja schließlich alle Küchen in ihren Wohnungen – da | |
| brauchen die Kinder gar kein kostenloses Schulessen mehr. | |
| Aber was hatte der Rolf nun wieder ausgeheckt? Als er [2][2021 den | |
| Bausteinkasten der Deutschen Wohnen übernahm], hatte er nicht alle Steine | |
| gekauft, sondern nur 87 Prozent der Anteile. Sharedeal nennt sich das und | |
| hatte dem Rolf ganz, ganz viele Steuern erspart. Und dafür gab es noch | |
| nicht mal Schimpfe, denn die Bundesregierung hat erlaubt, dass man erst | |
| etwas abgeben muss, wenn man mehr als 90 Prozent von einem anderen | |
| Unternehmen kauft. | |
| ## Hokuspokus | |
| Weil Einzelkind Rolf nicht gerne mit anderen spielt, wollte er noch die | |
| fehlenden Deutsche Wohnen-Bausteine auf seinen Haufen packen und den alten | |
| Konkurrenten damit ganz vom Spieltisch wischen. Doch er wusste: Würde er | |
| das einfach so tun, müsste er doch noch die Millionen an den Kai zahlen, | |
| denn dann hätte er ja mehr als 90 Prozent der Deutschen Wohnen in seine | |
| Kontrolle gebracht. | |
| Nun aber zeigt der Rolf allen, wie schlau er ist: 20 Prozent der schon | |
| gekauften Steine gibt er in ein neues Unternehmen – Joint Venture – mit | |
| einem Finanzjongleur. Selbst nach dem Kauf gehörten ihm dann rein formal | |
| nur 80 Prozent. Das ist wie beim Zauberer im Zirkus: Hokuspokus und die | |
| Steine sind weg. Nur Rolf weiß, wo sie sind. | |
| Da kann der Kai nur verdutzt zugucken. Womöglich liegt er nun wieder mit | |
| Bauchgrummeln im Bett, jedenfalls hat er dazu noch gar nichts gesagt. Aber | |
| ganz bestimmt ist das gleich wieder vorbei. Auf die Freundschaft mit dem | |
| Rolf, dem alten Flunkerer, lässt der Kai nichts kommen. | |
| 10 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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