# taz.de -- Übergangsstadium wird verlängert: Südsudan verschiebt Wahlen | |
> Der südsudanesische Präsident Salva Kiir verschafft sich erneut mehr Zeit | |
> für die Wahlvorbereitungen. Unzählige Krisen lähmen das Land. | |
Bild: Der südsudanesische Präsident Salva Kiir hat die Wahlen erneut verschob… | |
Kampala taz | Südsudans Präsident Salva Kiir hat angekündigt, die im | |
Dezember anstehenden Wahlen zu verschieben. „Es ist zusätzliche Zeit | |
erforderlich, um wichtige Aufgaben vor den Wahlen zu erledigen“, lautet | |
eine offizielle Erklärung des Präsidentenbüros vom Freitag. Die Wahlen | |
sollen statt im Dezember dieses Jahres nun im Dezember 2026 stattfinden. Es | |
müsse zuvor eine neue Verfassung ausgearbeitet und eine Volkszählung | |
durchgeführt werden. | |
Diese Entscheidung kommt nicht überraschend. Südsudans Regierung | |
verschleppt seit Jahren sämtliche Vorbereitungen, um einen solchen | |
Wahlprozess anzugehen. Zwei Mal wurden die Wahlen bereits auf sämtlichen | |
Ebenen vertagt. Die letzte Volksabstimmung fand 2011 statt, als die | |
Südsudanesen in einem Referendum über ihre Unabhängigkeit vom nördlichen | |
Nachbarland Sudan abstimmten. Seitdem befindet sich das Land | |
verfassungsrechtlich im Übergangstadium, das ständig verlängert wird. | |
Kurz bevor die ersten südsudanesischen Wahlen in diesem jüngsten Land der | |
Welt 2015 hätten stattfinden sollen, wurde die Übergangsverfassung geändert | |
und die Amtszeit des Präsidenten und des Parlaments bis 2018 verlängert. | |
Dann kam der Bürgerkrieg und die Wahlen wurden erneut auf 2021 verschoben. | |
Im Friedensvertrag von 2018 zwischen den rivalisierenden Parteien [1][wurde | |
Salva Kiir als Präsident und dessen Gegenspieler Riek Machar als | |
Vizepräsident eingesetzt], um quasi die Macht zu teilen. | |
Mit diesem Friedensvertrag wurde 2018 der Bürgerkrieg, der fast [2][eine | |
halbe Million Tote forderte und eine Flüchtlings- und Hungerkatastrophe zur | |
Folge hatte,] offiziell beendet. Eine Übergangsphase wurde eingeleitet, in | |
welcher das Land stabilisiert werden sollte, bevor eine permanente | |
Verfassung und Neuwahlen stattfinden könnten. Ursprünglich angedacht war | |
die Abstimmung für 2023, sie wurden aber auf 2024 verschoben – und jetzt | |
auf 2026. | |
## Krieg im Nachbarland Sudan verschlimmert Krise | |
Südsudan ist bis heute gebeutelt von unzähligen Krisen, die die Regierung | |
lahmlegen. Die Übergangsregierung macht kaum Anstalten, die notwendigen | |
Schritte wie Volkszählung oder die Registrierung politischer Parteien | |
durchzuziehen. Der Ausbruch des Krieges [3][im nördlichen Nachbarland | |
Sudan] macht die Lage nun für die Südsudanesen noch schlimmer. Rund eine | |
halbe Million südsudanesische Flüchtlinge, die in Sudan Schutz gefunden | |
hatten, kamen innerhalb des vergangenen Jahres zurück in ihre Heimat | |
Südsudan. Sie leben dort meist in Vertriebenenlagern. | |
Schätzungsweise neun Millionen Menschen – rund 73 Prozent der Bevölkerung | |
des Landes – sind nach UN-Angaben in diesem Jahr auf humanitäre Hilfe | |
angewiesen. | |
Dürreperioden gefolgt von extremen Überschwemmungen wie in diesen Tagen, | |
seitdem nun die Regenzeit wieder einsetzt, verschlechtern die humanitäre | |
Lage gravierend. Weite Landstriche sind derzeit durch Fluten nicht | |
zugänglich. Hinzu kommt eine Wirtschaftskrise, die zur Folge hat, dass seit | |
fast einem Jahr keine Gehälter mehr für Staatsbedienstete ausbezahlt | |
wurden. | |
Grund dafür war die Zerstörung der Ölpipeline, die von Südsudans Ölfeldern | |
via Sudan führt und durch den Krieg im Sudan zerstört wurde. Rohöl ist die | |
wichtigste Einkommensquelle für den Staatshaushalt. Seitdem die Ölexporte | |
im Februar unterbrochen wurden, ist das Land finanziell quasi lahmgelegt. | |
## Große Sorge vor Gewalt bei Wahlen | |
In einer kürzlich durchgeführten, repräsentativen Umfrage unter | |
Südsudanesen, [4][die in einer Studie der deutschen | |
Friedrich-Ebert-Stiftung] vom Juni dieses Jahres analysiert wurde, | |
befürchten 57 Prozent der Befragten, dass das Risiko von Gewalt im Zuge der | |
Wahlen „sehr hoch“ sei. 38 Prozent befürchten sogar, dass Wahlen zu einem | |
weiteren Bürgerkrieg führen könnten. | |
Während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates im März warnte Jean-Pierre | |
Lacroix, UN-Unter-Generalsekretär für Friedenseinsätze, dass ein | |
Missmanagement der Wahlen im Südsudan ein enormes „Gewaltpotenzial mit | |
katastrophalen Folgen für ein bereits fragiles Land und die gesamte Region“ | |
haben könne. | |
16 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Regierungsbildung-im-Suedsudan/!5665587 | |
[2] /Hunderte-Tote-in-Suedsudan/!5687340 | |
[3] /Sudan-Gespraeche-bringen-wenig/!6029615 | |
[4] https://library.fes.de/pdf-files/bueros/suedsudan/21307-20240627.pdf | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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