# taz.de -- Lage im Südsudan: Hoffnung auf Ende des Krieges | |
> Nach Jahren des Exils ist Oppositionsführer Riek Machar zurückgekehrt. Ob | |
> das vereinbarte Friedensabkommen hält, ist unklar. | |
Bild: Zur Unterzeichnung eines Friedensabkommens ist Südsudans Rebellenführer… | |
NAIROBI taz | Etwas mehr als zwei Jahre, nachdem der südsudanesische | |
Rebellenführer Riek Machar zu Fuß und im Pyjama aus seiner Heimat geflohen | |
war, ist er am Mittwoch als VIP auf dem Flughafen der Hauptstadt Juba von | |
seinem Rivalen, Präsident Salva Kiir, empfangen worden. Oppositionsführer | |
Machar nahm an einer Zeremonie zur Feier des neuen Friedensabkommens teil, | |
das im September unterzeichnet worden war. Es ist der dritte Versuch | |
Machars, als Vizepräsident mit Kiir gemeinsam das Land zu führen. | |
Obwohl von Frieden noch wenig zu merken ist, verstärkt die Anwesenheit von | |
Machar die Hoffnung auf Zusammenarbeit. Seine Rückkehr ist ein Risiko – | |
schon 2013 musste er fliehen, nachdem Kiir ihm vorwarf, einen Putsch | |
vorbereitet zu haben. Das Forschungsinstitut SUDD zeigt sich optimistisch: | |
„Ich glaube, dass es wirklich der Wunsch beider Führer ist, den Konflikt zu | |
beenden“, sagt Augustino Ting Mayai vom Institut. | |
Obwohl Machars Anhänger sich um seine Sicherheit sorgen, kam er ohne | |
Truppen nach Juba. Offenbar scheinen ihm die Anwesenheit von Staatschefs | |
aus der Region und internationaler Botschafter ausreichend Sicherheit. Ob | |
er jetzt in Juba bleibt oder vorläufig wieder ins Ausland geht, ist | |
unbekannt. Schließlich ist die Umsetzung des Friedensabkommens noch nicht | |
abgeschlossen. | |
Auch die Waffen schweigen noch immer nicht, trotz eines Waffenstilstandes | |
und des Aufrufs von Kiir und Machar an ihre Truppen, sich daran zu halten. | |
Anfang dieser Woche klagte das Welternährungsprogramm, noch immer würde | |
zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekämpft, sodass Menschen, die | |
dringend Nahrung brauchen, nicht erreicht werden können. | |
## Viele Tote, viele Geflüchtete | |
Seit Beginn des Krieges 2013 sind beinahe 400.000 Menschen durch Gewalt | |
oder mangelnde Gesundheitsversorgung ums Leben gekommen. Beinahe 2,5 | |
Millionen Menschen sind ins Ausland geflohen. | |
Der Konflikt besteht vor allem zwischen der von Kiir repräsentierten | |
größten Bevölkerungsgruppe der Dinka und den von Machar vertretenen Nuer. | |
Aber seit 2016 haben auch die Equatorianen, eine Sammlung verschiedener | |
Völker im Süden des Landes, Milizen formiert. Militär und Rebellen werden | |
selten bezahlt – sie nutzen ihre Waffen, um sich von der Bevölkerung zu | |
beschaffen, was sie zum Leben brauchen. Viele von ihnen ziehen als | |
mordende, vergewaltigende und raubende Banden umher. | |
Schon zum Zeitpunkt seiner Unabhängigkeit 2011 war der Südsudan ein armes | |
und kaputtes Land nach Jahrzehnten Bürgerkrieg gegen die sudanesische | |
Regierung in Khartum. Die Regierung von Präsident Kiir zeichnete sich von | |
Anfang an durch ein gewaltiges Ausmaß von Korruption aus – auch, als Machar | |
Vizepräsident war. Ausländische Hilfe an die Regierung gibt es kaum noch – | |
die einzigen Einnahmen kommen aus der Erdölgewinnung. | |
Es war der sudanesische Präsident Omar al Bashir, der bei den letzten | |
Friedensabkommen vermittelt hat. Der ökonomisch ohnehin schon schwache | |
Sudan leidet wirtschaftlich unter dem Krieg, weil die Ölförderung unter den | |
Kämpfen zurückging. Das südsudanesische Öl wird nämlich durch eine | |
sudanesische Pipeline nach Port Sudan transportiert – Juba zahlt für den | |
Transport. | |
Das im September vereinbarte Friedensabkommen unterscheidet sich kaum von | |
früheren derartigen Versuchen, und wohl auch deshalb überwiegt die Skepsis. | |
Nicht nur im Ausland bestehen große Zweifel an seinen Chancen, sondern auch | |
im Südsudan selbst. Zwar jubelten in Juba Tausende dem Treffen beider | |
Politiker zu – aber viele blieben auch zu Hause und warten ab. Das Zentrum | |
für Frieden und Gerechtigkeit (CPJ) sagt in einer Erklärung, es gebe keinen | |
Grund zum Feiern. | |
1 Nov 2018 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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